„Moskau ist so groß, dass wir die Fußball-WM nicht bemerken“

Moskauer Vize-Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bauwesen auf dem Moscow Urban Forum 2017

Im Zuge des Moscow Urban Forum 2017 gab Vize-Bürgermeister Marat Chusnullin eine Pressekonferenz im Gebäude der Nachrichtenagentur TASS. Ostexperte.de war vor Ort.

Bürgermeister Sobjanin wolle Moskau „komfortabler“ gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit steigern, so Marat Chusnullin auf der gestrigen Pressekonferenz. Das Hauptziel sei die „Gewinnung von intelligenten und progressiven Menschen als Humankapital“. Die Stadt arbeite auf verschiedenen Ebenen an der Verbesserung von Infrastruktur und Lebensqualität.

Zudem betonte er die Wichtigkeit Moskaus als Weltmetropole – die russische Hauptstadt sei kein Ort der „Megaprojekte, sondern der Gigaprojekte“. Bei der Stadtentwicklung orientiere sich die Regierung an dicht besiedelten Großstädten in Asien, insbesondere Shanghai und Peking. In Hinblick auf die Infrastruktur bezeichnete Chusnullin Moskau als „sehr ähnlich“ zu New York.

Abriss von Plattenbauten

Die Fragen der russischen Journalisten galten hauptsächlich dem tausendfachen Abriss baufälliger Plattenbauten aus der Chruschtschow-Ära. Trotz hoher Zustimmungswerte ist das Renovierungsprogramm mit Kosten von schätzungsweise 55 Mrd. Euro umstritten. Chusnullin betonte erneut, dass alle betroffenen Hausbewohner „adäquat entschädigt“ werden sollen.

Vor allem internationale Investoren zeigten am Abrissprojekt Interesse, erklärte der Politiker. Auch Architekten aus der Schweiz, Japan und anderen Ländern seien an der Renovierung von über 50 Mio. qm alten Immobilien in rund 300 „Mikrorajons“ zugeneigt. Die Stadt wolle „so viele Kräfte wie möglich“ mobilisieren. Derzeit habe Moskau fünf Pilotprojekte ausgeschrieben.

Infrastruktur und Stau

Auch das Stau-Problem war ein Thema auf der Veranstaltung. Zu Stoßzeiten gingen den Moskauern 2016 laut einer Studie fast vier Tage verloren. Als Reaktion verwies der Politiker auf den groß angelegten Ausbau der U-Bahn bis 2020 sowie die Einführung kostenpflichtiger Parkplätze im Stadtzentrum. Wie genau der Verkehr optimiert werden soll, ließ Chusnullin offen.

In diesem Zusammenhang sprach er auch über die Entwicklung des südöstlich gelegenen Siedlungsgebiets „Nowaja Moskwa“. Der Ausbau schaffe bis zu 100.00 neue Arbeitsplätze. Die Regierung arbeite auf Hochtouren an der Integration in das städtische Infrastruktur-System. Zwei Metro-Stationen seien bereits fertig. In Zukunft sollen die Vorstädte „noch komfortabler“ werden.

Fußball-WM und Population

Auf die Frage hin, ob Moskau die Fußball-WM 2018 stemmen könne, antwortete Chusnullin: „Wir sind so groß, dass wir die WM gar nicht bemerken.“ Weder Transport noch Unterkünfte seien ein Problem. Der Konföderationen-Pokal sei eine „Übung“ gewesen, bei der es „keine Probleme“ gegeben habe. Moskau als Austragungsort sei bei den Fans und Mannschaften gut angekommen.

Zur Entwicklung der Bevölkerung sagte Chusnullin, dass Moskau sich in einer „sehr guten Situation“ befinde. Die Population wachse um 40.000 Menschen pro Jahr – im Vergleich zu anderen Metropolen sei diese Zahl gering. Auch der Zuzug von Migranten sei im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen. Als „beängstigend“ bezeichnete er lediglich den Autoverkehr.

Titelbild
© Thorsten Gutmann[/su_spoiler]