Tagesübersicht Russlandgeschäft: 15.06.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft am heutigen Mittwoch, den 15. Juni 2016. Das sind unsere Themen:


Deutsche Bank stockt Rückstellungen deutlich auf

Im Skandal um eine mögliche Beteiligung der Deutschen Bank an Geldwäsche in Russland hat die Bank ihre Rückstellungen deutlich aufgestockt. Die Verluste in der Kategorie “externer Betrug” kletterten laut Geschäftsbericht 2015 von 20 auf 475 Millionen Euro. Dieser Anstieg sei zu einem Großteil auf die Russland-Affäre zurückzuführen, sagten Insider. Die Bank begründet den Verlust mit “Rückstellungen im Aktienhandel“ und äußert sich nicht zu Details.


Gazprom sieht keine Konkurrenz für russisches Gas in Europa

Der russische Gasgigant Gazprom sieht keine Konkurrenten für russisches Gas für die Lieferung nach Europa was den Preis anbelangt, sagte der stellvertretende Gazprom CEO, Alexander Medwedew auf einer Pressekonferenz. “Die in Europa sind keine Dummköpfe und wir werden sie nicht dazu bringen, zu viel zu kaufen. Mit unserem Gaz sehen wir aber – besonders vor dem Hintergrund der Abwertung unserer nationalen Währung – keine Konkurrenten”, sagte er laut TASS.

Trotz diverser Berichte habe Europa noch nicht einen einzigen Tanker mit LNG aus den USA erhalten, betonte Medwedew.


AEB-Umfrage: Wie die europäischen Unternehmen die Zukunft ihres Russlandgeschäfts sehen

Der europäische Unternehmerverband AEB hat die Ergebnisse seiner gemeinsam mit GfK Rus durchgeführte Umfrage gestern bekanntgegeben (Link zur Auswertung der AEB-Umfrage). Die Umfrage soll das Vertrauen von europäischen Unternehmen untersuchen, die Geschäfte in Russland machen, ihre Planungen bezüglich der Geschäftsentwicklung sowie das lokale Investitionsklima.

Für die 9. AEB-Umfrage wurden 89 Top-Manager aus AEB-Mitgliedsfirmen im März und April 2016 persönlich und online befragt. 20 Prozent der Befragten waren Russen, 17 Prozent Deutsche und 9 Prozent Niederländer.

Negativfaktoren für das Russlandgeschäft

AEB-Geschäftsbarometer 2016
AEB GfK Index 2016: Das AEB-Geschäftsbarometer für Russland zeigt deutlich positivere Erwartungen an als in den beiden Jahren zuvor. Screenshot aus dem Umfrage-Bericht der AEB.

Für die meisten ausländischen Unternehmen ist die Rubel-Abwertung der größte Negativfaktor für ihr Russlandgeschäft, sagte der Managing Director von GfK Russia, Alexander Demidow, am Dienstag bei der Präsentation. 74 Prozent der befragten Unternehmen seien von der schwachen Währung betroffen, für rund ein Fünftel habe die Abwertung jedoch positive Auswirkungen.

Weitere wichtige negative Einflüsse auf das Business in Russland seien:

  1. Wirtschaftssanktionen (69 Prozent),
  2. Ölpreis (63 Prozent),
  3. russische Gegensanktionen
  4. und Importsubstitution.

Wirtschaftsentwicklung

Die Wirtschaftsentwicklung des Landes hingegen beeinträchtigen den Befragten zufolge:

  1. Niedrige Ölpreise (87 Prozent)
  2. EU- und US-Sanktionen gegen Russland (87 Prozent),
  3. russische Gegensanktionen (67 Prozent)
  4. und Rubel-Abwertung (60 Prozent).

Insgesamt zeigen sich die Unternehmen mittel- und langfristig (3-5 bzw. 6-10 Jahre) eher optimistisch zur russischen Wirtschaft.

Gründe für den Markteinstieg

Als Hauptgründe für einen Markteinstieg in Russland wurden genannt:

  1. Signifikantes Potenzial (93 Prozent)
  2. großer Markt (91 Prozent)
  3. und positive Entwicklung (86 Prozent)

Für 2016 erwarten 70 Prozent der Befragten bessere Umsätze als im Vorjahr. 2015 sagten das nur 55 Prozent. 2016 rechnet zudem etwas über die Hälfte damit, dass die Gewinne in den nächsten drei Jahren wachsen (2015: 40 Prozent, 2014: 52 Prozent).

Finanzierungsbedingungen

Die finanzielle Lage der AEB-Mitglieder ist noch immer recht akzeptabel. Weniger als 20 Prozent der Zahlungen werden zu spät getätigt und wenn, dann meist nicht mehr als einen Monat zu spät. 37 Prozent der Unternehmen hatten zudem niemals uneinbringliche Forderungen.

Die größten Probleme im Hinblick auf die Finanzierung seien:

  1. hohe Zinsen (62 Prozent der Befragten)
  2. eingeschränkter Zugang zu Bankkrediten (35 Prozent)
  3. und mangelnder Cashflow / verfügbare Finanzierungen (29 Prozent)

Geschäftsbedingungen

Regulatorische Beschränkungen sind der Umfrage zufolge die größten Barrieren für die Unternehmen (55 Prozent). Darauf folgt der Mangel an Fachkräften (25 Prozent) und unverlässliche Versorgungsketten (20 Prozent).

Besserung ist den Mitgliedern zufolge auch bei Bürokratie, Korruption und Steuern nicht in Sicht – 67, 64 bzw. 56 Prozent erwarten hier in den nächsten zwei Jahren keine Verbesserungen.

Bei den Arbeitskosten, den Fähigkeiten der Arbeitskräfte und bei der Infrastruktur hingegen wird mit moderate Verbesserungen gerechnet.