Heiko Maas fordert Dialog mit Russland
Maas über Syrien und die deutsche Russlandpolitik
Nach den Waffen sprechen die Diplomaten. Außenminister Heiko Maas (SPD) hat nach den westlichen Angriffen in Syrien eine diplomatische Initiative im Syrien-Konflikt angekündigt. „Wir versuchen, den politischen Prozess neu aufzusetzen“, sagte Maas der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. Maas nahm am Sonntag auch in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ zum Syrien-Konflikt Stellung. Am Samstag war ein Spiegel-Gespräch mit ihm erschienen, das auch vom Auswärtigen Amt veröffentlicht wurde.
Der Syrien-Konflikt und die Rolle Russlands in diesem Konflikt war in der letzten Woche auch Thema bei „Anne Will“, „ARD-Presseclub“, „Maybritt Illner“, der „Phoenix-Runde“ und vielen weiteren Sendungen. Links dazu haben wir am Schluss dieses Berichts zusammengestellt. Dort finden Sie auch Hinweise auf neue Stellungnahmen des Deutsch-Russischen Forums und des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft zur Russlandpolitik.
Maas gibt zu: Diplomatische Initiative kommt spät
Im ZDF („Berlin direkt“) gestand Maas ein, dass eine diplomatische Initiative im Syrien-Konflikt ganz sicherlich spät komme:
„Aber trotzdem ist es absolut notwendig, dass wir jetzt tätig werden – und zwar auf politischer Ebene. Schlimm genug, dass es jetzt nach einem militärischen Eingreifen erst der Fall ist.“
Kritik, die Bundesregierung engagiere sich lediglich politisch, aber nicht militärisch, wies er zurück. Die Bundeswehr beteilige sich an Auslandsmandaten der Vereinten Nationen.
„Man kann sicherlich nicht den Vorwurf machen, dass dort, wo es schwierig wird, wir uns heraushalten und nur auf dem diplomatischen Parkett spielen. Wir tun beides, nur wir können nicht überall mit dabei sein.“
Nun aber würden direkte Gespräche anstehen – unter anderem mit Russland oder auch der Türkei. Er hoffe, so Maas, dass sich nach der Präsidentschaftswahl in Russland das eine oder andere Dialogfenster sich wieder öffne, „bei dem man eher miteinander vernunftbegabt umgeht“. Kurz vor den Wahlen seien ja noch Raketenprogramme von Putin präsentiert worden. Das bringe uns sicherlich nicht näher zusammen.
Russland hat UN-Resolutionen zur Ächtung von C-Waffen verhindert
Im ARD-Bericht aus Berlin meinte Maas, bedauerlicherweise habe es Russland zwölf Mal im UN-Sicherheitsrat verhindert, Resolutionen zu beschließen, die den Einsatz von C-Waffen ächten.
Russland sei ein schwierigerer Partner geworden, so der Außenminister. Aber man müsse den Dialog mit dem Land fortsetzen. „Ob es uns gefallen mag oder nicht – der Syrien-Konflikt wird ohne Russland nicht zu lösen sein.“
Der deutsche Außenminister skizzierte wie im ZDF seine Vorstellungen für eine Lösung des Konflikts: Zunächst müssten die Waffen schweigen und die Voraussetzungen für die Leistung humanitärer Hilfe geschaffen werden. Maas forderte für Syrien eine Übergangsregierung und eine Verfassungsreform. „Am Schluss müssen dann Wahlen stehen“, sagte er. Alle Gruppen in Syrien müssten sich dann in einer Regierung wiederfinden. „Das müssen auch die Russen akzeptieren, die nur die Interessen des Regimes vertreten.“
Eigentlich müsse sich jeder Versuch, politische Lösungen herbeizuführen, unter dem Dach der Vereinten Nationen abspielen, so Maas. Bedauerlicherweise habe das nicht funktioniert, weil diese Versuche von den Russen blockiert würden.
„Also suchen wir jetzt nach der Möglichkeit in einem anderen Format …, dazu zu kommen, dass man einen neuen Weg beschreitet. Denn es kann nicht so weitergehen, wie es jetzt ist. Ich hoffe, dass die Militärschläge nun zumindest allen deutlich gemacht haben, dass es die Notwendigkeit gibt, den politischen Dialog wieder aufzunehmen“.
„Russland agiert leider zunehmend feindselig“
Auch im Spiegel-Gespräch sagte Maas, bisher habe Russland den UN-Sicherheitsrat in im Fall Syrien blockiert.
Zu seiner Russlandpolitik meinte er:
„Wir müssen uns in unserer Russlandpolitik an den Realitäten orientieren.
Russland hat sich selbst immer mehr in Abgrenzung und teilweise Gegnerschaft zum Westen definiert. Russland agiert leider zunehmend feindselig. Der Giftgasanschlag in Salisbury, die Rolle in Syrien und der Ostukraine, Hackerangriffe, auch auf das Auswärtige Amt.
Dennoch: Ich habe bei allem, was wir in den letzten Wochen getan haben, auch immer darauf hingewiesen, dass wir mit Russland im Dialog bleiben müssen. Wir brauchen Russland, nicht nur wenn wir den Syrien-Konflikt lösen wollen. Ich muss aber zur Kenntnis nehmen, dass die meisten unserer Partner mittlerweile einen sehr kritischen Blick auf Russland haben und zum Teil die Möglichkeit eines Dialogs bezweifeln.“
Sanktionen erst abbauen wenn Russland seine Verpflichtungen erfüllt
Zu Vorschlägen, Sanktionen gegen Russland schrittweise abzubauen, wenn Moskau einen Teil der Minsker Verpflichtungen zur Ostukraine erfüllt, deutete Maas keine Konzessionsbereitschaft an:
„Es gibt klare Vereinbarungen, die vorsehen, dass Sanktionen erst abgebaut werden, wenn Russland seine Verpflichtungen erfüllt“. (…)
„Sanktionen sind kein Selbstzweck oder Drohung, sondern ein politisches Instrument, das Europa auch gegen Russland einsetzt, um konkrete Ziele zu erreichen – in diesem Fall die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen.“
Lesetipps:
Interviews von Außenminister Maas:
- ZDF „Berlin direkt“: Syrien Konflikt: Maas kündigt diplomatische Initiative an; Bericht von Dominik Rzepka mit Interview mit Außenminister Heiko Maas; 15.04.2018
- ARD „Bericht aus Berlin“: Syrien: Maas nimmt Russland in die Pflicht; Video: 5 Min.; 15.04.2018
- Auswärtiges Amt: Außenminister Heiko Maas im Interview mit dem Spiegel: „Es geht um eine der grausamsten Massenvernichtungswaffen“; Themen: Giftgasangriff in Syrien, Verhältnis zu den USA und Russland, Bundeswehreinsätze, Verhältnis zu Polen und Ungarn; 14.04.201
- Außenminister Heiko Maas im Spiegel-Interview mit Christiane Hoffmann und Christoph Schult: Deutsch-russische Beziehungen: Maas für mehr Härte gegen Moskau; 14.04.2018
Erklärung des Auswärtigen Amtes zu Syrien:
- Auswärtiges Amt: Außenminister Maas zu Syrien; Pressemitteilung, 14.04.2018
TV- und Radio-Sendungen
- ARD „Anne Will“: Angriffe des Westens auf Syrien – wie gefährlich ist die Konfrontation mit Russland? mit Norbert Röttgen (CDU), Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Jan van Aken (Linke), Wolfgang Ischinger (Münchner Sicherheitskonferenz), Golineh Atai (ARD, Moskau); 15.04.2018
- Jan Zier: TV-Kritik: „Anne Will“: „Ohne Fakten“ einfach mal „losgeballert“? Wie der Syrien-Krieg die Meinungen spaltet; Der Stern, 16.04.2018
- Sabine Stöhr, WDR, Moskau: Der Syrien-Angriff und die russischen Reaktion; Audio, 15.04.2018
- ARD Presseclub: Zurück zum kalten Krieg? – Wie Putin Trump und Putin den Frieden verspielen; mit Gesine Dornblüth, Katja Gloger (Stern), Stefan Kornelius (SZ), Bernd Ulrich (Zeit); 15.04.2018; ARD Presseclub: Linktipps zum Thema
- ARD Brennpunkt: Raketen auf Syrien; mit Interview mit General a.D. Egon Ramms; Korrespondentenberichte aus Washington, Paris und Moskau; Video: 15 Min., 14.04.2018
- Michael Lüders im DLF-Interview mit Katrin Heise: US-Angriff in Syrien: Die Niederlage des Westens; 14.04.2018
- Wolfgang Ischinger (Münchner Sicherheitskonferenz) im DLF-Interview mit Sandra Schulz: „Wir stehen vor einem Scherbenhaufen westlicher Syrien-Politik“; 13.04.2018
- ZDF „Maybrit Illner“: „Skripal, Syrien und Sanktionen – Putin unter Generalverdacht?“ Gäste: Norbert Röttgen (CDU, Vorsitzender Auswärtiger Ausschuss), Gregor Gysi (Die Linke), Katja Gloger (Autorin, „Stern“), Alexander Rahr (Putin–Biograf, Politologe); Sandra Navidi (Unternehmerin, Juristin, Autorin), Christoper Nehring (Geheimdienst-Experte); 12.04.2018
- NDR Redezeit: Pulverfass Syrien; Expertendiskussion (Prof. Udo Steinbach; RF-Korrespondent Hermann Krause, US-Korrespondent Martin Ganslmeier); Hörerfragen; 85 Min., 12.04.2018
- Phoenix-Runde: Giftgasattacke in Syrien – Wie reagiert Trump? Alexander Kähler diskutiert mit: Gesine Dornblüth (Freie Journalistin, ehem. Korrespondentin in Moskau); Harald Kujat (ehem. Vors. NATO-Militärausschuss, Generalinspekteur a.D.); Prof. Günter Meyer (Nahost-Experte, Uni Mainz); Prof. Crister S. Garrett (Politikwissenschaftler, Uni Leipzig), Video: 46 Min., 12.04.2018
- Phoenix-Tagesgespräch: General a.D. Harald Kujat zur Verschärfung der Lage in Syrien; 12.04.2018: Phoenix-Pressemeldung: Ex-General Kujat: Wir stehen an der Schwelle zu einem heißen Krieg, 12.04.2018
- Phoenix: Michael Lüders (Sicherheitsexperte, Präsident Deutsch-Arabische Gesellschaft) zur Situation zwischen den USA und Russland; Interview: 5:28 Min.; 11.04.2018
- ARD-Mittagsmagazin: Syrien: Wem können wir noch glauben? Video: 8:30; mit Interview mit Prof. Günter Meyer (Zentrum Orientforschung, Universität Mainz); 10.04.2018
Presseberichte und –kommentare
- Kölner Stadtanzeiger/dpa: Berlin und Paris starten Friedensinitiative; 16.04.2018
- n-tv.de: Nach Angriffen auf Syrien – Auf Russland kommen neue Sanktionen zu; 15.04.2018
- Heribert Prantl: Prantls Blick: Warum man mit Russland reden muss; SZ, 15.04.2018
- Stern/AFP: Steinmeier beklagt „galoppierende Entfremdung“ zwischen Russland und dem Westen; 15.04.2018
- Richard Herzinger: Mit harter Haltung gegen Russland setzt Maas ein positives Zeichen; Die Welt-Kommentar, 13.04.2018
- epochtimes.de/AFP: Maas wirft Russland „zunehmend feindseliges“ Verhalten vor; 13.04.2018
- Sputniknews.com: Deutsche Politiker fordern Dialog statt Eskalation mit Russland; 13.04.2018
- Helmut Schäfer, Edmund Stoiber, Horst Teltschik, Günter Verheugen und Antje Vollmer: Konflikt mit Russland: Dialog statt Eskalation; Gastbeitrag in FAZ-Plus, 12.04.2018; Audio bei Youtube von antikriegTV; 13.04.2018
- Maxim Kireev: Russland und die USA: „Verrückte gibt es im Kreml keine“; Die Zeit, 12.04.2018
- Norbert Häring: Von Gabriel über Schulz zu Maas: Der Atlantic Council hat gewonnen; 09.04.2018
Verbände zur Russlandpolitik
Deutsch-Russisches Forum; Vorsitzender: Matthias Platzeck; Pressespiegel des DRF
- Matthias Platzeck im Interview mit WDR 5 Morgenecho: Syrien: „Gefahr für Flächenbrand groß wie nie“; Audio: 7 Min.; 13.04.2018
- Tomas Gärtner: Ex-Ministerpräsident Platzeck: Konfrontation mit Russland gefährlich; Bericht zur Rede in der Dresdner Frauenkirche am 11.04.2018; Dresdner Neueste Nachrichten; 13.04.2018
- Matthias Platzeck im Interview mit Niels Kruse (Der Stern): Ex-SPD-Chef Matthias Platzeck: „Ich will keinen Krieg – da kann ich mir nicht aussuchen, wie ich Russland finde“; 10.04.2018
- Deutsch-Russisches Forum: Bericht zum „Forum im Dialog“: „Russland nach den Wahlen- Bedeutung für Deutschland und Europa – Eine Analyse“ mit Vortrag von Lew Gudkow (Levada Analytical Center): „Presidential Elections in Russia, March 2018“ und Kommentar von Prof. Dr. Jörg Baberowski (Osteuropa-Historiker, Humboldt-Universität Berlin), am 09. April 2018
Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft:
- Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft: Wolfgang Büchele: „Nicht nachvollziehbar und schädlich“; Statement des Ost-Ausschuss-Vorsitzenden Wolfgang Büchele zu den neuen US-Sanktionen gegen Russland; 06.04.2018
- Wolfgang Büchele (Vorsitzender Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft): „Schuldzuweisungen sind verfrüht“; Statement zum Fall Skripal und zur Ausweisung russischer Diplomaten; 27.03.2017
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