Deutschland will Know-How vor China schützen

Deutschland erhöht Übernahme-Schutz für Firmen

Die deutsche Bundesregierung erweitert ihr Vetorecht bei Firmenübernahmen. Die Regierungsverordnung könnte den Verkauf deutscher Unternehmen künftig untersagen, wenn dadurch wichtiges Know-how ins Ausland verloren ginge.

Die neue Verordnung der Regierung hat das Ziel, lokales Know-how zu schützen. „In den letzten Jahren haben Unternehmenserwerbe in Zahl und Komplexität deutlich zugenommen“, erklärte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD). Die aktuelle Maßnahme diene dazu, „faire Wettbewerbsbedingungen“ zu schaffen. Dennoch bleibe man „eine der offensten Wirtschaften der Welt“. Deutschland wolle dazu auch mit Italien und Frankreich auf EU-Ebene kooperieren.

 

Dieser Schritt gilt unter Experten als deutsche Antwort auf eine M&A-Welle aus China, die den westlichen Technologie-Bereich betrifft. Damit ist Deutschland die erste Nation in Europa, die ihre Regeln für Übernahmen durch ausländische Unternehmen verschärft. 2016 hat Chinas Midea Group den deutschen Roboter-Hersteller Kuka erworben. Ein weiteres Beispiel ist das Staatsunternehmen ChemChina, das seit 2017 95% am Schweizer Agrar-Konzern Syngenta hält.

Wirtschaft lehnt Verordnung ab

Die EU-Politik ist nach großen Übernahmen besorgt, wertvolle Schlüsseltechnologien ins Ausland zu verlieren. Die Wirtschaft kritisiert den Vorstoß der Regierung. „Ein Außenwirtschaftsrecht, das Investitionen mehr und mehr blockiert, lehnt der BDI ab“, erklärte Stefan Mair von der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) laut dem ZDF. „Wir fordern, dass Deutschland sich klar als ein für ausländische Investoren offenes Land präsentiert.“

China kritisiert europäischen Protektionismus

Zahlreiche deutsche Firmen sollen kurz nach Bekanntgabe der neuen Regulierung potentielle Käufer aus China getroffen haben. Laut einem Banker seien die Unternehmen FFT, Eisenmann, ZF Body Controls und Eissmann Automotive beteiligt gewesen. Im Zentrum der Gespräche hätten nicht „die Art von technologischen kritischen Aktiva“ im Mittelpunkt gestanden, die Deutschland beschützen wolle. Die chinesische Regierung steht der neuen Verordnung kritisch gegenüber.

Laut dem Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Geng Shuang, hoffe die Regierung auf eine Abkehr vom Protektionismus hin zur Öffnung der deutschen und europäischen Märkte für globale Investoren. Die Handelsverbindungen zwischen China und der EU hätten beidseitige Vorteile für das Wirtschaftswachstum, sagte Shuang. Die US-Bank JPMorgan wiederum kritisierte, dass Chinas Marktstruktur umgekehrt wenige Anreize für ausländische Investoren biete.

Quellen zum deutschen Übernahme-Schutz:

  1. ChemChina Wins EU Approval for $43 Billion Syngenta Deal
    https://www.bloomberg.com/news/articles/2017-04-05/chemchina-wins-eu-approval-for-43-billion-syngenta-deal
    Bloomberg, April 5, 2017
  2. China says concerned over tighter German curbs on takeovers
    http://www.reuters.com/article/us-germany-m-a-china-idUSKBN19Z0Z8
    Reuters, July 14, 2017
  3. German gvnt to toughen rules to protect German ‘know-how’ from foreign takeovers
    https://www.thelocal.de/20170712/german-gvnt-seeks-veto-power-to-protect-german-industry-from-foreign-takeovers
    The Local, July 12, 2017
  4. Germany sets EU tone with tighter curbs on foreign takeovers
    https://uk.reuters.com/article/us-germany-m-a-idUKKBN19W2R6
    Reuters, July 11, 2017
  5. New German rules unlikely to put brake on Chinese auto sector deals
    http://www.reuters.com/article/us-germany-m-a-autos-idUSKBN19Y1OY
    Reuters, July 13, 2017
Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”] Quelle:AK Rockefeller, China Indusry, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 2.0