Polen gehört bei der Digitalisierung zu den Schlusslichtern Europas. Im Digitalisierungsindex der Europäischen Union lag es 2022 auf dem 24. Platz, schlechter schnitten nur Griechenland, Bulgarien und Rumänien ab. Das ist ein Armutszeugnis für die polnische Wirtschaft. Es gibt aber Grund zur Hoffnung. Die Coronakrise hat die Digitalisierung in den letzten Jahren deutlich beschleunigt. Und in Warschau hat sich eine lebendige Tech-Szene herausgebildet, mit Coworking-Spaces, Innovation Labs und einem großen Talentpool. Besonders die Bereiche Online-Glücksspiel und E-Commerce haben Fortschritte gemacht. Aber auch die Behörden holen auf.
Online-Glücksspiel auf der Überholspur
Das Online-Glücksspiel war in Polen bis 2017 ganz verboten. Damals erkannte die Regierung, dass dieser Zustand nicht mehr zeitgemäß war, und schuf einen legalen Markt. Doch zunächst dauerte es, bis die digitalen Angebote Fuß fassen konnten. In großen Teilen der Bevölkerung war das Misstrauen gegenüber dem Internet zu hoch. Die Coronakrise zwang polnische Spieler, ihre Einstellung zu überdenken – mit positiven Folgen für das Online-Geschäft. Heute ist Polen genauso weit wie seine EU-Nachbarn. Virtuelle Automatenspiele, Roulette und Kartenspiele sind auf zahlreichen Websites verfügbar. Und es ist auch kein Problem mehr, einen 1000 Euro Casino Bonus für neue Spieler zu finden. Beeindruckend ist vor allem das Tempo, mit dem die Polen in dieser Nische aufgeholt haben.
Junge Generation setzt auf E-Commerce
Noch 2019 haben nur 54 % aller Polen im Internet eingekauft. Zum Vergleich: In Deutschland lag die Quote im selben Jahr bei 75 %. Auch dieser Bereich verzeichnete während der Coronakrise einen sprunghaften Umsatzanstieg. Ältere Polen sind zwar weiterhin zurückhaltend. Die jüngere Generation bestellt dafür umso mehr im Internet. Das führt dazu, dass der E-Commerce 18 % des gesamten Handels im Land ausmacht – ein Wert, der sich auch im europäischen Vergleich sehen lassen kann. Die größte E-Commerce-Plattform in Polen ist Allegro.pl. Mit mehr als 12 Millionen Käufern steht die Webseite europaweit auf Platz fünf der meistbesuchten Onlinemarktplätze. Die Plattform ist so stark, dass es sogar der globale E-Commerce-Gigant Amazon schwer hat, in Polen Fuß zu fassen.
Polnische Behörden setzen Maßstäbe
In vielen Bereichen der Wirtschaft lässt die Digitalisierung vielleicht noch auf sich warten. Die Behörden in Polen machen aber schon jetzt vor, wie es geht. Damit setzen sie nicht nur Unternehmen ein Beispiel. Auch die Nachbarländer können von diesen Erfolgen lernen, wenn sie es denn trotz des angespannten Verhältnisses wollen. Personalausweis oder Führerschein gibt es schon seit 2020 als App. In Deutschland kämpft die Politik schon seit Jahren mit diesem Projekt, bislang ohne Erfolg. Dasselbe gilt auch für elektronische Arztrezepte, die in Polen längst selbstverständlich sind. Auch lästige Behördengänge gehören dort größtenteils der Vergangenheit an. Eine digitale ID erlaubt es den Bürgern, die meisten Angelegenheiten online abzuwickeln. Sie können offizielle Schreiben an Behörden verschicken, einen Personalausweis beantragen oder die Geburt eines Kindes melden. Auch die Steuererklärung funktioniert in Polen mittlerweile völlig papierlos.
Auf dem Weg zum Vorzeigeland?
Die polnische Wirtschaft hat in Sachen Digitalisierung noch viel nachzuholen. Baustellen sind unter anderem die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, sowie die Industrie 4.0. Der Staat hat dazu ein ambitioniertes Förderprogramm angelegt, das den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Blockchains und dem Internet der Dinge vorantreiben soll. Das und die Tech-Begeisterung der Jüngeren könnten dazu führen, dass Polen schon bald vom Schlusslicht zum Vorzeigeland in Sachen Digitalisierung wird.