Russische Audit-Firmen setzen Big Four unter Druck

Russische Audit-Firmen wollen mit Big Four konkurrieren

Die russischen Audit-Unternehmen Rusaudit und Rosexpertisa wollen fusionieren, um die sogenannten Big Four unter Druck zu setzen. Darüber berichtet die Wirtschaftszeitung Wedomosti

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rusaudit ist laut der Rating-Agentur RAEX die neuntgrößte Audit-Firma in Russland. Sie ist Teil des internationalen Branchenverbunds Baker Tilly. Der russische Mitbewerber Rosexpertisa gehört zum US-Unternehmen Crowe Horwath und steht im RAEX-Ranking auf Rang 5.

Der Jahresumsatz von Rusaudit im Jahre 2016 wird auf 345,4 Mio. Rubel (ca. 4,8 Mio. Euro) geschätzt. Der Umsatz von Rosexpertisa fiel 2016 mit 556,5 Mio. Rubel (ca. 7,7 Mio. Euro) etwas höher aus. Beide Gesellschaften haben über 2.000 Kunden. Während Rosexpertisa eher auf Audit-Dienstleistungen ausgerichtet ist, konzentriert sich Rusaudit auf den Consulting-Bereich. Es gilt daher als unwahrscheinlich, dass sich die Kundschaft überschneidet.

Deloitte, PwC, Ernst & Young und KPMG

Die Unternehmen planen laut Wedomosti, unter dem Namen „Crowe Horwath Russia“ zu fusionieren. Damit wollen sie den sogenannten Big Four (Deloitte, PwC, Ernst & Young und KPMG) in Russland und international Konkurrenz machen.

Der Generaldirektor und Mehrheitseigentümer von Rosexpertisa, Alexander Koslow, soll die neue Gesellschaft leiten. Die Fusion soll noch 2017 durchgeführt werden. Damit könnte der gemeinsame Jahresumsatz 1 Mrd. Rubel (ca. 13,9 Mio. Euro) überschreiten.

Regulierung der Audit-Branche

Laut der russischen Zentralbank arbeiten viele Audit-Unternehmen unzuverlässig. Deswegen hat das Kreditinstitut im April 2017 angekündigt, die Anforderungen an Prüfungsgesellschaften zu verschärfen (Ostexperte.de berichtete). Seither haben nach Angaben des Finanzministeriums 1.849 Wirtschaftsprüfer und 81 Audit-Unternehmen den russischen Markt verlassen.

Eine Konsolidierung sei angesichts der strengen Regulierung sinnvoll, glaubt Natalia Borsowa, Vize-Generaldirektorin der Moskauer Audit-Gruppe FinExpertisa. Kleinere und mittlere Unternehmen hätten es schwer, den Anforderungen der Zentralbank zu genügen. Durch die Fusion könnten die beiden Wirtschaftsprüfer zudem Kosten sparen, glaubt Denis Taradow, Partner von BDO International in Russland.

Keine Konkurrenz zu den Big Four

Stellvertreter von Rosexpertisa und Rusaudit bestätigen gegenüber Wedomosti, dass der „Audit der Audit-Branche“ zur Entscheidung geführt habe, eine Fusion zu ermöglichen. Vor allem die Wichtigkeit der Qualitätskomponente sei durch die Vorschriften deutlich erhöht worden. Jedoch habe man keine Empfehlung der Zentralbank erhalten.

Taradow bezweifelt, dass die Fusion eine ernsthafte Gefahr für die „Big Four“ darstelle. Ihm zufolge sei die Kluft zwischen den jeweiligen Umsatzzahlen zu hoch. Allerdings könnten in den nächsten Jahren weitere Konsolidierungen stattfinden, vermutet Borsowa.