BMW baut Werk in Russland für Komplettfertigung

BMW will mehrere Hundert Millionen Euro in Russland investieren

Der deutsche Autobauer BMW will ein Werk in Russland bauen. Dies bestätigte eine Quelle aus Unternehmenskreisen gegenüber der russischen Wirtschaftszeitung Wedomosti. Die Sonderwirtschaftszone (SWZ) in der Region Kaliningrad ist der bevorzugte Standort des Konzerns. Dort angesiedelte Unternehmen können auf staatliche Subventionen zählen.

Der bayerische Autokonzern baut seine Luxuskarossen bereits seit Jahren in Russland. Die Autos werden in Einzelteilen nach Kaliningrad geliefert und dort zusammengeschraubt. Nun will BMW seine Autos für den russischen Markt vollständig vor Ort produzieren. Das Investitionsvolumen beläuft sich laut Wedomosti auf mehrere Hundert Millionen Euro.

Laut Vize-Vorstand Hendrik von Kuenheim soll der Lokalisierungsgrad in Russland erhöht werden. „In Russland gibt es mehrere Technologiezonen, in denen Automobile hergestellt werden, einschließlich Moskau, Kaluga, St. Petersburg und Kaliningrad“, erklärte der BMW-Manager. Der Konzern wolle die Produktionsstandorte vergleichen und bald eine Entscheidung treffen. „Dieser Prozess wird einige Wochen oder Monate dauern“, fügte er hinzu.

Produktion in Kaliningrad

Seit 1999 montiert BMW seine Autos im Kaliningrader Werk des russischen Herstellers Avtotor. 2013 bildeten die Unternehmen ein Joint-Venture. Die Produktionskapazität liegt bei 40.000 Fahrzeugen pro Jahr. Hergestellt werden dort die X-Reihe sowie der 3er, der 5er und der 7er. Der Münchner Konzern erwägt seit Jahren ein eigenes Werk in Russland, doch Sanktionen und Wirtschaftskrise haben die Pläne verlangsamt (Ostexperte.de berichtete).

Laut eines Avtotor-Vertreters zieht der BMW-Vorstand auch einen Sonderinvestitionsvertrag („SpezInvestKontrakt“) in Betracht. Damit ist der Autobauer langsamer als sein Konkurrent Daimler, der voraussichtlich 2019 ein Werk für Mercedes-SUVs bei Moskau eröffnet. „Die staatliche Regulierung ausländischer Unternehmen in Russland wird sich in den nächsten Jahren verändern“, erklärte Hendrik von Kuenheim. Um ein „vollwertiges Geschäft“ zu führen, sei deshalb eine „tiefere Lokalisierung“ unabdingbar.

Russische Investitionsförderung

Bisher hat BMW keinen Antrag für einen „SpezInvestKontrakt“ beim russischen Fonds zur Entwicklung der Industrie eingereicht, erklärte Sergej Wologda, Vize-Direktor des Fonds. Russland hat den Vertrag 2015 als Instrument zur Investitionsförderung eingeführt. Der deutsche Landmaschinenhersteller Claas war das erste Unternehmen, das ihn 2016 im Zuge des St. Petersburger Wirtschaftsforums unterzeichnet hatte. „Wir sind nach Russland gekommen, um zu bleiben“, erklärte Ralf Bendisch, Claas-Generaldirektor in Krasnodar, im Ostexperte.de-Interview.

Der russische Automarkt wird 2017 um 15 Prozent wachsen, prognostiziert Maximilian Kellner, CEO der BMW Group Russia. Die Verkäufe im Luxus-Segment sollen leicht um zwei bis drei Prozent ansteigen. 2018 soll der russische Automarkt um 10 Prozent bzw. um 5 Prozent im Luxus-Segment wachsen. Laut der Association of European Businesses (AEB) befindet sich der Automarkt nach schweren Krisenjahren seit einigen Monaten im Aufwärtskurs.

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