Tagesübersicht Russlandgeschäft: 30.03.2016

Wneschekonombank erhält 150 Milliarden Rubel Unterstützung, Gazprom und E.ON einigen sich, DIHK-Umfrage: Handelshemmnisse in Russland und Osteuropa am größten

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Mittwoch, den 30. März 2016. Das sind heute unsere Themen:


Wneschekonombank bekommt 150 Milliarden Rubel Unterstützung

Die staatliche Entwicklungsbank Wneschekonombank erhält Unterstützung in Höhe von 150 Milliarden Rubel (umgerechnet etwa 1,95 Milliarden Euro). Das gab der russische Premierminister Dmitrij Medwedew laut der Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag bekannt (auf Englisch hier). Die Bank habe aufgrund der westlichen Sanktionen den Zugang zu internationaler Refinanzierung und damit einen Teil ihrer Reserven verloren. „Unorthodoxe Maßnahmen“ seien daher notwendig, sagte der Premier bei einem Treffen mit dem Vorstand der Bank, dem ersten seit Sergej Gorkow der neue Vorsitzende der Wneschekonombank ist.

„Der aktuelle Aktionsplan, der 2014 entwickelt wurde, ist aus einer Reihe von Gründen nicht mehr gültig“, erklärte Medwedew. Die Kapitalerhöhung solle 2016 für finanzielle Stabilität sorgen.


Gazprom und E.ON (Uniper) einigen sich über Anpassung der Gaspreise

Der russische Gasgigant Gazprom und die E.ON-Tochter Uniper haben sich schneller als erwartet auf neue Preiskonditionen für langfristige Gaslieferverträge geeinigt. Ein Schiedsverfahren zwischen den Unternehmen konnte nun beigelegt werden. Das teilten die Unternehmen am Dienstag mit (Handelsblatt, TASS).

Uniper könne dadurch nun Rückstellungen auflösen. Ein einmaliger Profit von rund 380 Millionen Euro im ersten Quartal 2016 sei die Folge. An der Börse wurde das positiv aufgenommen. Auf die Gaspreise für Endverbraucher habe dieser Einmaleffekt keine Auswirkungen, es sei keine Preissenkung geplant, sagte ein E.ON-Sprecher.

Im April 2015 war die Abspaltung von Uniper als Abteilung für Gas und Kohle vom deutschen Energiekonzern E.ON verkündet worden.


Russische Firma klagt gegen Ex-RWE-Vorstand Jürgen Großmann

Die russische Firma Rustenburg hat nach Informationen von Spiegel-Online Strafanzeige gegen den früheren RWE-Chef Jürgen Großmann erstattet. Sie wirft Großmann Prozessbetrug vor. Die Anzeige sei bereits am 9. Oktober 2015 bei der Staatsanwaltschaft Hamburg eingegangen.

Rustenburg gehört zur Sintez-Gruppe, dem Konzern des Moskauer Milliardärs und Oligarchen Leonid Lebedew. Ein persönlicher Streit zwischen Lebedew und Großmann steckt wohl auch hinter der Anzeige.

2008 wollte der damalige RWE-Chef Großmann mit Lebedews Hilfe auf dem russischen Markt Fuß fassen. Sie gaben sie bei einer Auktion ein Gebot für die Firma TGK-2 ab, einen bis dahin staatlichen Stromkonzern mit rund sieben Millionen Kunden und lukrativen Standorten. Das Gebot wurde von einer Zweckgesellschaft eingereicht, die zu Lebedews Sintez-Gruppe gehört. Diese erhielt den Zuschlag auch. Doch am 17. September 2008 kündigte RWE den TGK-2-Deal wieder auf. Sintez stemmte das Geschäft allein und ging Lebedew zufolge fast daran pleite.

Seitdem hat Lebedew mehrere Klagen gegen RWE und Großmann angestrengt. Um eine angebliche Falschaussage Großmanns bei einem der Prozesse geht es in dem aktuellen Fall. Spiegel-Online hat weitere Hintergründe zu dem Fall.


DIHK-Umfrage: Handelshemmnisse in Russland und Osteuropa am größten

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat Handelshemmnisse zum Schwerpunkt seiner jährlichen Umfrage unter 2000 im Ausland tätigen Unternehmen gemacht. Die Beschränkungen seien weiterhin groß und nähmen teilweise sogar zu, schreibt die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf die Umfrageergebnisse.

“Was früher Handelszölle waren, sind heute zusätzliche, oftmals unnötige lokale Regulierungen“, sagte DIHK-Außenwirtschafts-Chef Volker Treier dazu.

In Ost- und Südeuropa und in Russland klagten etwa 75 Prozent der dort aktiven Unternehmen darüber, von neuen Handelsbarrieren betroffen zu sein. Vieles davon hänge aber mit den Russland-Sanktionen und Antworten darauf zusammen.


Lesetipp: Bericht vom Moskauer Wirtschaftsforum letzte Woche

Letzte Woche hat das Moskauer Wirtschaftsforum stattgefunden. Heise.de hat dazu einen ausführlichen Bericht verfasst.