Firmen aus China investieren Milliarden in Lateinamerika

China in Lateinamerika bald wichtiger als die USA?

China investiert Milliarden auf den lateinamerikanischen Märkten und macht den Amerikanern damit Konkurrenz. Obwohl es durchaus zu Problemen kommt, wird das Engagement der Chinesen nur wenig kritisiert, berichtet die NZZ.

Immer mehr chinesische Firmen beteiligen sich an Geschäften in Südamerika und pumpen Geld in die dortigen Wirtschaftssysteme. Die USA stehen in vielen lateinamerikanischen Ländern mittlerweile außen vor. Für Chile, Brasilien und Peru ist China mittlerweile zum wichtigesten Handelspartner herangewachsen. Auch in Argentinien und Venezuela werden inzwischen mehr Geschäfte mit den Chinesen als den Amerikanern gemacht

Bis 2025 will China das Handelvolumen verdoppeln

Bislang beteiligte sich die ostasiatische Großmacht vor allem am Bergbau und der Erdöl- und Erdgasindustrie. Inzwischen investiert das Land aber auch ins Geschäft mit Nahrungsmitteln und setzt bei der Versorgung seiner Bevölkerung auf südamerikanische Produkte. So traten allein 79 Prozent der brasilianischen Sojaernte 2017 die Reise nach China an. Zudem hat das Land begonnen, vermehrt in die Infrastruktur des Kontinents zu investieren – auch um selbst die verbesserten Transportwege für sich selbst nutzen zu können. Insbesondere hierfür genießt China einen guten Ruf bei vielen lateinamerikanischen Regierungen.

Auch in Zukunft will Peking viel Geld gen Südamerika überweisen. Nicht weniger als 250 Milliarden Dollar an Investitionen hatte die Regierung 2015 für die folgenden zehn Jahre angekündigt. Südamerikas Wirtschaft baut in maßgeblicher Weise auf dem Handel der ostasiatischen Großmacht auf. Im letzten Jahr ist das Handelsvolumen zwischen China und Lateinamerika auf beinahe 260 Milliarden Dollar angestiegen und umfasst somit das Zwanzigfache als noch zur Jahrtausendwende. Bis 2025 will China die jetztige Summe sogar noch einmal verdoppeln.

Kritik an chinesischem Aktivismus fällt gering aus

Wie Kritiker jedoch bemerken, handelt es sich bei der Zusammenarbeit zwischen China und den südamerikanischen Ländern nur schwerlich um eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Ihnen zufolge ist der Handel größtenteils von asymmetrischen Bedingungen geprägt: Während Lateinamerika hauptsächlich Primärgüter nach China exportiere, stellten ganze 70% der Importe aus Ostasien mittel- und hochtechnologische Produkte dar. Gleichzeitig profitiere China von niedrigen Rohstoffpreisen, wodurch die südamerikanischen Länder letztlich mit Handelsbilanzdefiziten zurückblieben.

Bei der Umsetzung großer chinesischer Projekte sei es außerdem zu Umsiedlungen sowie Beschwerden durch Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen gekommen. Etliche Vorhaben habe man aufgrund entsprechender Zwischenfälle abbrechen müssen. Laut der NZZ spreche man in den südamerikanischen Medien jedoch nur wenig über die chinesische Einflussnahme. Die Lateinamerikaner sähen in der ostasiatischen Großmacht vor allem ein weit entferntes und größtenteils unbekanntes Land. Kritik am nordamerikanischen Nachbarn liege da schon näher – vor allem weil sich der US-Präsident mit Plänen wie dem Bau einer Mauer zu Mexiko derzeit alles andere als beliebt mache.

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