Kameraüberwachung in Moskau wird ausgebaut
Rund 160.000 neue Kameras werden künftig in Moskau hängen und mit der umstrittenen Technik zur Gesichtserkennung ausgestattet sein. Mithilfe des Systems kann man wohl 95% der städtischen Wohngebäude überwachen. Dies berichtet der österreichische Standard.
Seit einem Jahr hat man bereits das neuartige Überwachungsprogramm in der Stadt getestet, bei dem die Gesichter von Passanten gescannt und mit einer Datenbank abgeglichen werden. Während dieser Probephase soll die Technik bei sechs Verhaftungen mitgeholfen haben. Nun geht das System endgültig an den Start und deckt Einschätzungen zufolge rund 95% der Moskauer Gebäudeeingänge ab.
Daten werden für fünf Tage auf den Festplatten gespeichert
Ganz ausgereift ist das Programm allerdings noch nicht: Bis jetzt kann es lediglich 2.000 bis 4.000 Kameras gleichzeitig analysieren. Zudem reichen die Speicherkapazitäten angesichts der riesigen Datenmengen für gerade einmal fünf Tage. Wird jedoch ein Verbrechen gemeldet, so setzt die Begrenzung für die Kameras in der Nähe der Tat aus.
Wird nach einer Person gefahndet, so geben die Ermittlungsbehörden die biometrischen Daten des Gesuchten in das Programm ein. Daraufhin aktiviert das System die Scan-Funktion bei Kameras in erfolgsversprechender Lage. Mit dieser Vorgehensweise wurden die in der Testphase erfassten Verdächtigen innerhalb von 24 Stunden ausfindig gemacht.
Bürger können eigene Kameras ans Netz anschließen
Neben der Fahndung nach Verdächtigen soll das System auch dafür genutzt werden, um vermisste Personen zu verorten. Zusätzlich erhofft man sich einen geringeren Personalaufwand, sodass mehr Beamte an anderen Stellen eingesetzt werden können. Mitfinanziert wurde das Netz von diversen Unternehmen, welche eine Gelegenheit erkennen wollen, die Internetanbindung der Bürger zu verbessern.
Das Programm soll überwiegend mit depersonalisierten Daten arbeiten. Die Nutzer haben demnach beispielsweise keinen direkten Zugriff auf die Namen der gescannten Personen. Wie die Moskauer Behörden beteuern, herrschen strenge Regeln bei der Verwendung mit klar abgesteckten Zuständigkeitsbereichen. Gleichzeitig ist es jedoch jeder Privatperson erlaubt, seine Kamera an das System anzuschließen.
Kritiker befürchten Verletzung von Persönlichkeitsrechten
Weltweit arbeiten Sicherheitsbehörden zunehmend intensiv an Gesichtserkennungssoftware, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen soll. Insbesondere in Großbritannien wurden bereits einige Pilot-Tests durchgeführt. Datenschützer sehen in dem Ausbau von Kameranetzen und der Verwendung von Erkennungsprogrammen eine Bedrohung grundlegender Bürgerrechte.
Quelle des Titelbilds: Petras Gagilas | “eyes” | Zuschnitt auf 1040×586 Pixel | CC BY-SA 2.0