Interview: „Innerhalb Russlands ist WIKA Mera gut verwurzelt“

Interview mit Oleg Gontscharow, Generaldirektor von WIKA Mera, zum Russlandgeschäft des deutschen Unternehmens

Vor Kurzem hat der deutsche Messgeräte-Hersteller WIKA ein neues Werk im Gebiet Moskau eröffnet (Ostexperte.de berichtete). Im Interview gab Oleg Gontscharow, Generaldirektor der russischen Tochtergesellschaft WIKA Mera, einen Überblick über die Perspektiven für das Unternehmen in Russland.

WIKA Mera feiert die Eröffnung seines neuen Werks in Russland. Herr Gontscharow, wie sehen Sie die Zukunft für WIKA Mera in Russland, welche Chancen bietet der russische Markt?

Ich bin zuversichtlich. Unsere Produkte sind schon lange auf dem Markt. Natürlich hängt das zukünftige Geschäft von den Kunden und der Nachfrage ab, aber im Grunde kommt es auf uns an, darauf, wie wir uns als Unternehmen verhalten. WIKA ist bereits vor 22 Jahren in den russischen Markt eingetreten und fertigt hier seit 16 Jahren. Die Investition in das neue Werk ist der zweite Schritt in der Lokalisierung und zeigt, dass unser Geschäft erfolgreich ist. Wenn Sie sich einen Werksplan des neuen Standorts anschauen, können Sie sehen, dass Platz für eine Werkserweiterung bleibt.

Information zum Unternehmen
Die Firma WIKA Alexander Wiegand SE & Co. KG ist ein deutsches, international tätiges Familienunternehmen, das vorrangig Druck- und Temperaturmesstechnik herstellt. Die Firma wurde 1946 gegründet und hat ihren Hauptsitz im unterfränkischen Klingenberg am Main. Mittlerweile hat das Unternehmen Niederlassungen in über 40 Ländern. Der Jahresumsatz beträgt 834 Mio. Euro. 

Bestehen denn derzeit auch Schwierigkeiten für WIKA Mera in Russland?

Unser Bestreben ist es, ein lokaler Produzent zu werden. Dabei wollen wir die Importsubstitution vorantreiben, um auf dem russischen Markt unabhängig agieren zu können. Wir sind sehr darauf bedacht, einen hohen lokal gefertigten Wertschöpfungsanteil zu erreichen. Nur dann erhalten wir die Genehmigung, russische Staatsbetriebe wie Gazprom zu beliefern. Die staatlichen Betriebe stellen etwa 70% des möglichen Absatzmarktes für unsere Produkte dar. Um als lokaler Produzent anerkannt zu werden, benötigen wir eine Zertifizierung.

Wann rechnen Sie damit, diese Zertifizierung zu erhalten?

Im Laufe der nächsten Monate.

Die USA haben kürzlich ein neues Sanktionsgesetz gegen Russland beschlossen. Dadurch können auch ausländische Unternehmen sanktioniert werden. Welchen Einfluss hat das aktuelle wirtschaftliche und politische Klima auf das Geschäft von WIKA Mera?

Die Entscheidung zum Bau des neuen Werks hat WIKA bereits vor 6 Jahren getroffen, also bevor es zu den Sanktionen oder dem russischen Embargo kam. Wie sich die Lage außerhalb Russlands entwickeln wird, können wir nicht beeinflussen. Innerhalb Russlands ist WIKA Mera gut verwurzelt und wir arbeiten mit lokalem Personal. Die Hürden für das Geschäft innerhalb Russlands sind immer weiter abgebaut worden. Präsident Putin hat es verstanden, dass eine Reindustrialisierung und das Anziehen von Investment in Russland sehr wichtig sind.

Eingangsbereich des neuen Werks
Eingangsbereich des neuen WIKA-Werks. Foto: Eva Lennartz

Was unterscheidet WIKA Mera von anderen Marktanbietern in Russland?

Nicht alle unsere Produkte sind besonders innovativ. Das Manometer (Druckmessgerät) zum Beispiel wurde schon vor 170 Jahren erfunden. Was uns auszeichnet sind die hoch effizienten Produktionsprozesse. Selbstverständlich gibt es auch andere Anbieter von Messgeräten in Russland, die aus Europa importieren und Konkurrenten aus China und Indien. Diese können manche Produkte günstiger anbieten. Unsere Produkte definieren sich aber durch eine größere Verfügbarkeit, eine bessere Qualität und eine längere Lebensdauer. WIKA ist bekannt für sein Manometer, das 50% des Produktsortiments ausmacht.

Herr Gontscharow, ich bedanke mich für das Gespräch.

Dieses Interview führte Ostexperte.de-Autorin Eva Lennartz.

Titelbild
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