Nato errichtet Kommandozentren wegen Russland

Nato errichtet Kommandozentren wegen Russland

Erstmals seit Ende des Kalten Krieges verstärkt die Nato ihre Kommandostruktur. Es sollen zwei neue Planungs- und Führungszentren entstehen. Darauf einigten sich die Verteidigungsminister der Allianz in Brüssel. Dies geht aus dem Transkript einer Pressekonferenz hervor.

Eines der neuen Kommandozentren soll eine schnelle Verlegung von Truppen innerhalb Europas ermöglichen. Das andere Zentrum soll Marineeinsätze im Atlantik steuern können, um den Seeweg zwischen Europa und den USA im Krieg freizuhalten. Zuvor hatte bereits der Nordatlantikrat, das wichtigste Nato-Gremium, den Ausbau der Struktur beschlossen.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, dass dieser Schritt „entscheidend“ für die transatlantische Allianz sei. Obwohl die Expansion nicht gegen einen bestimmten Staat gerichtet sei, erwähnte er während seiner Rede explizit Russland. Moskau trete „wesentlich bestimmter auf“ und habe „viel ins Militär investiert“, zitiert ihn diePresse.com. Ein Beweis für die „neue Bedrohungslage“ sei eine russische Truppenübung an der Ostflanke des Bündnisses gewesen.

Kehrtwende seit Ende des Kalten Krieges

Laut Spiegel Online ist die Entscheidung eine Reaktion auf die in östlichen Nato-Staaten „aggressiv wahrgenommene Politik Russlands“, insbesondere in Hinblick auf den Ukraine-Konflikt. Die neuen Strukturen seien „Teil einer Kehrtwende“. Seit Ende des Kalten Krieges wurden die Nato-Kommandozentren von 33 auf 7 reduziert. Auch die Personalstärke sank von 22.000 auf 6.800. Nun werde erstmals wieder aufgestockt. „Die Kommandostruktur muss sich verändern, wenn sich das Sicherheitsumfeld verändert“, erklärte Stoltenberg.

Moskau kritisiert die Nato-Truppen an der Landesgrenze scharf. Der Kreml sieht in dem Manöver den Versuch, Russland einzukreisen. Zudem widerspricht das Land den Vorwürfen, aggressive Absichten gegen Europa zu verfolgen. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte „eine Reihe von Maßnahmen“ an, um die „Bedrohungen“ zu neutralisieren.

Stoltenberg kündigte an, die Struktur weiterhin anzupassen. Das Bündnis müsse „robust, wendig und voll einsatztauglich“ bleiben, da militärische Mobilität der „Schlüssel zu Abschreckung“ sei. Zuvor hatte die Nato bereits mehrere Tausend Soldaten im Baltikum und in Polen stationiert. Die Privatwirtschaft und die EU sollen sich stärker an der Verteidigung beteiligen, forderte die Nato.

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”]Titelbild: FornyingsdepartementetJens Stoltenberg 2012, Size changed to 1040×585 px., CC BY 2.0