Morgenkommentar am 14. Juni 2017

Im Kalten Krieg des 20. Jahrhunderts standen sich immerhin noch Gegner gegenüber, Kapitalismus und Kommunismus mit Weltherrschaftsanspruch. Die Neuauflage wirkt wie eine Konfrontation von Opfern, von Geschlagenen, denen angesichts von RT, Sputniknews und ein paar NGO’s die Knie weich werden.

Morgenkommentar am 13. Juni 2017

Die Rivalität der Alphatiere Wladimir Putin (64) und Alexej Nawalnij (41), beide vergleichbar hinsichtlich Rücksichtslosigkeit, Rigorosität, Autorität und Patriotismus, nimmt archaische Züge an. Wie im antiken Rom vor 2000 Jahren gibt es nur zwei Wege auf den Cäsarenthron: als Sohn oder als Usurpator.

Morgenkommentar am 12. Juni 2017

Einmal im Jahr befragt das renommierte Moskauer Meinungsforschungsinstitut Lewada Zentrum die Russen nach Freund und Feind. Die Spitzenreiter im Lager der besten Freunde sind über Jahre identisch: Weißrussland und Kasachstan. Auch den besten Feinden gegenüber bleibt man treu: die USA, Litauen, Lettland und die Ukraine.

Morgenkommentar am 2. Juni 2017

Ein Empfang wie von Präsident Putin durch Präsident Macron in Versailles ist das Beste, was Russland in Europa derzeit erwarten kann. Formale Ehren und klare Worte. Beide Seiten gehen gesellschaftlich und weltanschaulich ganz bewusst unterschiedliche Wege – das wird man sich sagen dürfen und sagen müssen. Irgendwann wird es verstanden, und dann ist auch gut.

Morgenkommentar am 1. Juni 2017

Autos in Brand gesetzt oder Reifen zerstochen, Eingangstüren beschmiert, Mist abgeladen, aber auch tätliche Angriffe bis hin zu schwerer Körperverletzung – Vertreter abweichender Meinungen haben es schwer in einer Zeit zunehmender Verunsicherung und wachsender Bedeutung von Feindbildern.

Morgenkommentar am 31. Mai 2017

Am Montag wurden fünf russische Diplomaten in der Republik Moldowa des Landes verwiesen. Der Konflikt zwischen dem angeblich pro-russischen Präsidenten Igor Dodon und der angeblich pro-westlichen Regierung in Kischinau legt seitdem an Schärfe zu. Drei Tage zuvor, am 26. Mai, hat die estnische Regierung  in Tallin drei russischen Diplomaten gezeigt, wo der Maurer das Loch … WEITERLESEN

Morgenkommentar am 30. Mai 2017

Der fulminante Staatsakt in Versailles und Macrons Händedruck mit Donald Trump demonstrieren ein und dasselbe: Distanz und Ebenbürtigkeit. Im Schloss des Sonnenkönigs gibt es keine Intimität. Der Verdacht unzulässiger Fraternisierung entsteht erst gar nicht, dennoch kommen die Staatsgeschäfte in Gang.

Morgenkommentar am 29. Mai 2017

Es ist Zeit, den Sinn des G7-Formats zu hinterfragen. Europa bietet schöne Aussichten und tut keiner Fliege etwas zuleide, aber braucht es wirklich Italien, um die Probleme der Welt zu bewältigen? Kann man überhaupt “die Probleme der Welt” bewältigen? Dazu noch ohne China, ohne Indien, ohne die Afrikaner, ohne die Südamerikaner?

Offener Brief am 26. Mai 2017

Liebe Christen in der Welt, auf dem Evangelischen Kirchentag in Berlin ist viel vom Diesseits die Rede, von Befreiung und Freiheit, von Rechten und Ansprüchen – umso weniger vom Jenseits, von den letzten Dingen, von der Demut im Anblick des Herrn. Der moderne westeuropäische Christ hat seinen Glauben bewältigt. “Luther, du mieses Stück Scheiße! Antisemitismus, Despotismus, Sexismus – kein Grund zum Feiern” war am Donnerstag auf einem Transparent zu lesen.

Morgenkommentar am 24. Mai 2017

“Allzeit bereit” war der Gruß der 1991 verbotenen “Pionierorganisation Wladimir Iljitsch Lenin”, der Monopolorganisation der kollektiven Jugendarbeit in der UdSSR – vor wenigen Tagen wäre die Organisation 95 Jahre alt geworden. Dabei waren die 1922 gegründeten Roten Pioniere de facto nur kommunistisch umgekrempelte Pfadfinder.

Morgenkommentar am 23. Mai 2017

Wer profitiert von dem Schleier aus tolerantem Schweigen, den die deutschen Medien (und die Politik) immer dann ausbreiten, wenn sich die verbreiteten Vorurteile zur Ausländerkriminalität wirklich einmal bestätigen? Es profitieren jene, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, die Regeln – oder auch die Regellosigkeit – der freiheitlichen Gesellschaft rücksichtslos auszunutzen.

Morgenkommentar am 22. Mai 2017

Setschin sprach der gesamten Wirtschaft, ob deutsch und russisch, aus dem Herzen, als er sich beklagte, die Politiker ließen für ihre Unfähigkeit, Lösungen zu finden, die Wirtschaft büßen. Die hat es jedenfalls auszubaden, wenn die Zankteufel in der Politik sich gegenseitig mit Sanktionen überziehen. Deren gesamten Schaden bezifferte Setschin mit einem “hohen zweistelligen, wenn nicht dreistelligen Milliardenbetrag”.