Tagesübersicht Russlandgeschäft: 18.03.2016

Moody’s hat nationale Ratings für Russland zurückgezogen, heute Entscheidung der russischen Zentralbank über Leitzins, trotz Krise Gewinne bei großen russischen Banken

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Freitag, den 18. März 2016. Heute wird unter anderem eine Zentralbank-Entscheidung erwartet. Außerdem hat Moody’s heute die nationalen Ratings für Russland zurückgezogen:


Russische Zentralbank entscheidet heute über den Leitzins

Heute trifft sich der Aufsichtsrat der russischen Zentralbank und berät darüber, ob der Leitzins (derzeit 11 Prozent) angepasst wird. Die Entscheidung wird um 15 Uhr Moskauer Zeit bekannt gegeben.

Die meisten Analysten rechnen damit, dass der bisherige Leitzins bestehen bleibt, weil die Gefahr einer steigenden Inflation sonst zu groß wäre. Die Unternehmen hingegen hoffen auf eine Senkung, die mit billigeren Krediten die Wirtschaft ankurbeln könnte.

Eine leichte Senkung um 0,5 Prozentpunkte auf 10,5 Prozent halten die Experten laut dem “Kommersant” allerdings für möglich.

Wir halten Sie auf dem Laufenden.


Moody’s hat nationale Ratings für Russland zurückgezogen

Wie vor einer Woche angekündigt, hat die internationale Rating-Agentur Moody’s die nationalen Ratings für Russland zurückgezogen. Das teilte das Unternehmen heute in einer Pressemeldung mit.

Die nationalen Risiko-Analysen für Kredite stellte bislang “Moody’s Interfax Credit Rating Agency“ aus, ein Joint Venture mit der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

Zu den Gründen der Entscheidung lesen Sie auch diesen ausführlichen Artikel auf Ostexperte.de.


Russischer Umweltminister Donskoj: Ölreserven reichen für weitere 28 Jahre

Russland verfüge über bekannte Ölreserven für weitere 28 Jahre, also bis 2044, sagte Umweltminister Sergej Donskoj in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Rossijskaja Gazeta.

Theoretisch gebe es leicht erschließbare (also profitable) Vorkommen von 29 Milliarden Tonnen Rohöl. Lege man die Förderungsmenge von 2015 von 505 Millionen Tonnen zugrunde, reiche das sogar 57 Jahre.


Gewinne bei Sberbank und VTB

Die beiden größten russischen Banken, Sberbank und VTB haben trotz der Krise Gewinne gemacht.

Die VTB verkündete am gestrigen Donnerstag, dass man 2015 einen Gewinn von 1,7 Milliarden Rubel (25 Millionen Dollar) gemacht habe. Das sind mehr als doppelt so viel wie noch 2014. Die größte russische Bank, die Sberbank, hat diese Woche einen einen Gewinn von umgerechnet 3,3 Milliarden Dollar bekanntgegeben. Ein Minus von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber es konnten Verluste vermieden werden.

Beide Banken sind mit Sanktionen belegt und somit von einer Refinanzierung im Ausland nahezu ausgeschlossen. Sie konnten 2015 davon profitieren, dass viele kleinere russische Banken ernsthafte Schwierigkeiten hatten. Fast wöchentlich entzieht derzeit die russische Zentralbank Lizenzen, heute war zum Beispiel die StarBank dran, Banken gingen pleite, die Kunden wechselten dann meist zu den stabileren größeren Banken, die im Fall der Fälle wohl auch auf staatliche Unterstützung zählen können.

Die Neue Zürcher Zeitung hat dazu einen ausführlichen Artikel veröffentlicht.


Lesetipp: Interview mit Michael Harms in der neuen MDZ

Gestern ist die neue Ausgabe der Moskauer Deutschen Zeitung erschienen. Darin gibt es auf Seite 5 ein ausführliches Interview mit dem scheidenden AHK-Vorsitzenden, Michael Harms, der Anfang April zum Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft wechselt.

Dort erfahren Sie unter anderen, was ein AHK-Vorsitzender den ganzen Tag so macht: „Rein äußerlich betrachtet verdiene ich mein Geld damit, E-Mails zu schreiben.“, wer der ranghöchste Kontakt Harms in der russischen Politik war: „Medwedew“ und eine vermasselte Bilanz durch den Rückzug hunderter deutscher Firmen aus Russland: „Auch wenn ein Genie an meiner Stelle gesessen hätte, wäre es so gekommen.“ Ein lesenswertes Interview.