Tagesübersicht Russlandgeschäft: 17.06.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Freitag, den 17. Juni 2016. Das sind heute unsere Themen für Sie:


Erster Tag des Petersburger Wirtschaftsforums: Die Highlights

Gestern hat das St. Petersburg International Economic Forum (SPIEF) eröffnet. Hier einige der wichtigsten Äußerungen des ersten Tages. Das Forum dauert noch bis Samstag, den 18. Juni an.

Der erstmals seit 2014 nach Russland gereiste EU-Kommisionspräsident Jean-Claude Juncker sprach sich in seiner Rede (hier zum Nachlesen) für einen Dialog mit Russland aus. Russland habe die Prinzipien der europäischen Sicherheitsstruktur erschüttert. “Das darf nicht ignoriert werden. Aber wir müssen im Gespräch bleiben“, betonte er. Für eine Aufhebung der Sanktionen sei die vollständige Erfüllung von Minsk-2 erforderlich. „Darin ist sich die EU einig“, sagte Juncker. Zum umstrittenen Pipeline-Projekt Nord Stream 2 sagte er nichts. Später traf er sich mit dem russischen Präsidenten Putin zum Gespräch.

Ebenfalls viel Beachtung fanden die Äußerungen des ehemaligen französischen Präsidenten Nikolas Sarkozy. Er forderte „den Stärkeren“, Russland, auf, den ersten Schritt bei der Aufhebung der Sanktionen zu machen. „Ich denke, wir müssen die Sanktionen entfernen. Der Stärkere muss zuerst die Hand ausstrecken […] Die stärkste Seite hier ist Russland und Präsident Putin”, sagte Sarkozy. Sarkozys Stimme habe aber nur symbolisches Gewicht und seine Äußerungen seien vor allem an die russische Bevölkerung gerichtet gewesen – frei nach dem Motto: Wenn du eingeladen bist, sage etwas Nettes“ – analysierte das ein russischer Experte bei Vedomosti.

Der Aufforderung erteilte dann auch Wirtschaftsentwicklungsminister Alexej Uljukajew sogleich eine Absage: Man bereite schon die Dokumente für eine Sanktionsverlängerung vor und habe nicht vor, die Sanktionen aufzuheben.

Ebenfalls symbolisch äußerte sich UN-Generalsekretär Ban Ki-moon: Man müsse die Kommunikation stärken und Brücken statt Mauern bauen, sagte er. „Nur eine Kompromiss, Dialog und die gemeinsamen Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft mit der Teilnahme Russlands kann den Weg nach vorne bereiten”.

Das russische Öl-Unternehmen Lukoil kündigte auf dem Forum an, dass man seine europäischen Aktiva verkaufen wolle. Die Vermögenswerte in Italien, Rumänien, Bulgarien und den Niederlanden sollten zusammen oder separat verkauft werden, sagte Lukoil-Präsident Wagit Alekperow. Die Europäischen Assets seien für das Unternehmen „nicht strategisch“, beschrieb er gegenüber RBC. Man habe sich in den vergangenen Jahren überwiegend auf die Exploration und Entwicklung von Öl- und Gasfeldern fokussiert.

Der Ex-Finanzminister und Vorsitzende des Zentrums für Strategische Forschung, Alexej Kudrin, nannte auf dem Forum seine Vorhersagen für den Ölpreis. Sie blieben in den nächsten drei Jahren volatil und lägen wahrscheinlich zwischen 40 und 60 Dollar pro Barrel.


Vorschau für den zweiten Tag des SPIEF

Heute spricht der russische Präsident Putin auf dem Forum.

Aus deutscher Sicht findet momentan das spannendste Panel statt. „Russia–Germany: Improving the competitive edge of the Russian and German economies via cooperation in Industry 4.0 applications“ (mit Video der Diskussion). Unter anderem sind dabei: Klaus Mangold, Honorarkonsul der russischen Föderation in Baden-Württemberg und Mitglied in den Aufsichtsräten verschiedener deutscher Unternehmen, dann Wolfgang Büchele, Ost-Ausschuss-Vorsitzender und Linde-Chef sowie Klaus Schäfer, Chef der E-On-Abspaltung Uniper.

Mehr zum Forum aus deutscher Sicht lesen Sie hier.


Russland verbietet Verkauf von Durex-Kondomen

Russland hat die populären Kondome der Marke Durex in Russland vom Verkauf in Apotheken ausgeschlossen. Aber nicht etwa aus Gesundheitsgefahr, sondern aus bürokratischen Gründen. Das Produkt sei nicht richtig bei den Gesundheitsbehörden des Landes registriert worden, sagte Michail Muraschko, der Chef der Föderalen Gesundheitsaufsicht Rossdrawnadsor laut RBC.

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Siebenhaar Antriebstechnik investiert 30 Millionen Euro in Twer

Der Antriebstechnik-Hersteller Siebenhaar aus Hofgeismar bei Kassel beabsichtigt, in der russischen Stadt Twer zu produzieren. Das Unternehmen, das auf Planetengetriebe und Seilwinden spezialisiert ist, will dazu insgesamt 30 Millionen Euro investieren, gab Siebenhaar-Generaldirektor Jamshid Yektai laut eTver.ru am gestrigen 16. Juni bekannt.

Dazu werde die juristische Person “Twerskoj Reduktornyj Sawod” registriert. Im Industriepark “Raslowo” werde dann eine Anlage gebaut. Das Unternehmen will in Zukunft ein Lokalisierungs-Niveau von 100 Prozent erreichen.

Die Landesregierung des Twerer Gebiets betonte, sie sei bereit, das Unternehmen bei der Entwicklung der Produktion zu helfen und zu unterstützen. Mit Deutschland gebe es schon lange eine wirtschaftliche Partnerschaft, sagte Igor Rudenja, der seit März der Gouverneur der Region ist.