Vom 26. bis 28. Mai 2009 fand auf dem Crocus Expogelände die Meat & Poultry Industry – Russlands führende Fleisch- und Geflügelmesse – statt. 22 deutsche Unternehmen stellten sich hier dem russischen Fachpublikum vor. 12 von ihnen wurden dabei zu ihrem Russlandgeschäft befragt.
„Es ist mehr geworden.“ so Melanie Heinrich von der IFWexpo Heidelberg GmbH, die den deutschen Gemeinschaftsstand betreut, zu der auch in diesem Jahr wieder starken deutschen Beteiligung.
Von der Krise spürten die befragten Unternehmen in Russland wenig. Bei den meisten habe sich die Nachfrage in der letzten Zeit nicht verändert, bei einigen sei sie sogar gestiegen. Nur ein Unternehmen gibt an, in jüngster Zeit einen Nachfragerückgang zu verzeichnen.
Auf die Frage, welche Entwicklungen auf dem russischen Markt wahrgenommen werden, werden an erster Stelle der starke Ausbau und die Modernisierung der russischen Tierhaltung und Fleischproduktion genannt. Dabei würde auch mehr auf tierfreundliche Haltung und umweltfreundliche Produktion geachtet als früher. Hierbei sei aber noch viel Aufklärungs- und Überzeugsarbeit zu leisten. Auf Seiten der russischen Verbraucher sieht man außerdem einen wachsenden Fleischverzehr mit Trend zum Konsum von Fertiggerichten.
„Die staatlichen Initiativen, mehr Fleisch im Inland zu produzieren, das merkt man schon.“ so Dr. Johann Hammerer, Geschäftsführer der Schaumann Agri International GmbH, welche Produkte für Tierernährung, Futter- und Stallhygiene herstellt. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Unternehmen sieht dies genauso. „Russland strebt einen höheren Selbstversorgungsgrad an. Das ist für Russland gut und für uns auch. Denn hier werden Ställe renoviert und gebaut.“ So Johan Wubbels, Geschäftsführer der Tenderfoot Stallböden-Vertriebs GmbH. Fleischproduzierende und nach Russland exportierende deutsche Unternehmen waren dagegen auf der Messe nicht vertreten.
„In Russland sind die Projekte in der Regel größer und die Unternehmen werden nicht vom Inhaber geführt. Die richtige Entscheidungsebene und die entsprechenden Personen für Vertragsabschlüsse muss man in diesen Kombinaten erst einmal finden und überzeugen.“ So bringt Heinz Ohlmeyer, Verkaufsleiter der JSR Hirschmann GmbH, welche Schweine züchtet und ganze Zuchtpyramiden nach Russland exportiert, die Besonderheiten der russischen Viehhaltung und Fleischproduktion auf den Punkt.
Als Schwierigkeit beim aktuellen Russlandgeschäft werden zuerst die aktuellen Finanzierungsprobleme auf Seiten der russischen Kunden genannt. Transport, Zoll, russische Bürokratie und die Suche nach qualifizierten Führungskräften und Mitarbeitern stellen weitere Probleme dar.
„Es hätten mehr Besucher sein können. Mit der Qualität der Kontakte sind wir zufrieden, aber nicht sehr zufrieden.“ so Marina Polynovskaia von der CSB-System AG, welche IT-Lösungen für Viehhaltung und Fleischproduktion anbietet. Geteilt war die Meinung auch bei den meisten anderen Ausstellern. Während die eine Hälfte über zuwenige Besucher klagte, freute sich die andere über neue, qualitativ hochwertige Kontakte und vielversprechende Anfragen. Die nächste Meat & Poultry wird in Moskau erst in zwei Jahren wieder stattfinden. Bis dahin gibt es für die deutschen Firmen viel zu tun. Denn gegessen wird immer.
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Dieser Messereport wurde im Juni 2009 unter dem Titel “Ran an den Speck – Nach der Moskauer Fleisch- und Geflügelmesse ziehen deutsche Aussteller ein differenziertes Fazit” in der Moskauer Deutschen Zeitung veröffentlicht.
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