Schnurow: “An die Demokratie zu glauben, ist dumm”

Schnurows Interview mit der Deutschen Welle

Die Deutsche Welle, die zuletzt mehrmals mit dem russischen Politik-Establishment aneinandergeraten war, hat den Rüpel-Rocker Sergej Schnurow interviewt. Der Musiker und seit kurzem Politiker sprach über seine Beweggründe und die russische Demokratie.

Das amüsante Interview kam – für deutsche Medien untypisch – ohne längst bekannte Putin-Seitenhiebe aus. Schnurow gab sich dabei selbstironisch, ambitioniert und vor allem demokratisch gesinnt. Es sei dumm, an die Demokratie zu glauben, denn sie sei “keine Art von Transzendenz”, sondern müsse aufgebaut werden. “Demokratie ist das, was Sie selbst tun müssen. Wenn wir unsere Hände in den Schoß legen und uns nicht weiter in diese Richtung bewegen, dann wird es definitiv niemals Demokratie geben.”

Der Sänger der russischen Rockband “Leningrad” ist seit Februar Mitglied der „Partija Rosta“ („Partei des Wachstums“) des reichen Unternehmers Boris Titow. Schnurow begründet diese Entscheidung damit, dass er nun “etwas Praktisches” tun wolle. Er habe sich die verschiedenen Parteien angesehen und halte die Partei der Unternehmer für die passendste. “Vielleicht sind das alles Illusionen, und die werden bald enttäuscht. Aber lasst mich ihnen doch folgen, lasst mich tun, was ich tue. Ich finde das gerade ganz spannend.”

Außerdem sprach er über seine Corona-Isolation, was für ihn Unternehmertum bedeutet und den Oppositionellen Alexei Nawalny. Das vollständige Interview könnt ihr hier lesen.

Immer wieder treten in Russland schillernde Figuren aus Musik und Popkultur in die Politik ein. Kritikern zufolge komme das dem Kreml nicht ungelegen, da auf diese Weise eine Opposition sichtbar wird, die aber kaum Chancen auf Wahlsiege hat.

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