Tagesübersicht Russlandgeschäft: 31.08.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Mittwoch, den 31. August 2016. Das sind heute unsere Themen:


Stadler erhält Auftrag für Straßenbahnen in St. Petersburg

Der Schweizer Schienenfahrzeuge-Hersteller Stadler hat eine neu entwickelte Straßenbahn nach St. Petersburg verkauft.

Konkret handele es sich um 23 Breitspur-Straßenbahnen des Typs Metelitsa. Die Transport Concession Company aus der Zarenstadt habe die Fahrzeuge bestellt, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens vom 26. August.

Die Fahrzeuge für Russland würden größtenteils im Stadler-Werk in Minsk und in der Schweiz gefertigt. Eine Übergabe der ersten sechs Bahnen sei für Ende Juli 2017 geplant, teilte das Unternehmen mit.

Ein Prototyp der Breitspur-Bahn hatte bei einer Tram-Parade in Moskau bereits einen Publikumspreis gewonnen.

„Wir freuen uns sehr über diesen Auftrag und hoffen, dass wir mit unserer Metelitsa noch weitere Ausschreibungen in Russland gewinnen können“, sagt Peter Spuhler, Eigentümer und Group CEO von Stadler.

Der Bedarf sei groß: In Russland liefen derzeit mehrere Ausschreibungen für Breitspur-Strassenbahnen. Insgesamt gehe es um Tausende Strassenbahnen, die in den nächsten Monaten – vor allem auch in Hinblick auf die Fussball-WM 2018 in Russland – bestellt werden sollten.

Die Transport Concession Company entwickelt und baut das Tramnetz im Distrikt Krasnogwardejski, östlich von St. Petersburg. Die bei Stadler bestellten Metelitsa-Strassenbahnen sollen dort auf dem neuen Schienennetz bereits ab August 2017 fahren.

Der Auftrag sei für Stadler auch deshalb von großer Bedeutung, weil das Werk in Minsk als Folge der Erdöl- und Erdgaskrise und der damit verbundenen Rubelkrise nicht mehr voll ausgelastet war. “Mit der Bestellung aus St. Petersburg kann die Situation etwas entschärft werden. Zur vollen Auslastung des Werkes sind aber weitere Aufträge nötig“, teilt das Unternehmen mit. Darüber hinaus prüfe man weiterhin Verlagerungen von Aufträgen aus zentraleuropäischen Werken nach Minsk.


Ikea droht mit Kürzungen der Investitionen in Russland

Ikea hat gestern auf die andauernden Rechtsstreitigkeiten in Russland reagiert, in dem es mit Investitionskürzungen im Land drohte. „Gewisse Vorgänge in jüngster Zeit“ könnten Investitionsprojekte verlangsamen, hieß es vom schwedischen Möbelkonzern am gestrigen Dienstag.

Man habe Pläne, mehr als 100 Milliarden Rubel (rund 1,38 Milliarden Euro) in Russland zu investieren.

Zuvor hatte ein Gericht in Smolensk Ikea verurteilt, 507 Millionen Rubel (7 Millionen Euro) Strafe an den Geschäftsmann Konstantin Ponomarew zu zahlen. Bei dem bereits zehn Jahre andauernden Streit ging es um die Stromversorgung der Ikea-Filialen in St. Petersburg. Ikea kündigte an, gegen die Entscheidung vorzugehen.

Der Konzern strengte seinerseits bereits fünf Verfahren wegen Betrugs gegen Ponomarew an, die aber eingestellt wurden.

Das Verfahren ist jedoch bei weitem nicht das Einzige. Laut dem Magazin “Dengi“ sind es derzeit rund 500. Der Kommersant spricht von insgesamt 560 Fällen.

Erst im August war Ikeas Russland-Hauptquartier in Chimki durchsucht worden (Ostexperte.de berichtete). Dabei ging es darum, ob das Grundstück auf dem sich das Gebäude der Zentrale befindet.

Meist geht es bei den Streitigkeiten um Grundstücke mit einer schwierigen Vergangenheit, schreibt der Kommersant. Ikea erhält oftmals Böden ehemaliger Kolchosen. „Diese Grundstücke haben eine verworrene und meist sehr lange Privatisierungsgeschichte hinter sich. Alle nötigen Unterlagen dafür sind nicht aufzutreiben“, erklärt Sergei Schumilow von der Rechtsberatung Infralex. Wir empfehlen dazu, diesen ausführlichen Artikel des Kommersant zu lesen, den RBTH auf Deutsch übersetzt hat.

Ikea ist seit 2000 in Russland und hat hier 14 Möbelhäuser. Russland ist einer der größten Märkte für die Schweden.


Bericht: Petersburgs Gouverneur muss wegen des umstrittenen Stadion-Baus gehen

Georgij Poltawtschenko, der Gouverneur St. Petersburgs, wird seinen Posten nach der russischen Parlamentswahl am 18. September räumen, berichtet heute das Nachrichtenportal RBC (hier auf Englisch).

RBC sieht den Auslöser dafür in der Kontroverse um das Weltmeisterschafts-Stadion, das in Petersburg seit Jahren gebaut wird. Viele Skandale ranken sich um den Bau der Zenit-Arena. Die Kosten sind explodiert – auf eine Milliarde Dollar wird das Projekt insgesamt mittlerweile geschätzt. Kürzlich wurde der Generalauftragnehmer entlassen. Erst letzte Woche drohten Arbeiter wegen verzögerter Lohnzahlungen mit Streiks.

Darüber, ob es einen Zusammenhang zum Stadion-Bau gebe, wollte sich der Kreml nicht äußern. Man kommentiere keine Gerüchte.

Als Nachfolger für Poltawtschenko bringt RBC unter anderem Maxim Sokolow, den Transportminister und Sergej Naruschkin, den bisherigen Duma-Sprecher ins Gespräch.


Russland hebt ab 1. September Ausfuhrzölle auf Fisch auf

Russland hebt ab 1. September die Ausfuhrzölle für bestimmte Arten von Fisch und Fischprodukte auf, berichtete gestern die Nachrichtenagentur Interfax. Der Schritt werde im Rahmen der Verpflichtungen durch den WTO-Beitritt Russlands unternommen, teilte die Föderale Fischereibehörde mit.

Laut Statistikdienst Rosstat sei die Ausfuhr von Fisch- und Fischprodukten von Januar bis Juli 2016 um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen und belief sich auf 980.200 Tonnen.