Russland ist „Passion for Fashion“

In Russland ist deutsche Mode gefragt, über 100 deutsche Aussteller auf der CPM in Moskau.

Vom 21. bis 24. Februar fand im Expocentre Moskau die internationale Modefachmesse für Osteuropa – die Collection Première Moscow 2011 – statt. Neben den Ausstellern aus den traditionellen Ländern wie Italien und Frankreich waren deutsche Unternehmen aus der Mode-Branche mit insgesamt mehr als 100 Produzenten, Marken, Labels und Agenturen auf der CPM vertreten. 16 der deutschen Aussteller wurden zu ihren Geschäften in Russland und zu den Entwicklungen auf dem russischen Markt befragt. Die größten Chancen werden von vielen Ausstellern im Potenzial der russischen Regionen und Millionenstädte gesehen. Die Betreuung von Kunden direkt vor Ort und die intensive Zusammenarbeit mit russischen Partnern und Beratern wird immer wichtiger.

Russland ist ein sehr modisches Land. „Passion for Fashion“, so beschreibt Andreas Gotschke von Sportalm Kitzbühel die Konsumeigenschaft des russischen Kunden. Deshalb lässt sich mit Mode in Russland gutes Geld verdienen. So bezeichnen auch zwölf der befragten Unternehmen ihre Verkaufsentwicklung in Russland als sehr positiv. „Im Vergleich zum letzten Jahr konnten wir auf der CPM 2011 mehr als doppelt so viele Neukunden-Aufträge einholen“ so Johannes Stenzel, Sales Director Eastern Europe von der Betty Barclay Gruppe.

Russische Frauen kleiden sich im Vergleich zu Frauen in Westeuropa femininer. „In Deutschland sind Kunden praktisch orientiert. Kleidungstücke sollen vielfältig sein und am besten für Job, Freizeit sowie als Abendgarderobe geeignet sein. In Russland ist das anders, russische Frauen legen sich für verschiedene Anlässe gerne eine eigene Garderobe an“ so beschreibt Johannes Stenzel den großen Unterschied zu den Märkten in Westeuropa. Des weiteren sind Kunden in Russland nachwievor bereit für hohe Qualität einen höheren Preis zu bezahlen. Der Preiskampf ist in Russland noch nicht so stark wie beispielsweise in Deutschland.

Das Potenzial der russischen Regionen und Millionenstädte sowie die vorangehende Entwicklung des Einzelhandels zusammen mit der Möglichkeit, über eigene Shop-Konzepte daran mitzuwirken, wird vom Großteil der befragten Unternehmen als die wichtigste Chance für das Russlandgeschäft genannt. „Im November werden wir einen eigenen Shop im GUM am Roten Platz in Moskau eröffnen. 16 weitere Geschäfte sind in Moskau, St. Petersburg, Kazan und auf ganz Russland verteilt geplant“ so Markus Giesswein vom Traditionsunternehmen Giesswein aus Bixlegg, einem weltweit vertreibenden Walk-Mode-Produzenten.

Neun der befragten Unternehmen aus Deutschland sind seit den 90er Jahren auf dem russischen Modemarkt aktiv. Als größte Schwierigkeiten wurden von nahezu allen Ausstellern die russische Bürokratie sowie Probleme beim Transport, Zoll und der Zertifizierung genannt. Die Betreuung der Kunden direkt vor Ort und die intensive Zusammenarbeit mit Partnern und Beratern ist in Russland sehr wichtig. Jack Geula von der Muschel KG aus Frankfurt, welche in Moskau eine eigene Repräsentanz hat und als Distributor und Agentur für hochwertige Damen und Herren Mode diverser deutscher und italienischer Hersteller auf dem russischen Markt agiert, meint dazu: „Wir haben gute und schlechte Erfahrungen in Russland gemacht. Die wichtigste Erfahrung war auf jeden Fall, dass man hier in Russland nachwievor auf einem sehr dynamischen Markt ist. Es kann in Russland rapide bergauf, aber auch wieder rapide nach Unten gehen. Richtige und erfahrene Partner sind in Russland deshalb für das erfolgreiche Geschäft von großer Bedeutung.“

Die CPM findet zwei Mal pro Jahr im Expocentre in Moskau statt. Für 13 der befragten Unternehmen steht die nächste Messe im September, auf welcher die Frühjahr und Sommerkollektionen für 2012 präsentiert werden, schon im Terminkalender. Damit bleibt die CPM für die deutsche Modebranche die wichtigste Messe in Osteuropa und deutsche Mode ist in Russland ein fester Bestandteil.

Autor: Johannes Ausserer | RUFIL CONSULTING | Buchhaltung & Geschäftsaufbau in Russland

Dieser Artikel wurde am 1. März 2011 im Wirtschaftsmagazin Russland Aktuell 9. Ausgabe 2011 veröffentlicht.

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