Krisensichere Branche – Deutsche Firmen im Bereich Medizin- und Gesundheitstechnik setzen bei Ihrem Russlandgeschäft auf innovative Ärzte und staatliche Aufträge

Anfang Dezember fand im Moskauer Expozentrum Russlands wichtigste Messe für medizinische Versorgung statt. Die deutschen Firmen bildeteten mit über 65 Ausstellern auch in diesem Jahr wieder die größte ausländische Beteiligung. 27 von Ihnen wurden direkt auf der Messe zu ihrem aktuellen Russlandgeschäft befragt.

Deutsche Hersteller von Medizin- und Gesundheitstechnik machen seit langem gute Geschäfte in Russland. Weil die russische Kundschaft ist zum größten Teil staatliche Institutionen sind, gilt die Branche gilt als krisensicher. Trotzdem, auch hier ist die Krise nicht ganz spurlos vorübergegangen.  Die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, im vergangenen Jahr einen Rückgang der Umsätze in Russland verzeichnet zu haben. Für das kommende Jahr sind die befragten Aussteller jedoch guten Mutes und die Eindrücke von dieser Messe bestärken diesen.

„Sehr gut. Man hat das Gefühl, dass die Wirtschaftskrise sich abschwächt. Die Leute sind nicht mehr so zurückhaltend wie letztes Jahr. Es sind zwar nicht mehr Besucher geworden, aber es gibt mehr und bessere Anfragen.“ So Wolfgang Weiss, Exportmanager der Brumaba GmbH & Co. KG, welche auf der Messe Operationstische für spezielle chirurgische Eingriffe präsentiert. Ähnlich äußern sich auch die meisten der Unternehmensvertreter. Auf die Frage, wie zufrieden Sie mit der Messebeteiligung seien, antworteten 24 mit zufrieden bis sehr zufrieden.

Der weiterhin riesige Nachhol- und Modernisierungsbedarf im russischen Gesundheitswesen, sowie eine technologiebegeisterte und innovative russische Ärzteschaft wurden als größte Chancen für das Russlandgeschäft genannt.  „Es gibt sehr viele innovative Ärzte, die wollen, aber nicht immer können. Denen wollen wir helfen”, beschreibt Gilles Penning, Marketing Direktor Russland der Storz GmbH, welche Endoskope produziert, die Situation. Und weiter: „Es gibt in Russland eine hohe Krankenhausdichte und die Patienten sind bereit, zu zahlen. Da muss man langfristig dabei sein. Außerdem sind Medizin und Gesundheit der Bevölkerung in Russland strategische Themen. Es wird von der Politik ernst genommen.“

Hinsichtlich der staatlichen Projekte im Gesundheitssektor ist man bei den deutschen Ausstellern geteilter Meinung. 15 der befragten  Unternehmen gaben an, von diesen Staatsprogrammen kaum bis überhaupt nicht zu profitieren. „Wir merken nichts davon. Darüber wird viel gesprochen. Ich sehe jedoch keine direkt davon abgeleiteten Maßnahmen.“ so Dr. Peter Dreyer, Geschäftsführer der ALPHA Plan GmbH.

12 der befragten Aussteller gaben dagegen an, direkt von den staatlichen Projekten zu profitieren. So z.B. die Firma Modul Technik GmbH, welche schon seit 25 Jahren in Russland aktiv ist und nach Aussage des Geschäftsführers Heinz Georg Balagny allein in den letzten zwei Jahren 14 föderale Zentren mit medizinischen Versorgungssystemen für medizinische Gase ausgestattet hat.  Auch die Zoll Medical Corporation, welche Reanimationstechnik für Wiederbelebung verkauft, profitiert von den staatlichen Programmen. „ Es gibt ein staatliches Programm für Straßenunfälle, dieses ist gut finanziert.“ so Julia Gromyko, die Moskauer Repräsentanzleiterin.

Probleme bereiten den meisten befragten Unternehmen vor allem langwierige und umständliche Produktzertifizierungsverfahren und der Zoll. Finanzierungsprobleme und Preiskonkurrenz durch die Rubelabwertung wurden dagegen nur genz vereinzelt genannt.

Auf die Frage nach den Russlandplänen für 2010 gaben sich die meisten Unternehmensvertreter optimistisch. Eine Konzentration des Engagements in den Regionen, sowie Investitionen in die Schulung von russischen Ärzten wurden von mehreren Unternehmen genannt. Die Teilnahme an der Sdravookhranenije 2010 haben schon jetzt fast alle Firmen zugesagt.

Autor: Philipp Rowe | RUFIL CONSULTING | Buchhaltung & Geschäftsaufbau in Russland

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Dieser Messereport wurde im Dezember 2009 in der Moskauer Deutschen Zeitung veröffentlicht.

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