Tagesübersicht Russlandgeschäft: 17.05.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Dienstag, den 17. Mai 2016. Das sind heute unsere Themen für Sie:


Russische Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2016 um 1,2 Prozent zurückgegangen

Den Schätzungen des russischen Statistikdienstes Rosstat zufolge ist Russlands Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2016 um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Das ist ist aber schon eine deutliche Verbesserung, denn in den drei Monaten zuvor war sie noch um 3,8 Prozent gesunken. Die Daten veröffentlichte die Behörde am gestrigen Montag.

Von 22 von Bloomberg befragten Analysten waren alle bis auf alle von einem höheren Rückgang ausgegangen. Der Median der Bloomberg-Umfrage lag bei einem Minus von zwei Prozent. Das russische Wirtschaftsministerium hatte -1,4 Prozent erwartet.


Sberbank könnte privatisiert werden, allerdings mit Sperr-Anteil der Regierung

Die größte russische Bank Sberbank könnte unter Beibehaltung eines Kontroll- oder Sperr-Anteils durch die russische Regierung privatisiert werden. Das sagte Alexej Uljukajew, der Minister für wirtschaftliche Entwicklung in einem Fernseh-Interview mit “Rossija 24“ am Montag. Dadurch könnten Risiken eliminiert werden. Die Sberbank übernehme nämlich neben der ökonomischen auch eine wichtige soziale Funktion, daher sei “maximale Vorsicht” bei einer Privatisierung geboten, meinte er gegenüber TASS.

Zuvor hatte der stellvertretende Premierminister Arkadyj Dworkowitsch gesagt, dass eine Sberbank-Privatisierung 2016 nicht geplant sei. Auch Sberbank-Chef Germann Gref hatte angemerkt, dass er das angesichts der schwierigen ökonomischen Situation für unrealistisch halte.


Kanadische Starbucks-Konkurrenz plant Eintritt auf russischem Markt

Die kanadische Kaffee-Kette “Presse Cafe” plant, auf dem russischen Markt den amerikanischen Coffeeshops von “Starbucks” Konkurrenz zu machen, berichtete die Wirtschaftszeitung Kommersant am Montag. In einem Statement von Presse Cafe hieß es: “Der CEO von Presse Cafe und seine Berater sind derzeit in Russland. Ihre Mission ist es, die Möglichkeiten für Moskau in den nächsten Jahren zu untersuchen.”

Kommersant-Quellen zufolge soll ein Netzwerk in Moskau als Partnerschaft mit einem Haupt-Franchiser angedacht sein.

Presse Cafe wurde 1995 im kanadischen Montreal gegründet und betreibt momentan über 100 Coffeeshops in Kanada, Frankreich, Australien, Zypern und Nordafrika. Die Kette positioniert sich im mittleren Preissegment, wo ihr größter Konkurrent die weltweit agierende Kette Starbucks ist, die derzeit 76 Filialen in Moskau hat.

Trotz Krise wächst der Markt für derartige Ketten in Moskau und Region. 2015 um 12 Prozent auf 18 Milliarden Rubel (276 Millionen US-Dollar), wie laut Kommersant aus den Daten der NPD Group hervorgeht.


Lesetipp: Lohneinbußen und Proteste – Russlands Sturm macht wenig Wind

Die Neue Zürcher Zeitung hat einen lesenswerten Artikel über die soziale Dimension der Wirtschaftskrise veröffentlicht und erklärt darin, wieso es trotz teilweise drastischer Einschränkungen, sinkender Reallöhne und teilweise ausbleibenden Lohnzahlungen nicht zu mehr Streiks oder Protesten kommt: “Arbeiterproteste in Russland sind kein Massenphänomen, was auch auf die Angst vor Entlassungen zurückgeführt wird.”  Zudem gebe es hohe rechtliche Hürden für Streiks, schwache Gewerkschaften und mangelnde überregionale Koordination innerhalb der Branchen.

“Für manchen Arbeiter allerdings sind die Einbussen beim Lohn ein Tauschgeschäft: Er behält so seinen Job. Russlands Firmen streichen traditionell lieber auf dem Lohnzettel als in der Personalliste.”


Update: Kein Komplettverbot türkischer Lebensmittel, dafür temporäres Importverbot für Zucchini und Kürbisse ab 19. Mai

Am 13. Mai hatten wir darüber berichtet, dass die russischen Behörden planten, die Einfuhr türkischer Lebensmittel vollständig zu verbieten. Nun will die Lebensmittelaufsicht Rosselchosnadsor aber offenbar davon absehen. Stattdessen wird Russland nun den Import von Zucchini und Kürbissen ab 19. Mai temporär verbieten, wie Rosselchosnadsor am Montag laut Interfax mitteilte.

„Sehr wahrscheinlich werden wir aber kein Embargo gegen alles verhängen“, sagte Julia Schwabauskene und fügte hinzu, dass die türkische Seite „aktive Verhandlungen“ begonnen habe. Die Türkei habe die Qualitätskontrollen für den Export von Früchten und Gemüse verstärkt.