Blockchain-Technologie: Russland will Smart Contracts
Während Krypto-Währungen in Russland kontrovers diskutiert werden, stößt die Blockchain-Technologie bei Experten wie der Zentralbank-Chefin Elwira Nabiullina auf hohen Zuspruch. Die Legislative will nun den Weg für sogenannte Smart Contracts ebnen, um die Digitalwirtschaft anzukurbeln. Dies berichtet die Zeitung Wedomosti.
Der Begriff „Smart Contracts“ beschreibt Computerprotokolle, die Verträge abbilden oder überprüfen. Die Abwicklung solcher Verträge kann mittels der Blockchain-Technologie erfolgen, die eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen im kryptographischen Verfahren miteinander verkettet. Im Rahmen des Regulierungsprogramms „Digitale Wirtschaft“ plant Moskau, die russische Gesetzgebung mit der Blockchain-Technologie zu verbinden.
Die Regierung hat den Plänen bereits Ende Juli 2017 zugestimmt. Ihr Ziel ist es, die Effizienz der Wirtschaft durch innovative IT-Lösungen zu erhöhen. Verantwortlich für das Programm ist das Wirtschaftsministerium, das durch das Innovationszentrum Skolkowo und den Mobilfunkanbieter MTS unterstützt wird. Verträge sollen in Russland künftig vollautomatisch und gesetzeskonform per Blockchain abgeschlossen werden.
Blockchain ist eine Kosten- und Zeitfrage
Laut des russischen Software-Herstellers ABBYY könnte die Umsetzung von Gesetzen künftig automatisiert werden. Zunächst sei es jedoch notwendig, alle Gesetze in Algorithmen umzuwandeln. Dies sei vor allem eine Kosten- und Zeitfrage.
Dies bestätigt Nikita Kulikow, ein Mitglied des Fachbeirats für Digitalwirtschaft in der Staatsduma. Eine künstliche Intelligenz müsste nicht nur alle Gesetze analysieren, sondern auch Duplikate und Konflikte erkennen. Zudem bliebe die Frage, wie die Blockchain mit unklaren und widersprüchlichen Fällen umgehen werde.
Ein Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, Nikolai Legkodimow, bewertet die Digitalisierung einiger Gesetze als sinnvolle Maßnahme. Allerdings mit Einschränkungen: Ihm zufolge existiere innerhalb der Blockchain bislang kein System zur Identifizierung der Bürger. Zudem sei unklar, wie mit fehlerhaften Smart Contracts umgegangen werden soll.
Laut eines Partners bei PwC, Maxim Kandiba, sind die Pläne mit Vorsicht zu genießen. Zum Beispiel sei es bei einem Transfer von Eigentumsrechten nur bedingt sinnvoll, den Vorgang sofort und vollautomatisiert auszuführen. Eine manuelle Überprüfung schütze vor Missbrauch und Betrug. Deshalb sollten Smart Contracts laut Kandiba nur in ausgewählten Bereichen der russischen Gesetzgebung zur Anwendung kommen.
Pilotprojekt im Immobiliensektor
Moskau startet ab Januar 2018 ein sechsmonatiges Blockchain-Pilotprojekt im Immobiliensektor. Die Technologie soll dazu verwendet werden, um die Zuverlässigkeit des einheitlichen Immobilienregisters zu überwachen. Im Anschluss sollen die Ergebnisse von verschiedenen Stellen geprüft werden, darunter vom Wirtschaftsministerium und vom Steuerdienst.