Russischer Wetterdienst bestätigt erhöhte Ruthenium-Werte
Laut Online-Zeitung Standard.at hat der russische Wetterdienst Roshydromet bestätigt, dass im Südural erhöhte Werte des radioaktiven Stoffs Ruthenium-106 gemessen wurden.
Seit Anfang September haben die Behörden in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und in mehreren osteuropäischen Staaten überhöhte Werte des radioaktiven Isotops Ruthenium-106 gemessen. Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz teilte mit, dass der radioaktive Stoff sehr wahrscheinlich im Südural freigesetzt worden ist. Darauf deuteten Rückrechnungen bei der Ausbreitung des Stoffs hin. Einen Atomunfall als Ursache schloss das Amt jedoch aus.
Der russische Wetterdienst Roshydromet hat nun bestätigt, dass es im Südural, aber auch in der russischen Teilrepublik Tatarstan, entlang der südlichen Wolgagebiete und in der Schwarzmeerregion Rostow am Don zu einer „extrem hohen Verschmutzung“ mit Radioaktivität gekommen sei. Laut der Behörde haben die Werte in zwei Messstationen beim 986-fachen beziehungsweise 440-fachen des Vormonats gelegen.
Roshydromet-Chef Jakowenko nimmt Stellung
Roshydromet-Chef Maxim Jakowenko sah sich aufgrund der erhöhten Medienaufmerksamkeit zu einer Stellungnahme gezwungen. Ende September hätte das automatische Überwachungssystem erhöhte Ruthenium-Werte in Russland gemessen. Dies sei jedoch nicht nur in Russland der Fall gewesen, sondern auch in Polen, Bulgarien und in Rumänien.
Zum Vergleich sei die Ruthenium-Konzentration in Rumänien 1,5- bis zweimal höher als in Russland gewesen. In der Ukraine und in Polen sollen die Werte mit denen in Russland vergleichbar gewesen sein.
Jakowenko betonte, dass die Ruthenium-Konzentration deutlich unter der zulässigen Höchstgrenze gelegen sei. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr. „Die veröffentlichten Daten erlauben es uns nicht, den Ort (das Land) der Verschmutzungsquelle festzustellen“, sagte er.
Produktionsverbund „FSUE Majak“ bestreitet Vorfall
Dass die westlichen Behörden die Quelle der Radioaktivität im Südural vermuten, ist brisant. Dort befindet sich in der Nähe der Stadt Tscheljabinsk die Wiederaufbereitungsanlage Majak. Seit 1948 ist der Kernwaffenkomplex Majak in Betrieb. 1957 kam es dort zu einem Atomunfall: Ein Stahltank mit hoch radioaktiver Flüssigkeit explodierte. Mit etwa 750 Millionen Gigabecquerel gelangten mehr strahlende Substanzen in die Umwelt als 1986 bei der Katastrophe in Tschernobyl.
In einer Pressemitteilung teilte der Produktionsverbund „FSUE Majak“ mit, dass die Anlage nicht für die erhöhte Ruthenium-Konzentration verantwortlich sei. Ein Leck in der Atomanlage während des chemischen Prozesses hätte auch andere radioaktive Stoffe freigesetzt, die jedoch nicht gemessen wurden. Das Austreten neuen Rutheniums durch die Produktion sei unmöglich: „2017 gab es keine Rutheniumproduktion in Majak, die Emissionen in der Atmosphäre hatten die gewöhnlichen Werte“, heißt es in der Pressemitteilung.
Auch die Gebietsregierung von Tscheljabinsk bestritt, dass die Ursache für die erhöhte Radioaktivität im Südural zu suchen ist. Das regionale Sicherheitsministerium führe zusammen mit der Atombehörde Rosatom regelmäßige Kontrollen der Radioaktivität durch. Dem zuständigen Regionalminister Jewgeni Sawtschenko zufolge ist dabei in den letzten Wochen nichts Besonderes aufgefallen.
Russische Umweltschützer sind jedoch anderer Meinung. Greenpeace Russland fordert von der russischen Regierung eine genaue Überprüfung der Vorgänge. Die Umweltschützerin Nadeschda Kutepowa hegte den Verdacht, dass bei einem „heißen Test“ neuer Container Radioaktivität freigesetzt worden sein könnte.
Quelle: josef knecht, Radom und Luftmessstelle – panoramio, Size changed to 1040x585px., CC BY 3.0.[/su_spoiler]