Tagesübersicht Russlandgeschäft: 06.05.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Freitag, den 6. Mai 2016. Wir haben heute diese Themen für Sie:

Wir wünschen Ihnen ein schönes Wochenende! In Russland ist am Montag arbeitsfrei, weil der 9. Mai, der “Tag des Sieges”, gefeiert wird.


Drei russische Universitäten in den Top 100 des Times Higher Education Rankings

Dem aktuellen Hochschul-Ranking “Times Higher Education” (THE) zufolge sind drei russische Universitäten unter den 100 prestigeträchtigsten Unis der Welt. Auf Platz 30 landet die Moskauer Staatliche Lomonossow-Universität (MGU). Sie kennen wahrscheinlich das beeindruckende Hauptgebäude, die Stalin-Schwester auf den Sperlingsbergen. Ab Platz 50 werden beim THE-Ranking keine genauen Platzierungen mehr angegeben. Daher landet die St. Petersburger Staatliche Universität auf den Plätzen 81-90 und das Moskauer Institut für Physik und Technologie auf 91-100.

Sechs deutsche Unis sind in den Top 100 vertreten. Bestplatzierte deutsche Hochschule ist die Münchener Ludwigs-Maximilians-Universität auf Platz 40. Die Universität Heidelberg, die Berliner Humboldt-Universität und die TU München folgen auf den Plätzen 51-60.


Österreichischer Lebensmittelhersteller backaldrin baut neue Produktionsstätte in Russland

Der österreichische Lebensmittelhersteller “backaldrin – The Kornspitz Company” errichtet eine eigene Produktionsstätte in Russland. Das Werk im Süden von Moskau soll ab Frühling 2017 Backwaren-Zutaten produzieren, heißt es auf der Website des Unternehmens. Für das Projekt habe der Kornspitz-Erfinder Land in dem neuen Industriepark Nowoje Stupino, 75 Kilometer südlich der russischen Hauptstadt erworben. 4300 Quadratmeter soll der Standort in der ersten Phase umfassen. 30 neue Mitarbeiter sollen dafür eingestellt werden. Der erste Spatenstich zur Zukunftsinvestition soll im Juni 2016 gefeiert werden.

backaldrin ist bereits seit über 20 Jahren auf dem russischen Markt aktiv und eröffnete im Mai 2007 in Moskau das “Dom Chleba” – das Haus des Brotes.

“Im größten Land der Welt hat Bäckerei wie bei uns eine Tradition und gutes Brot und Gebäck wird geschätzt”, sagte backaldrin CEO Harald Deller. Neben dem russischen Markt sollen mit der Produktion auch Nachbarländer versorgt werden.

Um den Begriff “Kornspitz” drehte sich in Österreich ein Rechtsstreit. Im September 2015 entschied das Oberlandesgericht Wien aber, dass es sich beim “Kornspitz” nicht mehr nur um einen Markennamen von backadrin handelt, sondern um einen Gattungsbegriff, der von Konsumenten verwendet wird, um eine Sorte von Gebäck zu bezeichnen. Für Backmischung und Teiglinge hingegen gilt der Markenname weiterhin.


Lesetipp 1: Russlands Wende nach China – Die neue Nüchternheit

Zum Wochenende haben wir wieder Lesetipps für Sie. Hier unser erster:

Die Hinwendung Russlands nach China stockt, schreibt die Neue Zürcher Zeitung in einem Artikel. Wurde zu Beginn der Ukraine-Krise noch China als neuer Großpartner und Westersatz ausgerufen, kommt die Zusammenarbeit momentan eher stockend voran. Zwar gewährten zum Beispiel erst kürzlich zwei chinesische Banken dem russischen Erdgasprojekt Yamal LNG Kredite von umgerechnet rund 12 Milliarden Dollar, aber ganz wie von Russland geplant liefe es nicht.

“Russland ist nicht ins Zentrum von Pekings Aufmerksamkeit gerückt. Die chinesischen Direktinvestitionen nach Russland haben sich 2014 gegenüber 2013 zwar auf 1,3 Mrd. $ etwa verdoppelt – doch der Grossteil stammte aus dem ersten Quartal, als die Krim-Krise gerade ihren Anfang nahm und noch keine breiten Sanktionen gegen Moskau ausgesprochen waren.” Der Handel zwischen Russland und China sank 2015 um 28 Prozent auf 64 Milliarden Dollar. Aber nichts sei auch nicht passiert. Es sei eher verwunderlich, dass die beiden Länder erst jetzt zusammenfänden.

“Schwieriger läuft die Zusammenarbeit dort, wo sich die Geschäftspartner selber und nicht auf staatliche Anordnung finden müssen. Die Besorgnis bei westlichen Firmen war anfangs gross, gegenüber der fernöstlichen Konkurrenz ins Hintertreffen zu geraten. Diese Ängste haben sich inzwischen stark relativiert. Chinesische Firmen sind offenbar nicht bereit, den russischen Partnern mit Freundschaftspreisen entgegenzukommen, und verhandeln hart.”

Die chinesischen Investoren zeigten offenbar ähnliche Vorbehalte wie westliche: “Um auf breiter Front für China attraktiv zu sein, muss Moskau offenbar ebenso am Investitionsklima arbeiten, wie dies westliche Firmen fordern. Bei einer Umfrage der Wirtschaftsberater von Ernst & Young unter 140 führenden chinesischen Unternehmen gab im Mai 2015 zwar mehr als die Hälfte der Befragten an, Russland sei ein attraktiver Markt. Aber von denen, die bereits im Land aktiv waren, nannte mehr als die Hälfte als grösste Hindernisse: Rechtsunsicherheit, fehlende Investitionsgarantien, Korruption – und Russlands geopolitische Probleme mit dem Westen.”


Lesetipp 2: Wintershall-Chef Mehren: “North Stream 2 steht im Einklang mit EU-Recht”

Wintershall-Vorstand Mario Mehren hat der russischen Zeitung „Kommersant“ ein Interview gegeben. RBTH hat das Interview auf Deutsch übersetzt. Darin geht es vor allem um den doch noch vollzogenen Asset-Tausch mit Gazprom und die russischen Kooperationsprojekte der BASF-Tochter, also vor allem Nord Stream 2. Das Projekt stehe nicht im Widerspruch zum Dritten EU-Energiepaket: “Das Dritte Energiepaket der EU enthält klare Regeln und Normen. Laut diesen Normen ist „North Stream 2“ als Unterwasser-Pipeline, die zwischen einem EU-Mitgliedsstaat und einem EU-Nichtmitglied verläuft, nicht vom Dritten EU-Energiepaket betroffen.” Weiter geht es auch darum, dass sich das Unternehmen vom Gashandel zurückgezogen hat.