Siemens zieht Konsequenzen aus Krim-Affäre

Turbinen auf der Krim – Siemens zieht Konsequenzen

Vier Siemens-Turbinen sind trotz Russland-Sanktionen illegal auf die Krim geliefert worden. Nun zieht der deutsche Konzern Konsequenzen für die Zukunft.

Siemens will laut RIA in Russland künftig keine Ausrüstung zur Stromerzeugung im Rahmen von Staatsaufträgen bereitstellen. Der Grund dafür ist die illegale Lieferung von Siemens-Turbinen auf die Krim. Ursprünglich waren die Turbinen für die Halbinsel Taman in der Region Krasnodar vorgesehen. Zudem trennt sich Siemens von seiner Minderheitsbeteiligung (45,7%) am russischen Unternehmen ZAO Interautomatika, das Produkte und Dienstleistungen in Kraftwerken anbietet.

Alle bestehenden Verträge mit staatlichen Kunden, die sich auf die Lieferung von Ausrüstung für Kraftwerke beziehen, sollen gestoppt werden. Zudem hat Siemens angekündigt, ein internes Kontrollsystem einzuführen. Auch an der Anzeige gegen die Verantwortlichen des russischen Partners Technopromexport (TPE) sowie an der Klage auf Einhaltung der Verträge will der deutsche Konzern festhalten. Zudem sollen die vier Turbinen von der Krim entfernt werden.

Siemens hält an Klage gegen russische Partner fest

In einer Erklärung gab Siemens an, man habe verlässliche Informationen erhalten, dass vier Gas-Turbinen im Sommer 2016 modifiziert und entgegen vertraglicher Vereinbarungen illegal auf die Krim geliefert wurden. Zuvor berichteten Medien, dass nur zwei von vier Siemens-Turbinen betroffen seien. Der Siemens-Partner Technopromexport, eine russische Tochterfirma des Staatskonzerns Rostech, gab darauf an, die Turbinen auf dem Zweitmarkt erworben zu haben.

Siemens geht vor einem Arbitragegericht in Moskau nicht nur gegen TPE vor, sondern auch gegen den russischen Energiemaschinen-Hersteller Power Machines, dessen Chef Roman Filippow kürzlich zurückgetreten ist. Vor einer Woche wurde er wegen Ermittlungen zum Verrat von Staatsgeheimnissen festgenommen und verhört. Noch ist unklar, ob der Vorfall mit der Krim-Affäre zusammenhängt. Siemens hält die Mehrheit an einem Joint-Venture mit Power Machines.

Turbinen für Kraftwerke in Sewastopol und Simferopol

Die beiden Unternehmen haben 2015 ein Werk bei Sankt Petersburg eröffnet. Auch die Gas-Turbinen, die auf der Krim gelandet sind, sollen aus gemeinsamer Produktion stammen. Bereits vor einem Jahr erklärte ein Insider, dass Power Machines erwäge, die Turbinen auf die Krim zu liefern. „Siemens und alle seine Tochtergesellschaften und Joint Ventures in Russland liefern keine Ausrüstung, die für Anlagen auf der Krim bestimmt sind“, dementierte wiederum Siemens.

Laut Wedomosti hätten die Gas-Turbinen sanktionswidrig in zwei Kombikraftwerken in der Nähe von Sewastopol bzw. Simferopol installiert werden sollen. Die zuletzt bis zum 23. Juni 2018 verlängerten Sanktionen verbieten EU-Unternehmen, Technologien zur Energiegewinnung auf die Krim zu liefern. Vertraglich war ursprünglich die Lieferung an ein Kraftwerk auf der russischen Halbinsel Taman vorgesehen, die nur wenige Seemeilen von der Krim entfernt liegt.

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