Telefonieren auf Russisch
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Wie man sich in Russland am Telefon meldet

Telefonieren auf Russisch: Kein Name unter dieser Nummer.

„Aljo?“ (Hallo?), „Da!“ (Ja!) oder „Sluschaju! (Ich höre.) So meldet man sich in Russland am Telefon. Das klingt für deutsche Ohren ungewöhnlich, und oft auch unhöflich und barsch. Können sich die Russen nicht wie zivilisierte Menschen am Telefon mit ihrem Namen melden? Hier prallen zwei kulturelle Selbstverständlichkeiten aufeinander.

Aus russischer Sicht muss sich Derjenige als erster vorstellen, der anruft und nicht umgekehrt. Der Russe denkt: „Ich bin doch bei mir zuhause, und der Anrufer „klopft“ bei mir an. Der soll gefälligst sagen, wie er heißt.“ Deswegen meldet man sich in Russland am Telefon nicht mit Namen. Privat nie und dienstlich fast nie.

Der deutsche Brauch sich mit dem Namen am Telefon zu melden erscheint hingegen den Russen eigenartig und unlogisch. Für das russisches Gehör wirkt das genau so unangenehm, wie das russische „Aljo!“ für die Deutschen.

Deswegen kostet es russische Mitarbeiter sehr viel Überwindung, sich mit ihren Namen zu melden. Dass die Vermittlung den Namen des Unternehmens sagen muss, das sehen die Russen noch ein. Aber dass jeder Mitarbeiter in jeder Abteilung nach Abheben des Hörers immer wieder seinen Namen sagen soll, ist schwer zu vermitteln. Die Russen denken dabei: „Warum immer wieder den Namen sagen. Der Anrufer ist doch schon zu mir verbunden worden und weiß bestimmt, wen er sprechen möchte.

Die deutsche Liebe zur absoluten Genauigkeit trifft auf das russische „Irgendwie“.  Also wundern Sie sich nicht, wenn Sie in Russland jemanden anrufen und auf der anderen Seite der Leitung nur knappes „Aljo?“ als Meldung bekommen. Das bedeutet nicht, dass ihr Gesprächspartner einen schlechten Ton pflegt.

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8 Kommentare

  1. es klingt wie auf Hawaii, Aloa und hat eher damit zu tun das alle ihre Identität verstecken und wenn überhaupt gibt es nur den Vornamen der tausendfach überall existiert … oben drauf dann noch Spitznamen … kak zavut bedeutet auch wie ruft man dich und nicht was ist dein Name …. unterm Strich sind alle Russen oder Ukraine weit weg von vernünftigen, logischen Umgangsformen und halten sich für den Mittelpunkt der Erde …

  2. Ein Spanier meldet sich auch nicht mit seinem Namen, sondern einfach „Diga!“, was „Sagen Sie“ bedeutet. In arabischen Ländern meldet man sich auch mit „Alu?“ (Hallo?)

    1. Ist in Frankreich genauso. Ich arbeite seit über 20 Jahren für französische Firmen, davon die letzten 5 1/2 Jahre im Land selber, spreche fließend Französisch und kriege hier auch in der Regel nur ein „Allô!“ zu hören, wenn ich irgendwo anrufe. Privat sowieso und auch beruflich melden sich viele Firmen nur mit dem stereotypen „Allô“.

      Ich muß fast jedes Mal nachfragen, ob ich mit der richtigen Person verbunden bin.
      Geht mir aber mit anglo-amerikanischen Gesprächspartner im privaten Bereich fast genauso.

      Diese Vorstellerei mit Namen und Firma scheint also doch typisch deutsch zu sein. Du wirst von Kommunikationsexperten gerügt, wenn du dich nicht mit allem Brimborium vorstellst. Mir wurde von solch einem deutschen Experten in einem Seminar mal gesagt, erst ware zu grüßen (Guten Tag/Morgen/Abend), dann der Firmennamen zu nennen (Hier ist die Firma XY!) und dann der eigene Name zu nennen (Ich bin XY!), damit der eigene Name nicht untergeht und der Gesprächspartner Zeit hat, diese ganzen Informationen aufnehmen. Da hätten Russen, Spanier, Franzosen etc. wahrscheinlich schon die Lust verloren, überhaupt noch zuzuhören geschweige den etwas zu sagen.

  3. Ich denke die Gepflogenheiten am Telefon sind noch aus der Sovietzeit und ein Rest des Selbstversteckens vor Bespitzelung . Ich habe mir trotzdem angewoehnt meinen Namen zu sagen und zu begruessen.

    1. Ich las vor einigen Jahren einen interessanten Bericht, nach dem die Unsitte in Deutschland, sich mit Name und Dienstgrad (Funktion) zu melden, aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 stammt. Das hat man dann so beibehalten, weil es für die Führungsoffiziere CEOs ungemein praktisch ist. Sonst gibt es das nirgendwo auf der Welt.

  4. Bei mir gilt auch in Russland fast 90 %-ig die preußische Fernmeldeordnung: Bei Anrufannahme Firma, (Vor- und) Familienname („Комендант 127-го общежития Шульц слушает“ statt „Хеллоу…, общежитие слушает“ :), auch wenn es den Anrufer nervt). Leider schafft es aber anscheinend nur die kulturelle Elite unter den Anrufern, sich daraufhin selbst eindeutig vorzustellen. Zu gern wird gefragt: „Kann ich bitte den Leiter sprechen?“ oder wird sofort fragend mein Vorname in den Äther geplärrt. Also stimmt die Regel, dass sich der Anklopfende vorstellt leider häufig nicht.

  5. Na gut, es ist so. Mir gefaellt es auch nicht, wenn man an den Telefon-Anruf antwortet „Aljo“ oder „Da“, aber bin ehrlich gesagt, lasst doch bitte mal ein bisschen den gesunden Menschenverstand walten. Solche ist die Russische Kultur, es ist normalerweise ueberall in Russland.
    So macht es keinen Spass

  6. Seit 26 Jahren habe ich privat und beruflich mit Russland zu tun. Ich spreche fließend Russisch, bin mit einer Russin verheiratet. Beruflich führe ich etwa 20 Telefonate täglich mit Russen, privat alle paar Tage. Ich stimme dem Artikel fast vollständig zu. Fast heißt folgendes:
    1. Wenn ich von einem Geschäftspartner angerufen werden, dann meldet sich dieser fast immer mit Namen.
    2. Wenn ich privat angerufen werde und der Anrufer stelt sich nicht vor, sondern fragt z. B. nur: „А Таня дома?“, dann frage ich, wer anruft, selbst wenn ich die Stimme erkenne. Wenn der Anrufer auch nach dem zweiten Nachfragen seinen Namen nicht nennt, lege ich auf. Auf diese Weise habe ich zumindest alle unsere Bekannten dazu gebracht, sich vorzustellen, wenn sie anrufen.

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