Russland-Präsidentschaftwahl: Pawel Grudinin unter Druck

Kommunisten-Kandidat vor Russland-Wahl unter Druck

Neben Wladimir Putin dürfen nur wenige Politiker für die Präsidentschaft in Russland kandidieren. Einer von ihnen, der Kommunist Pawel Grudinin, bekommt es nun mit der russischen Wahlkommission zu tun. Dies berichtet das Handelsblatt

Nachdem bereits der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny vor der kommenden Präsidentschaftswahl am 18. März 2018 öffentlich diskreditiert wurde, scheint nun auch Pawel Grudinin, Kandidat der kommunistischen Partei, ein ähnliches Schicksal zu erleiden. Der 57-jährige Unternehmer und Direktor einer Erdbeerproduktion in der Nähe von Moskau sieht sich Vorwürfen der Steuerhinterziehung ausgesetzt. Grudinin soll Millionen von Rubel auf insgesamt dreizehn noch immer geöffneten Konten in der Schweiz gebunkert haben.

„Wenn man den Hinweisen, die wir erhalten haben, Glauben schenken kann, beträgt der Gesamtbetrag seiner Vermögenswerte mehr als 55 Millionen Rubel“, zitiert die russische Nachrichtenagentur TASS ein Mitglied der russischen Wahlkommission. Hierbei beruft sich die Institution auf Informationen der Schweizer Steuerbehörde. Anders als bei Nawalny verzichtet man, wie heute bekannt wurde, auf einen Ausschluss Grudinins von der Präsidentschaftswahl. Allerdings will die Kommission in den Wahlkabinen über die Vorwürfe gegen den Kommunisten informieren und somit indirekt vor ihm warnen.

Grudinin als erfolgversprechender Nachfolger Sjuganows

Eigentlich galt Grudinin als die neue Hoffnung der kommunistischen Partei in Russland. So verzichtete das Partei-Urgestein und langjährige Gesicht der KPRF, Gennadi Sjuganow, für Grudinin auf ein erneutes Antreten bei der kommenden Wahl. Der 73-Jährige hatte insgesamt viermal an den Präsidentschaftswahlen in Russland teilgenommen. Sein größter Erfolg waren die Abstimmungen im Jahr 1996, bei denen er den damaligen Amtsinhaber Boris Jelzin in die Stichwahl zwingen konnte und dort mit immerhin 40 Prozent knapp scheiterte. Über die Jahre verlor Sjuganow jedoch zunehmend an Unterstützung: Von 29 Prozent in 2000 über 18 Prozent in 2012 bis hin zu 17 Prozent bei den letzten Wahlen in 2012. Neuere Umfragen hatten für die anstehenden Wahlen einen weiteren Absturz, dieses Mal sogar unter zehn Prozent, vorausgesagt.

Dem Politologen Andrej Kolesnikow zufolge soll Sjuganows Verzicht auf die Wahlteilnahme mit dem Kreml abgesprochen gewesen sein. Der Chef der Kommunisten sei eigentlich nur noch ein „Mitarbeiter der Präsidialadministration“ gewesen. Von Grudinin habe sich die Regierung eine insgesamt höhere Wahlbeteiligung versprochen, ohne jedoch eine echte Konkurrenz für Präsident Putin zu erwarten. Wie Beobachter berichten, sei der kommunistische Kandidat jedoch immer gefährlicher geworden. In den Debatten zwischen den Herausforderern Putins waren gleichzeitig die Debatten um Auslandskonten von Grudinin immer heftiger geworden.

Kommunist sieht sich Schmutzkampagne ausgeliefert

Der Politiker selbst hatte in der Öffentlichkeit stets betont, dass an den Gerüchten um seine Auslandskonten nichts Wahres sei und sogar eine entsprechende Erklärung unterzeichnet. Grudinin sieht sich selbst einer „Schmutzkampagne“ ausgeliefert. Der Vorwurf, so viele Konten bei derselben Bank zu haben, sei unlogisch und aus der Luft gegriffen: „Ich würde mich nicht wundern, wenn sie morgen erzählen, dass auf meiner Datscha das Bernsteinzimmer und die Bibliothek von Iwan dem Schrecklichen gefunden wurde.“

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”]Denis Makarenko / Shutterstock