So will Oleg Deripaska neue US-Sanktionen abwenden

So will Oleg Deripaska neue US-Sanktionen abwenden

Die US-Regierung droht dem russischen Mischkonzern En+ mit schwerwiegenden Sanktionen. Laut US-Finanzministerium könnten Strafmaßnahmen nur abgewendet werden, wenn der Eigentümer Oleg Deripaska seine Beteiligung reduziert. Nach Angaben der Financial Times will der Oligarch offenbar auf den Vorschlag aus Washington eingehen.

Die En+ Group, zu der unter anderem der Aluminiumkonzern Rusal zählt, könnte von US-Sanktionen verschont werden. Der Eigentümer Oleg Deripaska, der auf der US-Sanktionsliste steht, will seinen Anteil am Mischkonzern von 70% auf weniger als 45% reduzieren. Damit reagiert er auf einen Vorschlag der zuständigen US-Kontrollbehörde OFAC. Oleg Deripaskas Anteile am Unternehmen, das an der Börse in London gelistet ist, sollen größtenteils an die russische VTB-Bank transferiert werden.

Im April 2018 verhängten die USA umfassende Sanktionen gegen Oleg Deripaska und acht von Deripaska kontrollierte Unternehmen. Die Sanktionen verbieten US-Bürgern und US-Unternehmen, Geschäfte mit betroffenen Firmen abzuwickeln. Zudem stehen Personen und Organisationen aus Drittländern im Visier, die gleichzeitig auf dem US-Markt tätig sind. Kurz nach Androhung neuer US-Sanktionen sind die Aluminiumexporte von Rusal im April stark eingebrochen. Die Londoner Metallbörse (LME) kündigte an, ab dem 17. April keine Erzeugnisse von Rusal in ihrem Lager aufzunehmen. Seither fürchtet das Unternehmen um seine Zukunft und bemüht sich um eine Lösung, die das US-Finanzministerium zufriedenstellt.

„Erfolgreiches“ Szenario für die US-Regierung

Bisher hat Washington nicht auf Deripaskas Vorschlag reagiert. Experten vermuten, dass der Oligarch seinen Anteil lediglich bei VTB parken will, bis die Sanktionen gegen ihn aufgehoben werden. Die VTB-Bank unterhält enge Verbindungen zum Kreml. Ihr CEO Andrej Kostin steht selbst auf der US-Sanktionsliste. Die mit dem Anteil verbundenen Stimmrechte sollen an zwei von En+ ernannten US-Bürger übertragen werden. Dies wäre ein „erfolgreiches“ Szenario für Washington, erklärte eine anonyme Quelle gegenüber Financial Times. Die USA hätten Deripaska „eine blutige Nase“ verpasst und am Ende sogar die Kontrolle über sein Imperium übernommen.

Die im April 2018 angekündigten US-Sanktionen gegen Russland richten sich gegen die mutmaßliche Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2016. Quasi über Nacht sind russische Unternehmen wie Rusal von internationalen Märkten und westlichen Banksystemen abgeschnitten worden. Wenige Tage später gewährten die USA ein Ultimatum bis Oktober 2018, um Deripaskas Beteiligung an En+ zu senken. Neben dem geplanten Transfer an VTB will der Oligarch zudem auf eine Auszahlung von Dividenden verzichten – zumindest bis zur Aufhebung des Sanktionsregimes.  Zuvor hatte Deripaska bereits seine Position als Direktor des Konzerns aufgegeben und alle von ihm ernannten Vorstandsmitglieder entlassen.

Ungewisse Zukunft

Schätzungen zufolge lagert Rusal derzeit Aluminium im Wert von rund 500 Millionen Dollar. Durch die aktuelle Situation hat das Unternehmen Schwierigkeiten, Abnehmer für seine Erzeugnisse zu finden. US-Finanzminister Steven Mnuchin hatte zuvor erklärt, dass er Rusal nicht die Grundlage für Geschäfte entziehen wolle. Er sei offen für Lösungen, insofern Deripaska auf seine Unternehmensanteile verzichte. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte En+ erwägt, den Konzern an China zu verkaufen, um die US-Sanktionen zu umgehen. Falls das US-Finanzministerium auf Sanktionen verzichten sollte, könnte ein geplanter Austausch von Anteilen mit dem Schweizer Handelskonzern Glencore durchgeführt werden. Dies dürfte Deripaskas Vorhaben, seine Beteiligung an En+ zu reduzieren, deutlich erleichtern.

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