Auch wenn die Mehrheit das Geschäftsklima eingetrübt sieht
Der Großteil der deutschen Unternehmen in Russland will seine Aktivität fortsetzen oder ausbauen, auch wenn das Geschäftsklima insgesamt nicht positiv wahrgenommen wird. Das ging aus der halbjährlichen AHK-Umfrage hervor, an der 141 Unternehmen teilgenommen haben. Bei einer Pressekonferenz im Moskauer Tass-Gebäude wurden die Ergebnisse heute vorgestellt.
“Es ist ein eindeutiges Ergebnis: Die deutsche Wirtschaft steht zum Partnerland Russland”, sagte der Präsident der AHK Russland Rainer Seele den anwesenden Journalisten. Drei Viertel der Befragten wollen ihre Beteiligung in Russland beibehalten oder gar ausbauen. Allerdings beurteilte weniger als ein Drittel die allgemeine Entwicklung positiv. Neben der Konjunkturlage in Russland wurden vor allem die Sanktionen als Störfaktor genannt.
Die allermeisten (92%) Befragten sprachen sich für einen Abbau der EU-Sanktionen aus. Auch die US-Sanktionen bereiten Probleme. “Die Sanktionen führen nicht zu den gewünschten Resultaten und behindern die Wirtschaft”, so AHK-Präsident Seele. Die AHK schätzt die durch Sanktionen entstandenen Kosten auf mehrere Milliarden Euro.
Gegen Sanktionen, für Nordstream 2
Thema des Fragenkatalogs war auch die Osteepipeline Nord Stream 2. Trotz des Sanktionsdrucks aus den USA hält die deutsche Wirtschaft an dem Projekt fest: 93 Prozent sprachen sich für den Bau der Pipeline aus. AHK-Präsident Seele: “Bei Nordstream 2 handelt es sich um ein rein wirtschaftliches Projekt, das nicht unnötig politisiert werden sollte”. Allein aufgrund des in Deutschland geplanten Kohle-Ausstiegs sei die Pipeline notwendig. Von einer Abhängigkeit könne nicht gesprochen werden: Russland habe sich in 50 Jahren Partnerschaft als verlässlicher Lieferant erwiesen.
Nahezu geschlossen wünschten sich die befragten Unternehmen wieder eine hochrangige Beteiligung aus Deutschland an den wichtigsten Foren und Messen in Russland, die seit der Einführung der Sanktionen 2014 sehr gering war. Mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat im Juni 2019 erstmals wieder ein deutscher Minister am Sankt Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum (SPIEF) teilgenommen.
An der halbjährlich durchgeführten Umfrage nahmen im Mai und Juni 141 Unternehmen aus verschiedensten Branchen teil. Laut Informationen der AHK beschäftigen die befragten Firmen fast 112.000 Mitarbeiter in Russland und setzten im Jahr 2018 fast 23 Milliarden Euro vor Ort um.
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