Rosneft mit Schadensersatzklage gegen Sistema erfolgreich
Dem Mineralöl-Giganten Rosneft wurde vor Gericht eine Milliardensumme zugesprochen. Der Schadensersatz muss vom Mischkonzern Sistema beglichen werden, der bei der Übernahme des Mineralölunternehmens Baschneft gegen russisches Recht verstoßen haben soll. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Am vergangenen Mittwoch fällte ein Moskauer Gericht ein umstrittenes Urteil, demzufolge die Aktiengesellschaft Sistema eine Schadensersatzzahlung von 136 Milliarden Rubel (etwa 2,3 Milliarden US-Dollar bzw. 1,94 Milliarden Euro) an Rosneft zu zahlen hat.
Bliebe das Urteil bestehen, so wäre es ein harter Schlag für den russischen Konzern, der unter anderem in den Bereichen Telekommunikation, Technologie und Bankwesen tätig ist. Das Unternehmen hat bereits Beschwerde eingereicht.
Baschneft-Privatisierung illegal?
Sistema hatte im Jahre 2009 Anteile am Ölproduzenten Baschneft erworben und diesen anschließend neu organisiert. 2014 wurden die zu Sistema gehörenden Baschneft-Anteile jedoch vom russischen Staat mit der Begründung eingezogen, dass es sich bei der Privatisierung des Unternehmens um ein illegales Verfahren gehandelt habe.
Rosneft, das 2016 die Mehrheit an Baschneft erwerben konnte, warf dem Mischkonzern in seiner Klage vor, den Wert von Baschneft während der Umstrukturierung geschmälert zu haben. Daraufhin verlangte Rosneft eine Entschädigung.
Die gerichtliche Auseinandersetzung mit Rosneft hat die Sistema-Anleger verunsichert und könnte zugleich neue Bedenken bezüglich der Investorenrechte in Russland hervorrufen. Dass dem Ölgiganten Rosneft, der zu 70 Prozent in der Hand des russischen Staates liegt, Recht gegeben wurde, war laut des Sistema-Sprechers Sergei Kopytow von vornherein klar.
„Im Großen und Ganzen wurde der Prozess einseitig geführt, überhaupt ohne jegliche Überparteilichkeit, weshalb das heutige Urteil vorbestimmt war“, erklärte dieser nach dem Prozess. Bereits im Juni hatte der russische Staat zu Sistema gehörende Aktiva unter Vorgriff auf Schadenersatz eingefroren.
Rosneft-Chef mit guten Kontakten zum Kreml
Eigentlich hätte es sogar noch schlimmer kommen können für Sistema: Rosnefts ursprüngliche Forderung belief sich auf 171 Milliarden Rubel. Seit der Aussprache dieser Zahl im frühen Mai sind die Sistema-Aktien um 50 Prozent eingebrochen. Am Tag der Urteilsverkündung verlor man dabei rund 2 Prozent an Wert.
Der weitreichende Einfluss des Rosneft-Chefs Igor Setschin und dessen guter Kontakt zum russischen Präsidenten Wladimir Putin sind auch an der Börse bekannt. Derzeit läuft ein ebenfalls umstrittener und mit Setschin in Verbindung gebrachter Prozess gegen den ehemaligen Wirtschaftsminister Russlands.