Morgenlage am 13. Januar 2017
13.01.2017, 10.49 MEZ | Rückzug oder Aufstockung? Während der Flugzeugträger Admiral Kusnezow aus dem Mittelmeer abzieht, werden angeblich die Soldaten der in Tschetschenien stationierten 46. OBRON-Brigade mit arabischen Übersetzungshilfen, Gesundheits- und Sicherheitshinweisen und zur Enttarnung von Spionen des „Islamischen Staats“ (IS) ausgestattet. OBRON war früher Teil der berüchtigten tschetschenischen Spezialeinheit Sever und gehört seit vergangenem Jahr zur russischen Nationalgarde.
In der Ukraine wurde jetzt der oppositionelle russische Internet-TV-Kanal Doschd gesperrt. Der aus dem Baltikum sendende Kanal, eine der bekanntesten kremlkritischen Plattformen, zeigt auf seinen Landkarten die Krim als Teil Russlands. Die Überzeugung, dass die Halbinsel so russisch ist wie Sylt deutsch, einigt alle politischen Lager.
Alexej Kudrin, russischer Finanzminister 2000 bis 2011, sieht im technologischen Rückstand seines Landes die größte Herausforderung der kommenden fünf bis zehn Jahre: „Wenn wir keine Technologiemacht sind, ist sowohl das Verteidigungspotential als auch die Souveränität der Nation gefährdet.“ Technologische Herausforderungen seien für Russland weitaus bedeutender als geopolitische oder militärische.
Der russische Verteidigungsminister sieht die atomare Abschreckung nicht als Allheilmittel. Sein Land werde Atomwaffen zunehmend durch Präzisionswaffen ersetzen, sagte Sergej Schoigu gestern. Als deren wesentliche Trägerbasis nannte er Schiffe und U-Boote. Bis 2021 werde Russland die Kampfkraft seiner konventionellen strategischen Streitkräfte mehr als vervierfachen.
Immer auf die Russen: Der deutsche Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen hatte vor einigen Tagen gesagt, Russland könnte hinter den Hackerangriffen auf Computer der OSZE und des Bundestags stecken. Kommentar der russischen Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Donnerstag: „Es ist bedauerlich, dass Berlin sich offenbar auf die Spuren der scheidenden US-Administration begibt, ohne die Auswirkungen auf die russisch-deutschen Beziehungen bedacht zu haben.“ Allerdings dürfte auch Sacharowa wissen, dass man die in Berlin längst als in die Tonne getreten betrachtet.