Tagesübersicht Russlandgeschäft: 19.08.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Freitag, den 19. August 2016. Heute vor 25 Jahren fand der Putsch auf das Weiße Haus in Moskau statt. Zum Wochenende haben wir diese Themen für Sie:


Tengelmann verabschiedet sich endgültig von Russland-Plänen

Wie das “manager magazin” in seiner aktuellen Ausgabe (die heute erschienen ist) berichtet, verabschiedet sich der deutsche Einzelhändler Tengelmann („Kaiser’s” und “Plus”) von seinen Russland-Plänen.

Tengelmann-Inhaber Karl-Erivan Haub hatte eigentlich 2012 große Pläne für den Discounter Plus in Russland. Bis 2022 waren 150 Plus-Filialen in Russland und ein Umsatz von rund einer Milliarde Euro geplant.

Das sollte gemeinsam mit dem Joint-Venture-Partner Rosevro geschehen. 29 Grundstücke waren bereits gekauft, 12 Läden eingerichtet. Mit den Ereignissen um die Krim und den Sanktionen trübten sich die Aussichten, Finanzierungszusagen Dritter platzten, das Projekt wurde dann im Winter 2015 vorübergehend auf Eis gelegt (Ostexperte.de berichtete).

Mittlerweile wurde auch das Joint-Venture mit dem Banken- und Immobilien-Konglomerat Rosevro aufgelöst.

Schätzungen von Insidern zufolge hat Tengelmann zwischen 50 und 80 Millionen Euro investiert haben. 10 bis 20 Millionen soll Rosevro zurücküberwiesen haben.

Die russische Holding versucht nun, die Grundstücke und Immobilien zu verwerten, die Tengelmann zuvor zu 49 Prozent gehörten. Allerdings berichten Interessenten davon, dass diese nun für ein Drittel des Kaufpreises zu haben sein sollen.

„Das sind gute Standorte, aber im Moment gibt es einfach ein großes Angebot und begrenztes Vertrauen in den Markt“, sagt ein Beteiligter dem Magazin.


Standard & Poor’s: Polens Entscheidung wird die Implementierung von Nord Stream 2 nicht beeinträchtigen

Die Entscheidung von Gazprom und fünf europäischen Unternehmen, das Joint Ventures für das Nord Stream 2-Gaspipeline-Projekt nun doch nicht zu gründen (Hintergründe dazu finden Sie hier bei Ostexperte.de), werde die Umsetzung des Projekts nicht beeinträchtigen. Das sagte die internationale Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) am Donnerstag laut TASS.

Die Entscheidung habe einen eingeschränkten Einfluss auf das Projekt, weil der Anteil der Shareholder an der Projektfinanzierung nur 30 Prozent betrage sagte S&P-Analyst Alexander Gryaznow.

Gleichzeitig sei das Projekt durch diese Veränderungen längerfristig höheren politischen Risiken ausgesetzt, meinte er.


Eurowings stoppt ab Herbst Flüge nach Russland

Wie der Kommersant berichtet, stoppt die Lufthansa-Tochter Eurowings ab November 2016 die Flüge nach Russland. Die Billig-Airline sei aus „wirtschaftlichen Gründen nicht in der Lage, die Flüge nach Russland fortzusetzen“, erklärte das Unternehmen gegenüber der Zeitung. Die hohen Erwartungen seien nicht erfüllt worden, heißt es weiter.

Im Herbst- und Winterflugplan von Eurowings, der Ende Oktober eingeführt wird, taucht Russland nun nicht mehr auf.

Eurowings begann im Oktober 2015 seine Linienflüge von Domodedovo nach Berlin – sechs Mal pro Woche.

2015 flogen 4,5 Millionen Menschen mit Eurowings, der Umsatz belief sich auf 1,9 Milliarden Euro.

Zuvor hatte AirBerlin angekündigt, seine Flüge nach Russland einzustellen und dies im Januar auch umgesetzt. Als Begründung nannte AirBerlin eine „rückläufige Nachfrage“. Zwischen Januar und Juni 2016 fiel der internationale Flugverkehr von Russland um knapp 30 Prozent auf 10,5 Millionen Passagiere (zu den abnehmenden Passagierzahlen bei Auslandsflügen lesen Sie auch diesen Artikel).

Im Sommer 2015 stoppte zudem Lufthansa seine Flüge in die russischen Regionen und zog sich vom Moskauer Flughafen Wnukowo zurück. Auch die österreichische Airline Niki (von Ex-Rennfahrer Niki Lauda; gehört zur AirBerlin Gruppe) hat die Direktflüge von Wien nach Moskau abgesagt.

Laut Denis Walejew vom Flugportal Pososhok.ru kam es in den vergangenen zwei Jahren zu einem starken Nachfragerückgang von Flügen nach Deutschland. „Seitdem hat sich die Situation nicht grundlegend geändert“, sagte er dem Kommersant. Die beliebtesten Reiseziele seien Berlin, München und Düsseldorf, weil sich dort auch die Geschäftsaktivitäten konzentrierten.

Die Geschäftsreisen seien jetzt um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, ergänzte er (ohne genauer zu werden).