Tagesübersicht Russlandgeschäft: 21.03.2016

Deutsche Wirtschaft erwartet lange Krise in Russland, S&P bestätigt BB+-Rating und Parmesan kann aus San Marino nach Russland kommen

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft für Montag, den 21. März 2016. Heute ist neben dem Wochen- auch Frühlingsbeginn und das sind unsere Themen:


Michael Harms: Deutsche Wirtschaft erwartet lange Krise in Russland

Der scheidende Vorsitzende der AHK Russland, Michael Harms, hat der Deutschen Presse-Agentur ein Interview gegeben. Die deutschen Unternehmer stellten sich wegen der tiefen Wirtschaftskrise in Russland auf eine lange Durststrecke in dem einstigen Hoffnungsmarkt ein. “Wo sind die Branchen, die richtig explodieren und über die Rohstoffwirtschaft hinaus Wachstum erzeugen können? Diese Frage ist nicht beantwortet“, sagte er.

Man werde sich von den hohen Wachstumsraten, die man in Russland lange hatte, mittelfristig verabschieden müssen, erklärte Harms, dessen Nachfolger am 31. März gewählt wird (und der wohl Matthias Schepp wird). Harms wechselt zum 1. April in den Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft.

In der deutschen Wirtschaft macht das Wort vom “Überwintern” die Runde. Investitionen würden zurückgefahren, Stellen abgebaut, sagte Harms der DPA. Die deutschen Unternehmen gäben den russischen Markt nicht auf, dennoch sei die Stimmung laut der aktuellen AHK-Geschäftsklima-Umfrage historisch schlecht.

Er warnte zudem davor, die wirtschaftspolitische Debatte über Russland auf die Sanktionen zu reduzieren. Die Strafmaßnahmen seien nur ein kleiner Teil der Probleme, die die schwierige Wirtschaftslage verursacht hätten. Er warb jedoch dafür, diese schrittweise abzubauen. Allerdings werde sich Russland dann „nicht über Nacht in ein Paradies verwandeln“.

Schmerzhafte Strukturreformen seien für Harms den Schlüssel zum Wandel in Russland. Davor scheue die russische Regierung “schon viel zu lange zurück”.


S&P bestätigt Rating BB+ mit negativem Ausblick

Die internationale Rating-Agentur Standard & Poor’s hat die Bewertung der langfristigen Kreditwürdigkeit Russlands in Fremdwährung auf „BB+“ mit negativem Ausblick bestätigt und in nationaler Währung bei “BBB-“. Das teilte die Agentur am 17. März laut TASS mit.

Das kurzfristige Rating in Fremdwährung bleibe bei “B“ und in nationaler Währung bei “A-3“. Die Agentur erwartet, dass das russische BIP 2016 um 1,4 Prozent sinken wird. Ab 2017 sei ein Wachstum wieder wahrscheinlich und liege zwischen 2016 und 2019 bei durchschnittlich 0,5 Prozent im Jahr. Die aktuellen Konjunkturerwartungen für Russland haben wir auch in diesem Artikel für Sie zusammengefasst.


Fleisch und Käse soll aus San Marino nach Russland kommen

San Marino – wo liegt das noch? Mitten in Italien liegt der Zwergstaat mit etwas mehr als 30.000 Einwohnern. Und doch soll das winzige Land für das größte Land der Welt, Russland, eine wichtige Rolle spielen.

Von dort sollen nun nämlich durch die russischen Gegensanktionen verbannter Käse und Fleisch nach Russland kommen. Das berichtete die russische Regierungszeitung Rossijskaja Gazeta am Freitag. Ihr zufolge sei ein Abkommen zwischen russischen Geschäftsleuten und den Behörden San Marinos unterzeichnet worden. Details zu dem Deal wolle man aber erst später bekannt geben.

San Marino falle nämlich nicht unter das russische Import-Embargo und könne Russland mit Parmesan und Prosciutto versorgen, sagte ein russischer Geschäftsmann der Zeitung. Die Produkte würden allerdings nur in kleinen Mengen nach Russland exportiert werden und richteten sich eher an betuchtere Russen. Viele Parmesanproduzenten dürfte es in dem kleinen Land auch nicht geben.

Das klingt wie ein Versuch, die Sanktionen zu umgehen? Ja, Rosselchosnadsor, die russische Agraraufsicht, sieht das auch so. Sie meldete sich am Freitag dazu zu Wort. Man werde nicht zulassen, dass das Embargo über San Marino umgangen werde, zitierte die Nachrichtenagentur TASS die Behörde. Auf der Website von Rosselchosnadsor ist nur eine Firma aus San Marino mit Lizenz für den Import Fleischprodukte aufgeführt.


Flugtickets werden möglicherweise teurer

Die russischen Zeitungen Vedomosti und Kommersant berichten heute, dass Flugtickets wegen einer geplanten Infrastrukturabgabe für Flughäfen möglicherweise teurer werden könnten. Die Flughäfen gäben die Erhöhung an die Fluglinien weiter.

Zusätzliche Kosten von bis zu drei Milliarden Rubel kämen nun auf die Fluggesellschaften zu, behaupten diese. Experten schätzen, dass die Flugtickets um 1,5 Prozent teurer werden könnten.