Russland will Plastiktüten im Einzelhandel reduzieren
Das russische Industrieministerium will bei einem Treffen mit Vertretern von Einzelhandelsketten eine Reduzierung von umweltschädlichen Plastiktüten bewirken. Dies berichtet die Regierungszeitung Rossiskaja Gaseta.
Vize-Industrieminister Wiktor Jewtuchow berichtete gegenüber der Regierungszeitung über das Vorhaben, die Produktion von Papiertüten stärker anzukurbeln. Sie sollen vor allem im Einzelhandel zum Einsatz kommen und die Anzahl von Plastiktüten verringern.
Ende 2017 diskutierten Vertreter verschiedener Industrien, darunter Forst- und Chemiewirtschaft, über den zukünftigen Umgang mit Einweg-Plastiktüten. Sie seien zum Schluss gekommen, dass der Kunststoff Polyethylen, aus dem die Tüten größtenteils hergestellt werden, 0,5 Prozent des gesamten Hausmülls ausmachen würde.
In Deutschland ist der Verbrauch von Kunststofftragetaschen in den letzten Jahren rapide zurückgegangen. Grund für diese Entwicklung ist die Tendenz in zahlreichen Einzelhandelsfilialen und Supermärkten, Geld für die Ausgabe der Tüten zu verlangen. Die Europäische Union plant, den jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von Plastiktüten bis 2025 auf 40 zu reduzieren. Frankreich gilt als Vorreiter im Kampf gegen Einweg-Plastiktüten und Einweggeschirr. In Russland dagegen sind Plastik-Tragetaschen meistens kostenlos.
Umweltschäden durch Einwegtüten
Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) sterben jährlich mehr als eine Million Seevögel, rund 100.000 Meeressäugetiere und eine große Anzahl von Fischen an den Folgen von Plastikabfall. Laut der NGO Russian Green Movement (ECA) werden Plastiktüten durchschnittlich 20 Minuten verwendet, der Abbau dauert jedoch bis zu 100 Jahre. UN-Angaben zufolge sei die Produktion von Plastiktüten heute 20-mal höher als vor 60 Jahren.
Laut Jewtuchow seien Russlands Konsumenten noch nicht bereit, die Plastiktüte vollständig aufzugeben. Die Alternative aus Papier sei teurer, anfällig für Nässe und reiße leichter. Deshalb plädiere das Industrieministerium für einen “allmählichen Übergang“ zu umweltfreundlichen Verpackungsarten. Umweltminister Sergej Donskoj wolle einen Weg finden, um die Anwendung von Papiertüten effizienter zu gestalten.
Ende 2017 unterzeichnete Premierminister Dmitri Medwedew ein Dekret, dass Produzenten zahlreicher Warengruppen zum Recycling verpflichtet. Auch Zigarettenverpackungen und Aschenbecher fallen unter dieses Gesetz.