Sanktionen gegen Rusal schaden auch US-Unternehmen
Whirlpool, Boeing, Ford – viele US-Unternehmen spüren negative Konsequenzen infolge von Sanktionen, die Washington im April gegen den russischen Aluminiumproduzenten Rusal angekündigt hatte. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung Wedomosti.
Die von den USA angedrohten Strafmaßnahmen gegen den zweitgrößten Aluminiumhersteller der Welt, den russischen Konzern Rusal, verursachen eine Krise auf dem globalen Metallmarkt. Einige Unternehmen begrenzen die Weiterverwertung von bereits erworbenen Aluminiumbeständen, andere potenzielle Käufer stornieren oder verzögern geplante Bestellungen. Die infolge von Sanktionen entstandene Volatilität der Aluminiumpreise betrifft zahlreiche Branchen, von der Bierherstellung bis zum Flugzeugbau.
Auch US-amerikanische Unternehmen sind indirekt von den Strafmaßnahmen betroffen. Jeff Henderson, Chef des Branchenverbands Aluminum Extruders Council (AEC), berichtet von „erschrockenen“ Reaktionen in der Industrie. Mitte April sind die Preise an der Londoner Metallbörse (LME) kräftig angezogen. Für den Preisauftrieb gab es einen Grund: Die LME und die Metallbörse Comex in New York kündigten an, zum 17. April kein Aluminium von Rusal in ihre Lager aufzunehmen. Die Einschnitte sind enorm. „Wir brauchen das Material von Rusal“, zitiert das Handelsblatt einen Rohstoffexperten von BMO Capital Markets.
Aluminiumpreise unterliegen starken Schwankungen
Zwei Wochen nach Einführung der Sanktionen gegen Rusal stieg der Aluminiumpreis um 35% auf 2.700 Dollar pro Tonne. Doch kurz nach Ankündigung des auf der US-Sanktionsliste stehenden russischen Milliardärs Oleg Deripaska, die Kontrolle an der übergeordneten En+ Group abzugeben, sind die Preise wieder leicht gesunken.
Zudem hoffen einige Händler auf den Einfluss der EU, deren Unternehmen ebenfalls unter hohen Aluminiumpreisen leiden. Kurz nach Staatsbesuchen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron sowie der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in den USA wurde die Frist, um Beteiligungen an Rusal abzugeben, vom 7. Mai auf den 6. Juni 2018 verlängert. Dennoch ist Aluminium laut Wedomosti derzeit 17% teurer als vor Ankündigung der Sanktionen. Außerdem gibt es bisher keinen eindeutigen Interessenten für die Übernahme von Deripaskas Anteilen.
Nach Angaben der WSJ Market Data Group befindet sich die Preisvolatilität auf dem höchsten Stand seit Beginn der Messung im Jahr 1997. Laut Wedomosti äußert sich die US-Wirtschaft besorgt über die starken Preisschwankungen. Die US-Notenbank wiederum befürchtet eine Beschleunigung der Inflation – ein möglicher Grund zur Anhebung des Leitzinses.
Ein weiterer Faktor, der den Metallpreis beeinflusst, sind die von US-Präsident Donald Trump verordneten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Kürzlich hatte der russische Stahlhersteller NLMK um eine Ausnahmeregelung gebeten, weil ansonsten Jobverluste in seinen Fabriken in den US-Bundesstaaten Pennsylvania und Indiana drohen.
Whirlpool, Boeing und Ford leiden unter Sanktionen
Nach Angaben der russischen Verbands der Aluminiumproduzenten stillte die Branche 2017 rund 12% des US-Bedarfs. Analysten zufolge werden sich die Auslandslieferungen von Rusal in den nächsten sechs Monaten halbieren. US-Häfen in Baltimore und Houston haben angekündigt, aus Angst vor Sanktionen keine Metalle von Rusal anzunehmen. Mike Rapport, Präsident von Merit Aluminum in Kalifornien, berichtet über panische Reaktionen in der Branche: „Es ist ein Irrenhaus.“ Sein Unternehmen, das unter anderem Fensterrahmen und Komponenten für Autos produziert, musste infolge der Sanktionen eine geplante Werkserweiterung annullieren.
Laut Wedomosti haben die Sanktionen auch negative Effekte auf US-Konzerne wie Boeing, Ford und den Baumaschinenhersteller Caterpillar. Besonders stark betroffen ist Whirlpool, ein Hersteller von Haushaltsgroßgeräten, dessen Aktien um 18% gefallen sind.