Tagesübersicht Russlandgeschäft: 01.04.2016

Schepp zum neuen AHK-Vorsitzenden gewählt, Russen lehnen Importersatz im Non-Food-Sektor ab und Fortsetzung von South Stream unwahrscheinlich

Keine Aprilscherze heute in der Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Freitag, den 1. April 2016. Nehmen Sie sich aber in Acht – auch in Russland gibt es schließlich diesen Brauch.

Das sind unsere heutigen Themen:


Matthias Schepp zum neuen AHK-Vorstandsvorsitzenden gewählt

Gestern wurde auf der Mitgliederversammlung der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer der ehemalige Moskau-Büroleiter des Nachrichtenmagazins SPIEGEL zum Vorstandsvorsitzenden der AHK gewählt (Ostexperte.de berichtete). Die AHK hat mehrere Fotos und ein Video von der Veranstaltung gepostet.

Hier finden Sie sie: Video, Foto, Foto. Das Video zeigt den scheidenden Vorsitzende Michael Harms bei seiner Abschiedsrede. Er überreicht seinem Nachfolger dann eine AHK-Krawatte.

Posted by AHK Russland on Donnerstag, 31. März 2016


Neuer Geschäftsführer des Ost-Ausschusses ist seit heute Michael Harms

Dass es einen neuen AHK-Vorsitzenden gibt, hat damit zu tun, dass der bisherige Vorsitzende Michael Harms (am Anfang im Video oben zu sehen) nun beim Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft in Berlin Geschäftsführer ist. Am heutigen 1. April tritt er dort sein neues Amt an.


Umfrage: Russen lehnen Importsubstitution außerhalb des Lebensmittelsektors weitgehend ab

Eine Umfrage des russischen “Fonds für Öffentliche Meinung“ (FOM) ergibt, dass die Russen grundsätzlich inländische Ware gegenüber importierter bevorzugen. Das höre aber dann auf, wenn man den Non-Food-Bereich betrachte, schreibt der Kommersant. Russische Kleidung, Schuhe, Haushaltsgeräte würden nicht so sehr geschätzt. 40 Prozent bevorzugen hier ausländische Waren, nur 19 Prozent halten hier russische für besser. 30 Prozent ist es dagegen egal, woher das Produkt kommt.

Laut den Befragten werde es für Russland schwer, von importierter Elektronik, und Medikamenten (39 Prozent), Medizintechnik (38 Prozent) und Autos (37 Prozent) wegzukommen, ohne in diesen Bereichen ein Defizit zu haben.

73 Prozent der Russen hätten noch nie auf den Kauf ausländischer Produkte aus politischen Gründen verzichtet, heißt es zudem weiter.


Russlands EU-Botschafter: Weder Russland noch EU haben Interesse an Fortsetzung von South Stream

Weder Russland noch die Europäische Union hätten Pläne, das South Stream Pipelineprojekt wiederzubeleben, sagte der russische EU-Botschafter Wladimir Chischow in einem Interview mit der russischen Tageszeitung Iswestia, meldet die Nachrichtenagentur TASS.

„Ich habe zuvor gesagt, dass die Forderungen Europas, und der Europäischen Union im Besonderen, nach russischer Energierversorgung, auch Gas, die Diskussionen über verschiedene Projekte fördern – auch South Stream“, sagte er. „Aber im Moment ist South Stream geschlossen und weder wir noch die EU, soweit ich das verstehe, haben irgendwelche konkreten Pläne, es in seiner früheren Form wiederzubeleben.“


Russischer Energieminister trifft heute Kollegen aus Vereinigten Arabischen Emiraten

Der russische Energieminister Alexander Nowak trifft sich heute mit seinem Kollegen Suhail Al Mazrouei in St. Petersburg, berichtet TASS unter Berufung auf eine Quelle aus dem Ministerium. Details seien keine bekannt.

In Petersburg werde Nowak auch der Unterzeichnung von Dokumenten zur strategischen Kooperation zwischen dem russischen Konzern Gazprom und der österreichischen OMV beiwohnen.

Möglicherweise geht es bei dem Treffen der beiden Minister um das für den 17. April anberaumte Treffen der Ölproduzenten in Doha. Dort soll über eine Einfrierung der Öl-Produktion beraten werden.


Neue Arbeitsschutz-Vorschriften für Lebensmittelherstellung in Kraft

Heute treten neue Arbeitsschutz-Vorschriften für die Lebensmittelindustrie in Kraft. Der genau Erlass Nr. 550n heißt: “Über die Bestätigung der Vorschriften zum Arbeitsschutz bei der Herstellung bestimmter Arten von Lebensmitteln” vom 17. August 2015. Mehr dazu lesen Sie hier.


Tausche Nordsee gegen Sibirien: OMV bietet Gazprom Beteiligung an

Wie die Austria Presse Agentur (APA) berichtet, hat der österreichische Ölkonzern OMV Gazprom die Beteiligung an Nordsee-Projekte im Tausch für die OMV-Beteiligung an sibirischen Gasfeldern angeboten.

Das Ausmaß der russischen Beteiligung an der dort tätigen OMV-Tochter werde von der Bewertung der OMV-Assets in der Nordsee abhängen, schreibt Wirtschaftsblatt.at (mit ausführlichem Hintergrund auch zum Streit in Österreich dazu). Das solle in den nächsten Monaten geschehen. Alexej Miller, der Chef von Gazprom rechne mit dem Abschluss der Deals noch in diesem Jahr. Eine Gefahr, dass der Asset-Tausch platzen könnte, sehe er nicht.

“Für die Gazprom ist es ein Schritt in Richtung Öl”, erklärte OMV-Chef Rainer Seele (Präsident der AHK Russland). “Sie [Gazprom] wollen einen strategischen Partner finden, der entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit ihnen zusammenarbeitet. Dabei hat er [Miller] auch die Bedeutung des Nordstream-Projekts betont.”

Es soll dabei aber nicht um österreichische OMV-Assets gehen, stellte der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) in St. Petersburg vor österreichischen Journalisten klar. “Wir sind in den Vorgesprächen, auch mit Vertretern der Gazprom, übereingekommen, dass das aus industriepolitischer Sicht in Österreich derzeit nicht gewünscht ist, und wir sind bei unseren Partnern auf entsprechendes Verständnis gestoßen.”


Russland verliert Millionäre

Russland verließen 2015 etwa 2.000 Dollar-Millionäre. Damit landet das Land bei einem Ranking der britischen Beratungsfirma New World Wealth, das den Weggang von Dollarmillionären untersucht, auf dem sechsten Platz. Damit gebe es laut dem Bericht nun 127.000 (Dollar-)Millionäre in Russland – ein Rückgang von rund zwei Prozent. Der Weggang sei demnach „besorgniserregend“. Gründe dafür seien eine Reihe von Problemen. Darunter ein „ungesundes Level von Regierungseingriffen in den lokalen Business-Sektor“. Allerdings habe Russland grundsätzlich ein großes Wachstumspotenzial.

Erster bei dem Ranking ist Frankreich, das 10.000 Millionäre verlor, gefolgt von China (-9.000) und Italien (-6.000).

Die Länder mit dem größten Millionärsanstieg waren Australien, die USA und Kanada.