Tagesübersicht Russlandgeschäft: 04.02.2016

Seehofers Moskau-Besuch, Komplimente, ein StartUp-Ranking und die längere Rezession Russlands – die Tagesübersicht Russlandgeschäft am 4. Februar 2016.

Helau und Alaaf an alle, die es interessiert. Heute beginnt um 11.11 Uhr der Karneval in einigen deutschen Städten. Wir machen unbeirrt weiter. Hier kommt für Sie die Tagesübersicht Russlandgeschäft für Donnerstag, den 4. Februar 2016.


Russische Zentralbank: Rezession dauert länger

Die Rezession Russlands wird wohl länger dauern, schätzt die russische Zentralbank. „Die Statistiken zur Industrieproduktion für Dezember zeigen, dass die Produktion in den Hauptbereichen weiter fällt. Das gibt Grund zur Annahme, dass der Abschwung der russischen Wirtschaft länger andauern wird als zuvor prognostiziert“, heißt es von der Bank.

Der Hauptgrund dafür sei der Ölpreis-Verfall in den kommenden Monaten. „Die makroökonomischen Daten des vergangenen Monats belegen die Annahme, die wir im Januar geäußert haben: die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer verlängerten Rezession in der ersten Hälfte des Jahres 2016.“

Die Wahrscheinlichkeit einer Einigung mit der OPEC über einen geringen Ausstoß sei derzeit gering, hieß es weiter von der Zentralbank.


Außenminister Lawrow äußert sich positiv über deutsche Wirtschaft

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat sich in einem Interview mit dem italienischen Magazin „Limes“ positiv über die deutsche Wirtschaft geäußert. Obwohl die Kooperation abgenommen habe, sei Deutschland für Russland weiterhin ein Haupt-Partner.

„Die deutschen Gesamtinvestitionen liegen bei über 11,6 Milliarden Dollar“, sagte er. Rund 6.000 Unternehmen mit deutschem Kapital sind auf unserem Markt aktiv. Sie machen einen Umsatz von über 50 Milliarden Dollar.“ Der Dialog zwischen den Ländern sei nie abgebrochen. Langfristig sei es im Interesse beider Völker, das positive Potenzial zu erhalten und zu verstärken, dass in den letzten Dekaden aufgebaut worden sei.

Zuletzt hatten russische Offizielle sich auch zur Beziehung mit Deutschlands Nachbarn Österreich positiv geäußert. Wirtschaftsentwicklungsminister Uljukajew hatte österreichische Unternehmen etwa aufgefordert, aktiv an den neuen Privatisierungsbestrebungen Russlands teilzunehmen.

Momentan besuchen sowohl deutsche (Bayerns Ministerpräsident Seehofer) als auch österreichische (Vize-Kanzler Mitterlehner) Delegationen Moskau.


Seehofers Moskau-Besuch

Sie werden schon gehört haben, dass der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) seit gestern in Moskau ist. Am Mittwochabend traf er sich dann auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Seehofer warb dort für eine Lockerung der Sanktionen in „überschaubarer Zeit“.

Putin hob bei dem Treffen hervor, dass das Handelsvolumen zwischen Russland und Bayern sehr groß sei und 20 Prozent der russisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen bayrische Wirtschaftsbeziehungen seien. „Etwa 1600 bayrische Unternehmen arbeiten hier [in Russland]. Sie arbeiten in der Elektronikbranche, dem Maschinenbau und dem Baugewerbe, einfach in allen Branchen“. Die Hälfte der Investitionsprojekte, die Deutschland in Russland habe, seien bayerischen Ursprungs, weshalb Seehofer ein besonders gern gesehener Gast sei.

Hier der Link zum englischen Protokoll auf der Website des Kremls.

Die bayrischen Firmen erwarten, dass Seehofer auch ein Ende der Sanktionen anspricht, die der Wirtschaft des Freistaats sehr schaden. Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft, Bertram Brossard, sagte etwa dem Deutschlandfunk: “Fakt ist, dass wir im letzten Jahr über 30 Prozent unseres Exportes nach Russland verloren haben, während wir ein Jahr zuvor schon knapp 14 Prozent verloren hatten.”

Seehofer gab zuvor TASS ein Interview. RBTH hat es auf Deutsch übersetzt.

Für heute sind Treffen mit Industrieminister Denis Manturow, Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew sowie Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin geplant.

Nachtrag 6.2.:

Hier finden Sie ein Video des Besuchs von TV-Bayern mit Statements von bayrischen-russischen Wirtschaftsverbänden.


Moskaus Transportministerium droht Uber mit Verbot

Das Moskauer Transportministerium hat der Taxi-App „Uber“ damit gedroht, sie aus der Stadt zu verbannen, wenn sie kein Abkommen mit den Behörden unterzeichnet. Das sagte der Chef der Behörde, Maxim Liksutov, gestern in einem Radiointerview.

Bis zum Ende des Monats habe das Unternehmen Zeit, die Vereinbarung zu unterzeichnen, die nur noch registrierte Taxifahrer erlaubt und ein Mitteilen der Routen der Passagiere vorsieht. Das Abkommen sei nötig, weil die föderale Gesetzgebung Online-Taxi-Dienste wie Uber nicht eindeutig reguliere.

Andere Anbieter wie Gett oder Yandex.Taxi hätten das Papier bereits unterzeichnet, schreibt RBC. Uber sei bereits kurz davor gewesen, zu unterschreiben, habe dann aber um Aufschub gebeten. Laut Uber arbeite man noch an der Vereinbarung und werde einen Vorschlag vorlegen, der beiden Seiten passe. Die Verzögerung sei auch der Größe des Unternehmens geschuldet.

Uber unterscheidet sich dadurch von den Diensten, dass es neben regulären Taxis auch private Fahrer vermittelt.

Lesen Sie dazu auch diesen Artikel aus der Moskauer Deutschen Zeitung.


GTAI-Übersicht: Wirtschaftstrends kompakt für Russland

Germany Trade and Invest (GTAI) hat gestern eine nützliche Übersicht über die aktuellen Wirtschaftstrends in Russland veröffentlicht. Dort ist unter anderem aufgelistet, wie groß das Marktpotenzial für deutsche Unternehmen in bestimmten Branchen ist. Bei den meisten zeigt dabei leider ein roter Pfeil nach unten. Chancen böten allerdings der Chemie-Sektor, die Landwirtschaft und der Lebensmittel-Bereich.

Hier finden Sie das Dokument.


Ranking für russische StartUps veröffentlicht

RBTH hat ein neues Ranking russischer StartUps veröffentlicht. Vielleicht kennen Sie die Messenger-App Telegram, aber sonst? In dem Ranking sind die vielversprechendsten der Online-Unternehmen aufgelistet – jeweils mit kurzer Beschreibung (auf Englisch).


Lesetipp: Interessantes Urteil – EuGH hebt Sanktionen gegen Privatpersonen auf

Wir haben für Sie einen interessanten Lesetipp. Das Wirtschaftsblatt aus Österreich berichtet davon, dass ein erstinstanzliches EU-Gericht erstmals Sanktionen gegen Einzelpersonen aufgehoben hat. Nun können sich auch Unternehmen Chancen auf Schadenersatz ausrechnen.