OMV-Chef Rainer Seele: „Wir werden Nord Stream 2 nicht auf Eis legen“
„Wir werden Nord Stream 2 nicht auf Eis legen“, sagte OMV-Konzernchef und AHK-Präsident Rainer Seele am heutigen Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Moskau. Hintergrund der Veranstaltung war eine Umfrage der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) zu den neuen US-Sanktionen.
Laut der AHK-Umfrage lehnen 97 Prozent der befragten deutschen Unternehmen in Russland das neue US-Sanktionsgesetz ab, das Präsident Donald Trump im August 2017 unterzeichnet hatte. Vor allem der Energiesektor empfindet die amerikanischen Strafmaßnahmen als Bedrohung für das Russlandgeschäft. Europäische Unternehmen sehen insbesondere die geplante Ostseepipeline Nord Stream 2 in Gefahr, die vom österreichischen OMV-Konzern mitfinanziert werden soll.
Gerade in schwierigen Zeiten werde sich OMV „sehr stark zum Projekt bekennen“, erklärte CEO Seele. Von der deutschen Politik erwarte er eine „deutliche Antwort“ auf die US-Sanktionen. Wie diese Antwort ausfallen könnte, sei „schwierig“ zu beurteilen. Die Energiekonzerne jedenfalls ließen sich nicht entmutigen, versicherte er: „Diese Pipeline wollen wir bauen!“
Schrittweise Aufhebung der Sanktionen
Wenn sich die Lage in der Ostukraine stabilisiere, müsse eine „partielle Zurückführung“ der westlichen Strafmaßnahmen gegen Russland eingeleitet werden. Ziel sei die „schrittweise Aufhebung der Sanktionen“. Dabei verwies Seele auf eine mögliche Stabilisierung der Lage in der Ostukraine durch den Beginn einer UN-Blauhelm-Mission.
Nord Stream 2 bezeichnete der Konzernchef als „großes europäisches Projekt“. Ihm zufolge schaffen die neuen US-Sanktionen „neue Konflikte mit schwerwiegenden Konsequenzen“. Davon seien nicht nur der Energiesektor, sondern auch andere Bereiche wie die Landwirtschaft oder der Maschinenbau betroffen.
Deshalb appelliere Seele an die deutsche Bundesregierung und an die EU-Kommission unter Leitung von Jean-Claude Juncker, „konstruktive Schritte für die gesamte europäische Wirtschaft“ umzusetzen. Zudem wünsche er sich ein Ende der Sanktionsspirale.
Dies sind laut AHK-Umfrage die Folgen des neuen US-Sanktionsgesetzes:
- Psychologische Konsequenzen: Unsicherheit, verschobene Investitionen, Zurückhaltung
- Vor allem Großprojekte im Pipelinebau betroffen
- Ebenfalls betroffen: Firmen, die mit russischen Öl- und Gaskonzernen zusammenarbeiten
- Weitere betroffene Branchen: IT-Dienstleister, Beratungsunternehmen, Messebetreiber, Logistik-Unternehmen, Finanzsektor
- Abgesagte Verträge: Lieferstopps, Lieferverzögerungen, höherer Aufwand bei Exportkontrollen