Russische Zentralbank: Lügendetektor gegen Korruption

Russische Zentralbank testet Mitarbeiter mit Lügendetektor

Wie die Tageszeitung Wedomosti berichtet, plant die russische Zentralbank offenbar, Lügendetektor-Tests für ihre Mitarbeiter einzuführen. Die „Bank Rossii“ begründet ihren Schritt mit dem Kampf gegen Korruption.

Um korrumpierte Schwachstellen unter den eigenen Mitarbeitern ausfindig zu machen, will die russische Zentralbank wohl künftig auf Lügendetektor-Verhöre setzen. Die geplante Kontrollmaßnahme soll einer Quelle zufolge jene Angestellten betreffen, die in direkter Verbindung mit den höhergestellten Führungspositionen stehen, zum Beispiel Kuratoren oder Vertreter der Aufsichtsbehörde. Einige Mitarbeiter sollen den Polygraphen-Test bereits durchlaufen und bestanden haben.

Ex-Mitarbeiter warnt vor Klima der Angst

Auf Nachfrage bestätigte ein Sprecher der Zentralbank, dass ihre Regulierungsbehörde derzeit den Einsatz psychophysiologischer Untersuchungsmethoden für eine Mitarbeiter-Beurteilung teste. Bei den Maßnahmen handele sich aber eher um stichprobenartige Kontrollen, die beispielsweise beim Einstellen von Personal angewandt würden.

Egal in welchem Ausmaß die Zentralbank jedoch gedenkt, ihre Mitarbeiter an Polygraphen anzuschließen: Fest steht, dass die Arbeitsverträge der Angestellten eigentlich vor der Einführung eines verpflichtenden Verhörs schützen sollten. Wie ein früherer Mitarbeiter gegenüber Wedomosti bemerkt, dürfte sich der Nutzen dieses Rechts jedoch in Grenzen halten. Er berichtet von einem bereits in vergangenen Zeiten strikten Klima der Überwachung in der Bank Rossii und ist überzeugt: „Es ist offensichtlich, dass jemand, der sich weigert den Polygraphen-Test zu absolvieren, Probleme in seinem Job bekommen kann.“

Innenministerium führte bereits 2013 Polygraphen-Tests ein

Die Verwendung von Lügendetektoren zur Kontrolle von Mitarbeitern ist in Russland nicht neu. 2013 hatte das russische Innenministerium bereits eine Verfügung erlassen, der zufolge Offiziere der Polizei und Sicherheitsdienste sich bei ihrer Einstellung einer Befragung mit Polygraph unterziehen müssen. Im Gespräch mit Wedomosti gibt ein Mitarbeiter des Innenministeriums zu, dass die Lügendetektoren selbst keine abschreckende Wirkung erzielen. Doch auch wenn an den systematischen Voraussetzungen für Kriminalität und Korruption sich nichts ändern würde, handele es sich um ein nützliches „Werkzeug“, um „eine bestimmte Person zu entlarven“.

Tatsächlich ist es jedoch seit Langem umstritten, inwiefern die Aufdeckung von Lügen durch Polygraphen überhaupt zweifelsfrei bewiesen werden kann. So sind etliche Fälle von Fehlmessungen bekannt, in denen die Geräte den ihrem zugeschriebenen Anspruch nicht gerecht werden konnten. An deutschen Gerichten kommt der Einsatz eines Polygraphen nur unter Zustimmung des Befragten und für dessen Entlastung infrage.

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”]Titelbild: Gabriel Rodríguez, Untitled, edited to 1040x585px., CC BY-SA 2.0