US-Sanktionen: Software-Unternehmen Oracle geht auf Distanz zu russischen Energiefirmen
Der US-amerikanische Soft- und Hardware-Hersteller Oracle geht auf Distanz zu russischen Öl- und Gasunternehmen, die von den Russland-Sanktionen betroffen sind. Das US-Unternehmen beendet die Aufnahme neuer Aufträge und verbietet die Erweiterung sowie Modifikation bestehender Verträge. Betroffen sind die Konzerne Gazprom, Surgutneftegas, Lukoil, Rosneft sowie deren Tochtergesellschaften und Auslandsprojekte.
Am 31. Oktober 2014 haben die USA die Lieferungen bestimmter Technologien für die Exploration und Förderung von Öl in der Tiefsee, in der Arktis und für Schieferölvorhaben eingeschränkt. Die Maßnahme war eine Erweiterung der sektoralen Wirtschaftssanktionen gegen Russland, die am 12. September 2014 im Zuge der Ukraine-Krise eingeführt wurden. Darüber hinaus unterzeichnete der damalige Präsident Barack Obama am 20. März 2014 ein Dekret, dass sich explizit gegen den russischen Energiesektor richtet. Die Strafmaßnahmen verbieten US-Unternehmen die Lieferung sowie den Export und Re-Export zahlreicher Waren, Technologien und Dienstleistungen an betroffene russische Unternehmen.
Die im Oktober 2014 angeordneten Beschränkungen für Öl- und Gasunternehmen wurden 2017 auf Energieprojekte erweitert, die nicht an einen bestimmten Ort gebunden sind. Laut einer US-Direktive genügt es ab sofort, dass die auf der Sanktionsliste stehenden Unternehmen mindestens 33% der Stimmrechte an einem Projekt besitzen. Wie aus einem aktuellen Bericht der Tageszeitung Kommersant hervorgeht, bezieht sich diese Verordnung seit dem 29. Januar 2018 auch auf die Lieferung von US-Software-Produkten an sanktionierte Unternehmen.
Abhängigkeit des Energiesektors von US-Software
Experten zufolge ist die Abhängigkeit des russischen Öl- und Gassektors von US-Software sehr hoch. Ein Ende der Zusammenarbeit mit Oracle, das für seine Datenbank-Management-Systeme berühmt ist, könnte der Industrie einen großen Schaden zufügen. Wie ein Branchenkenner gegenüber Kommersant erklärte, sei das Projektportfolio-Management-System Oracle Primavera bei zahlreichen russischen Unternehmen im Einsatz, vor allem im Bergbau.
Oracle ist nicht der erste US-Software-Hersteller, der seine Aktivität im Russlandgeschäft infolge der Sanktionen zurückfahren muss. Im Januar ist bekannt geworden, dass der weltgrößte Software-Produzent Microsoft mit diversen Einschränkungen zu kämpfen hat. Zwei russische Vertriebspartner warnten vor „folgenschweren Auflagen“ für Microsoft-Produkte, die am 28. November 2017 in Kraft getreten sind. Dabei geht es unter anderem um eine drastische Verkürzung von Zahlungsfristen, die den Handel mit russischen Unternehmen erschweren.
Digitale Importsubstitution bisher ohne Erfolg
Mit der Einführung der Russland-Sanktionen kündigte die russische Regierung vor einigen Jahren an, eine „digitale Importsubstitution“ voranzutreiben, um unabhängiger von US-Software zu werden. Doch wie aus einem weiteren Bericht von Kommersant hervorgeht, waren diese Pläne nur bedingt erfolgreich. Demnach lag der Anteil von Microsoft-Datenbanksystemen auf föderaler Ebene im September 2017 bei 38,6%. Der Konkurrent Oracle war immerhin mit einem Anteil von 25,4% vertreten. Erst im September hatte die russische Hauptstadt Moskau ein Oracle-System im Wert von umgerechnet 6,7 Millionen Euro erworben. Nationale Software sei noch nicht in der Lage, den Anforderungen zu entsprechen, erklärte die Moskauer Stadtverwaltung.