Nach “falscher” Berichterstattung: Rosneft fordert Mediaholding RBC zur Zahlung einer Kompensation auf
Rosneft fordert die Mediaholding RBC vor Gericht zur Zahlung einer Kompensation in Höhe von etwa 3,1 Milliarden Rubel auf. Das geht aus einer Meldung der Nachrichtenagentur TASS hervor, die sich wiederum auf eine Aussage eines Rosneft-Sprechers beruft. Grund für die Klage ist eine Berichterstattung von RBC im April 2016, die Rosneft als „rufschädigend“ bezeichnet.
Der Mineralölkonzern Rosneft stellt vor dem Moskauer Schiedsgericht einen Anspruch auf Schadensersatz in Höhe von umgerechnet etwa 43,8 Millionen Euro. Der Anspruch richtet sich gegen die Mediaholding RBC und drei Journalisten, die laut Rosneft das Ansehen des Unternehmens beschädigt hätten. Das Gericht hat die Verhandlung auf den 11. November vertagt.
Rosneft verklagte Journalisten im April
Am 11. April 2016 veröffentlichte RBC einen Bericht über den Rosneft-Vorstandsvorsitzenden Igor Setschin („Setschin bat die Regierung darum, Rosneft vor BP zu beschützen“). Rosneft widersprach daraufhin den Darstellungen von RBC. Am 26. April verklagte Rosneft die drei Journalisten Timofeja Dzjadko, Ljudmila Podobedowa und Maxim Towkajlo sowie das Unternehmen „OOO Business-Press“, das als Gründer und Herausgeber von RBC auftritt.
Worüber RBC berichtete
Der Mineralölkonzern erklärte, dass die Darstellung von RBC eine Lüge sei. Der Artikel gefährde die geschäftliche Reputation des Unternehmens, so Rosneft. Im Artikel geht es darum, dass Igor Setschin die russische Regierung vor weiteren Verkäufen von Rosneft-Anteilen an das britische Mineralölunternehmen BP gewarnt haben soll. Laut RBC befürchtete Setschin, dass BP durch einen Zukauf von 19,5 Prozent eine Sperrminorität erreichen könnte. Seit März 2013 hält BP einen Anteil von 19,75 Prozent an Rosneft. RBC zufolge soll Setschin der Regierung empfohlen haben, die Aktien nicht auf dem Markt, sondern an mindestens zwei asiatische Aktienfonds zu verkaufen.
Rosneft widersprach der Darstellung und betonte, dass die Zusammenarbeit mit BP langfristiger Natur sei. In einer Presseerklärung bezeichnete Rosneft den RBC-Bericht als „Fantasien von Journalisten oder ihrer sogenannten Quellen“. Das Unternehmen fordert RBC dazu auf, die „falschen Informationen auszuräumen“. Rosneft-Pressesprecher Michail Leontjew bezeichnete den Artikel gegenüber TASS als „Lügenmärchen von Journalisten“.
Chefredaktion von RBC wurde im Mai entlassen
In diesem Jahr musste das Wirtschafts- und Investigativportal RBC bereits eine Krise bewältigen. Am 13. Mai wurde die dreiköpfige Chefredaktion von RBC entlassen. Die Geschäftsführung begründete den Schritt damit, dass es “keinen Konsens bei wichtigen Themen” gegeben habe. Das Online-Portal Meduza schrieb damals: “Freitag, der 13. Mai – ein wirklich mieser Tag für uns alle, für die Journalisten und für die Leser. Ein Tag, an dem vor unseren Augen ein Wunder zerstört wurde. Es gibt keinen einzigen Grund, der das rechtfertigen könnte.”
Aufmerksamkeit erlangte RBC vor allem mit Recherchen über Korruption bei Prestige-Bauprojekten, das familiäre Umfeld von Wladimir Putin und das Budget der russisch-orthodoxen Kirche.