Der Beitritt Montenegros zur Single Euro Payments Area (SEPA) markiert einen bedeutenden Schritt in der wirtschaftlichen Integration des Landes in Europa. Diese Entwicklung bietet insbesondere für ausländische Unternehmen und Privatpersonen erhebliche Vorteile, da das SEPA-Verfahren die internationalen Überweisungen nach und aus Montenegro deutlich schneller, einfacher, günstiger und sicherer machen wird.
Was ist SEPA?
Der Single Euro Payments Area (SEPA) ist ein einheitlicher Zahlungsraum, der von 36 europäischen Ländern genutzt wird. Innerhalb dieses Systems können Verbraucher und Unternehmen Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen in Euro zu denselben Bedingungen wie im Inland durchführen. SEPA wurde ins Leben gerufen, um grenzüberschreitende Zahlungen zu vereinfachen, die Kosten zu senken und die Effizienz des europäischen Zahlungsverkehrs zu steigern. Mit der Einführung einheitlicher Standards wie der International Bank Account Number (IBAN) und des Bank Identifier Code (BIC) werden Transaktionen schneller, sicherer und transparenter abgewickelt.
Montenegro und SEPA
Montenegro ist seit dem 1. Juni 2023 Teil der Single Euro Payments Area (SEPA). Die tatsächliche Nutzung von SEPA-Zahlungen soll ab dem 15. Januar 2024 möglich sein. Ab diesem Zeitpunkt können Unternehmen und Privatpersonen grenzüberschreitende Euro-Zahlungen zu denselben Bedingungen wie innerhalb eines einzelnen EU-Landes durchführen. Diese Integration markiert einen bedeutenden Fortschritt für die Wirtschaft des Landes und erleichtert insbesondere internationalen Unternehmen die Geschäfte in Montenegro.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels liegen noch keine Erfahrungen aus der Praxis vor, denn in Montenegro sind bis zum 9. Januar offizielle Neujahrsfeiertage und alle Banken und öffentlichen Einrichtungen geschlossen. Dennoch konnten wir Frau Bojana Minic, die Geschäftsführerin von RC Montenegro Consulting, einer privaten Beratungsfirma in Podgorica, welche auf das Eröffnen und Verwalten von Bankkonten für vor allem ausländische Kunden spezialisiert ist, telefonisch erreichen und mit ihr über das Thema sprechen.
Laut Bojana Minic haben die Geschäftsbanken, mit welchen sie und ihr Team täglich zusammenarbeiten, noch keine weiteren Informationen darüber veröffentlicht, wie die neuen Bankprozeduren genau aussehen und welche möglicherweise weiteren Änderungen für Privat- und Geschäftskunden bei den Auslandsüberweisungen auftreten werden.
Man erwarte, dass die Geschäftsbanken ihre Kunden und Geschäftspartner gleich am ersten Arbeitstag, also am 9.01.2025, oder spätestens ab dem 13. oder 15.01.2025 darüber informieren werden. Bisher liegt nur ein Schreiben der Zentralbank über den allgemeinen SEPA-Beitritt vor. Wir werden an dem Thema dranbleiben und berichten. Wenn Sie schon jetzt weitere Fragen dazu haben, können Sie Kontakt mit dem Autor aufnehmen. Die Kontaktdaten finden Sie am Ende dieses Artikels.
Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass nach dem Beitritt zum SEPA-Verfahren auch die volle Integration von PayPal in Montenegro endlich möglich sein wird, so Bojana Minic weiter.
Eine neue Ära der Zahlungsabwicklung
Vor dem SEPA-Beitritt waren Zahlungsabwicklungen zwischen Montenegro und anderen europäischen Ländern oft mit hohen Gebühren und Verzögerungen verbunden. Trotz der Nutzung des Euros unterlagen internationale Transaktionen zusätzlichen Hürden. Mit dem SEPA-Beitritt profitieren Unternehmen und Privatpersonen nun von standardisierten und effizienteren Zahlungsprozessen:
- Kostensenkung: Überweisungen innerhalb Europas erfolgen zu einheitlich niedrigen Gebühren.
- Schnelligkeit: Zahlungen werden in der Regel innerhalb eines Bankarbeitstages abgewickelt.
- Erhöhte Akzeptanz: Europäische Kunden bevorzugen SEPA-Zahlungen aufgrund ihrer Sicherheit und Einfachheit.
Erwartungen aus der Praxis
Frau Bojana Minic, sieht den SEPA-Beitritt als großen Fortschritt für internationale Geschäftsbeziehungen. Ihre Firma, die sich auf die Eröffnung und Verwaltung von Bankkonten für deutsche und internationale Kunden in Montenegro spezialisiert hat, arbeitet täglich mit den wichtigsten Geschäftsbanken des Landes zusammen. Bojana und ihr Team in Podgorica, der Hauptstadt von Montenegro, sind stets über die aktuellen Entwicklungen informiert. Sie erwartet, dass die Einführung des SEPA-Systems die internationalen Zahlungen erheblich erleichtern und die Gebühren für Überweisungen reduzieren wird. Dies werde Montenegro noch attraktiver für ausländische Unternehmen machen.
Vorteile für Unternehmen
Für ausländische Unternehmen, die in Montenegro tätig sind, ergeben sich durch den SEPA-Beitritt zahlreiche Vorteile:
- Reduzierte Transaktionskosten
Mit SEPA entfallen die hohen Gebühren für grenzüberschreitende Zahlungen. Dies ist besonders relevant für Unternehmen mit Kunden oder Lieferanten in verschiedenen europäischen Ländern.
- Effizientere Finanzprozesse
Durch die Einführung von einheitlichen Standards wie IBAN und BIC wird die Zahlungsabwicklung erheblich vereinfacht. Unternehmen können ihre internen Abläufe standardisieren, die Fehlerquote minimieren und viel Zeit einsparen.
- Vertrauensgewinn bei internationalen Partnern
Der SEPA-Beitritt signalisiert Stabilität und Zuverlässigkeit. Kunden und Geschäftspartner schätzen die Nutzung eines etablierten und sicheren Zahlungssystems.
Mögliche Anpassungen und Unterstützungsbedarf
Die Integration in das SEPA-System kann weitere Anpassungen seitens der Unternehmen erfordern. Wichtige Bereiche, in denen Unterstützung notwendig sein könnte, sind:
- Bankenauswahl und Finanzmanagement
Nicht alle Banken in Montenegro bieten dieselben Dienstleistungen zu den gleichen Konditionen an. Einige Banken verweigern die Eröffnung von Bankkonten für Ausländer. Der Bankensektor in Montenegro unterliegt einem starken Wandel. Unternehmen sollten die richtige Bank auswählen und geeignete Konditionen aushandeln. Dabei kann eine umfassende Beratung helfen, die besten Optionen zu identifizieren und moderne Banking-Systeme zu integrieren.
- Compliance und Regulierungen
Mit SEPA einhergehende Vorschriften wie die PSD2-Richtlinie (Zahlungsdiensterichtlinie) stellen höhere Anforderungen an Unternehmen. Eine gründliche Analyse und Beratung im Bereich Compliance und Datenschutz könnten immer wichtiger werden, um die sich in Montenegro im Wandel befindlichen gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen.
- Technologische Anpassungen
Unternehmen müssen möglicherweise ihre Buchhaltungssoftware und Zahlungssysteme aktualisieren, um SEPA-konform zu arbeiten. Dies umfasst auch die Schulung von Mitarbeitern und die Integration neuer Technologien.
- Kommunikation: Kunden und Geschäftspartner müssen über die neuen Zahlungsmodalitäten informiert werden, um eine reibungslose Umstellung zu gewährleisten.
Montenegro ist Beitrittskandidat der europäischen Union und eines der sich wirtschaftlich am schnellsten entwickelnden Ländern Europas. Im Bereich SEPA, Banking, Compliance und Datenschutz werden in der nächsten Zeit viele Neuigkeiten erwartet. Darüber werden wir hier bei Ostexperte weiter berichten. Bleiben Sie dran, abonnieren Sie unseren Newsletter oder schreiben Sie uns Ihre Fragen und Kommentare an:
Philipp Rowe
Internationaler Unternehmensberater/ Gründer und Herausgeber von Ostexperte.de
Berlin/ Podgorica
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