Ausländer sollen leichter in Russland arbeiten können
Die russische Regierung will hochqualifizierte Spezialisten (HQS) aus dem Ausland anlocken. In Zukunft soll das Verfahren, in Russland einen Status als Steuerresident zu erhalten, erleichtert werden. Dies berichtet die Zeitung Iswestija.
Im Rahmen eines Entwicklungsprogramms zur digitalen Wirtschaft hat die russische Regierung beschlossen, die Hürden für hochqualifizierte Spezialisten aus dem Ausland zu senken. Das Finanzministerium hat den Auftrag erhalten, entsprechende Veränderungen im Steuergesetzbuch vorzunehmen. Sie sollen bis Ende 2018 in Kraft treten.
Zahlreiche Experten unterstützen die Idee, eine separate HQS-Steuerkategorie einzuführen. Ausländische Steuerzahler sollen künftig einfacher an Zertifikate gelangen, die zur Registrierung als Steuerresident notwendig sind.
Steuerpflicht in Russland
Alle natürlichen Personen, die Einkünfte für ihre Tätigkeit in Russland beziehen, unterliegen der Einkommensteuerpflicht. Es gelten laut Rödl & Partner vier Einheitssätze für unterschiedliche steuerliche Einkünfte:
- 13 Prozent – für sogenannte „Steuerresidenten“
- 30 Prozent – für sogenannte „Nichtsteuerresidenten“
- 9 Prozent – für Dividenden
- 35 Prozent – für diverse Erträge aus Bankprodukten, Vorteilsgewährungen (zinsvergünstigte Darlehen), Spiel- und Lottogewinne etc.
Durch die Initiative der Regierung werden hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland künftig leichter in die erste Kategorie eingeordnet. Zur Erinnerung: HQS sind laut Gesetz Ausländer, die über Kenntnisse in einem konkreten Tätigkeitsbereich verfügen und ein Gehalt von mindestens zwei Millionen Rubel (einschließlich Einkommensteuer) pro Jahr erhalten.
Mangel an Arbeitskräften
Ein Grund für die Maßnahme ist das „demographische Loch“ der 1990er-Jahre. Seither ist die Anzahl der erwerbsfähigen Personen um eine Million zurückgegangen, schätzt das Ministerium für Wirtschaft und Entwicklung. Aufgrund dieser Situation werde Russland rund 0,5 Prozentpunkte des nationalen BIP einbüßen.
Die Regierung will dem Mangel an Arbeitskräften entgegenwirken, indem sie mehr Spezialisten aus dem Ausland anlockt. Allerdings geht aus den Berichten nicht hervor, wie genau das Verfahren vereinfacht werden soll. Laut Wirtschaftsministerium soll der Regierung bald ein entsprechender Gesetzentwurf vorgelegt werden.
HQS erhalten bereits Steuervorteile
Der Rechtsexperte Roman Scherebzow („Pepeljajew-Group“) befürwortet die Idee, eine spezielle HQS-Steuerkategorie einzuführen. Jedoch betonte er, dass ausländische Spezialisten bereits von zahlreichen Privilegien profitieren. Unabhängig von ihrem Status als Steuerresident müssten HQS bereits zum jetzigen Zeitpunkt lediglich 13 Prozent Einkommenssteuer entrichten.
Die Steuerexpertin Maria Wolkowa („Leontjew & Partner“) hält es für sinnvoll, das Verfahren zur Beantragung notwendiger Zertifikate zu vereinfachen. Derzeit sei es innerhalb eines Jahres erst ab dem 183. Aufenthaltstag möglich, beim Föderalen Steuerdienst (FNS) einen Antrag auf den Status als Steuerresident zu stellen. Laut Wolkowa sollte dieser Vorgang für HQS ab dem ersten Aufenthaltstag ermöglicht werden.
Strategie zur digitalen Wirtschaft
Die Umsetzung der Strategie „Digitale Wirtschaft“ wird gemeinsam mit dem Innovationszentrum Skolkowo durchgeführt. Im russischen Forschungs- und Industriegebiet nach dem US-Vorbild des Silicon Valley sollen hochmoderne Technologien entwickelt werden. Neben Steuervorteilen für HQS plant die Regierung, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu fördern.