Tagesübersicht Russlandgeschäft: 23.08.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Dienstag, den 23. August 2016. Das sind heute unsere Themen:


“Traktor-Marsch” auf Moskau

Einige Hundert wütende Farmer aus Südrussland protestieren heute bereits den zweiten Tag gegen lokale Korruption, indem sie mit ihren Traktoren Richtung Moskau fahren.

Sie hatten ihren „Traktor-Marsch“ am Sonntag begonnen. Ein vorgeschlagenes Treffen der protestierenden Landwirte mit dem Gouverneur der Region Krasnodar war gestern geplatzt. Der Gouverneur weigerte sich, nach Rostow-am-Don zu reisen, die Farmer bestanden darauf, nicht zurück nach Krasnodar zu fahren, berichtet Gazeta.ru.

Viele der Teilnehmer klagen über Landraub und Quasi-Enteignungen der Felder mit Hilfe der lokalen Sicherheitsbehörden in der Region Krasnodar, der „Kornkammer Russlands”. Nach dem Ende der Sowjetunion war das Kolchosenland unter den Bauern aufgeteilt worden. Der Streit um das Land dauert bereits seit Jahren an.

Bei ihrem Marsch seien sie gestern massiv von der Polizei und anderen Sicherheitsorganen eingeschüchtert worden. Binnen 24 Stunden habe man den Konvoi aus Traktoren und Autos 17 Mal angehalten, berichtet Oleg Petrow, ein teilnehmender Farmer, der Moscow Times.

Die geplante Fahrt nach Moskauer würde wohl noch fünf oder sechs weitere Tage dauern. Dort planen Sie, mit Regierungsmitgliedern zu sprechen. Damit wollen Sie das Problem von einer regionalen auf eine nationale Ebene anheben.

Der Protest erinnert an den der LKW-Fahrer Anfang des Jahres gegen das LKW-Maut-System „Platon“. Die Trucker hatten dabei versucht, Zufahrtsstraßen nach Moskau zu blockieren.


Schmuggler reparieren Straße

Zugegeben, das ist zunächst eine kuriose Meldung: Schmuggler haben heimlich Straßen an der russisch-weißrussischen Grenze repariert, berichtete gestern die Nachrichtenagentur TASS. Man sollte meinen, damit tut man der Bevölkerung dort, oft geplagt vom schlechten Straßenbelag, einen Gefallen.

Die Reparaturen erfolgen allerdings, um leichter Waren schmuggeln zu können. Die Straße in der Region Smolensk sei erweitert und angehoben worden, damit die Schwertransporte leichter illegal Waren über die Grenze schaffen können, berichtet Alexander Lasnenko von der Grenzbehörde der Region.

Die Straße verbindet Moskau und Minsk und ist dafür bekannt, von Schmugglern genutzt zu werden, die die offiziellen Zollposten vermeiden wollen. Die Straße stehe nun unter offizieller Beobachtung, so Lasnenko.

Zuvor sei ein Konvoi angehalten worden, der 175 Tonnen sanktionierter polnischer Früchte im Wert von 13 Millionen Rubel (200.000 Dollar) transportierte.


GTAI: Russlands Bausektor im Fokus

Germany Trade and Invest (GTAI) hat sich zuletzt in mehreren Artikeln Russlands Baubranche genauer angesehen:

Der Hochbau befindet sich demnach im Umbruch. Dort würden weniger, dafür aber größere Wohnhäuser gebaut, schreibt GTAI. Es seien weniger Wohngebäude hochgezogen worden, dafür stieg die fertiggestellte Fläche. Im Nicht-Wohnungsbau-Sektor wurden meist laufende Projekte vollendet, neue Vorhaben aber verschoben. Gewerbliche Kunden fragten mittlerweile nach kleinere Flächen bis zu 150 qm und verlagern ihre Büros weg von den teuren Innenstadtlagen zur Peripherie.

Ein weiterer Text widmet sich dem Grünen Bauen. In Russland seien Baustoffe und Baumaterial für grünes Bauen bis jetzt allerdings chancenlos. Es gebe erst wenige Vorzeigeprojekte bezüglich energieffizienten Bauens, was sich mit der WM 2018 aber ändern soll. Russland habe in diesem Gebiet viel Nachholbedarf.

Im Tiefbau herrsche Sparzwang. Im vergangen Jahr wurde massiv gespart. Die öffentlichen Ausgaben für Infrastruktur und Tiefbau seien um 20 bis 30 Prozent zurückgefahren worden, 2016 sei sogar mit noch größeren Kürzungen zu rechnen – auch bei den WM-Projekten. Lichtblicke böten sich bei Projekten in Südrussland und im Fernen Osten, so GTAI.

Auf dem russischen Markt für Fenster finde derzeit eine Marktbereinigung statt, konstatiert GTAI. Viele kleine Hersteller mussten 2015 den Betrieb einstellen aufgrund der rückläufigen Nachfrage und dem Preisverfall. Für Kunstofffenster sähen die Prognosen bis 2020 düster aus, für energieeffiziente Fenster gebe es Bedarf. Herstellern fehle es hier jedoch teilweise an der technischen Ausstattung und Technologie dafür.

Die russische Baustoffindustrie sei ebenfalls eingebrochen, heißt es weiter. Lediglich in den Untersparten, in denen Werkseröffnungen zu verzeichnen waren, konnte ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr registriert werden. Auch für die deutschen Hersteller Maschinen zur Fertigung von Baustoffen und Baumaterialien hätten sich die Absatzmöglichkeiten erneut verringert, so GTAI. Baumärkte spielten beim Vertrieb von Baumaterialien hingegen eine immer größere Rolle. Besonders Richtung Ferner Osten werde expandiert.