Morgenlage in Russland am 15. Dezember 2016

Morgenlage in Russland am 15. Dezember 2016

15.12.2016, 08.27 MEZ | Der Präsident in Japan: Während seines Staatsbesuchs (bis Freitag) wird Wladimir Putin auch die Kurilenfrage erörtern. Seit 1945 hält Russland (bis 1990 die UdSSR) vier Inseln nördlich der japanischen Küste besetzt. Einen Friedensvertrag haben die beiden Länder nie unterzeichnet. Jetzt ist ein neuer Aspekt aufgetaucht: Japan müsste den USA gestatten, nach einer Rückgabe durch Russland auf zwei der Inseln Militärstützpunkte einzurichten.

Weltwährungsfonds bewertet Ukraine: Bis der Wohlstand im Land auf EU-Durchschnitt steigt, dauert es selbst bei 4-5 % Wachstum per anno eine Generation. Im Vergleich zu Rumänien und Polen liegt der Lebensstandard nur bei einem Drittel. Dennoch besteht Brüssel auf Visafreiheit im neuen Jahr – die Ukraine gehört ja jetzt offiziell zum Westen. Bürger befürchten den Zustrom von Schwarzarbeitern und Mafia.

Seit Mai 2014 liegt der Krim-Goldschatz in einem Amsterdamer Museum. Jetzt hat ein holländisches Gericht entschieden, dass die Exponate der Skythenausstellung “Die Krim – Gold und Geheimnisse des Schwarzen Meers” dem ukrainischen Staat und nicht der abtrünnigen Halbinsel zurückgegeben wird. Allerdings muss Kiew über 100.000 Euro Lagerkosten zahlen. Die Krim-Politiker schäumen. Jelena Gagarina, Chefin der Moskauer Kreml-Museen, äußert hingegen Verständnis. Derartige Kunstschätze gehörten nun einmal dem Staat, keinem einzelnen Museum.

Während sich in Washington politisches Tauwetter ankündigt, haben im internationalen Sport noch die Falken das Sagen. Die Bob-Weltmeisterschaft in acht Wochen in Sotschi hat der Weltverband den Russen entzogen. Die Sportler sollten nicht mit Anklagen und Diskussionen belastet werden – “ob gerechtfertigt oder nicht”. So geht es natürlich auch. Als nächstes steht wohl die Absage der Fußball-WM 2018 an.

Entspannung in St. Petersburg: Die Lizenz der liberalen Europäischen Universität, einer privaten Anstalt für Postgraduierte, ist wieder in Kraft. Am Montag hatte die Behörde sie wegen formaler Verstöße eingezogen. Jetzt darf ab Freitag wieder unterrichtet werden. Beobachter vermuten hinter der Maßnahme die Hand konservativer, patriotischer Kräfte. Der Lehrstoff an der Universität vermittelt so etwas wie westliche Denkansätze.