Russlands Außenminister Lawrow weist Parallelen zwischen Skripal und Litwinenko zurück
Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnet die britische Anschuldigung, dass Moskau hinter der Vergiftung des ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal stecken soll, als Propaganda und Hysterie.
„Wir haben keinen einzigen Fakt gehört“, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax den Außenminister. „Wir sehen bloß Reportagen, in denen ihre Kollegen [Journalisten – Anm. d. Red] mit ernsten Gesichtern und Pathos sagen, falls es Russland gewesen ist, dann wird es eine Reaktion geben, die Russland für immer Gedächtnis behält.“ Moskau sei bereit, sich an der Aufklärung zu beteiligen. Jedoch gebe es keinen Anlass für „unbegründete Anschuldigungen“, so Lawrow.
Am 4. März ist der 66-jährige Ex-Doppelagent Sergej Skripal zusammen mit seiner 33-jährigen Tochter Julia bewusstlos auf einer Parkbank in der englischen Stadt Salisbury aufgefunden worden. Laut Untersuchungen habe ein unbekannter Täter eine Vergiftung herbeigeführt. Hintergründe zum Motiv sind bisher nicht bekannt. Schnell kam jedoch der Verdacht auf, dass Moskau hinter dem Angriff stecken könnte. Außenminister Boris Johnson verschärfte seine Rhetorik gegenüber dem Kreml. Dabei brachte er weitere Wirtschaftssanktionen gegen Russland sowie einen Boykott der Fußball-WM ins Gespräch.
„In Russland gibt es noch immer dieses altmodische KGB-System“
Medien verweisen auf Parallelen zum Mord am britischen Ex-Doppelagenten Alexander Litwinenko, der 2006 in London an den Folgen einer Plutonium-Vergiftung verstarb. Kurz vor seinem Tod sagte Litwinenko angeblich, dass der Kreml hinter der Tat stecken soll. Seine Witwe Marina fühlt sich durch den Fall Skripal in die Vergangenheit versetzt: „In Russland gibt es noch immer dieses altmodische KGB-System. Das ist noch immer dasselbe“, zitiert die britische Zeitung Guardian. Lawrow nennt den Vergleich von Litwinenko mit Skripal „unangebracht“. Auch damals sei die Russische Föderation beschuldigt worden, obwohl man den Mord nie vollständig aufgeklärt habe, zitiert die Zeitung Wedomosti.
Sergej Skripal ist ein ehemaliger Oberst des russischen Militärnachrichtendienstes GRU. Während seiner aktiven Zeit hatte ihn auch der britische Auslandsgeheimdienst MI6 angeworben. Für Letzteren sammelte Skripal Informationen, darunter kompromittierendes Material, über russische Agenten in Europa. 2004 wurde er in Russland wegen Landesverrats verhaftet und zu 13 Jahren Jahren verurteilt. Im Zuge eines Gefangenenaustauschs kam er 2010 vorzeitig frei.