AHK-News zum Russlandgeschäft am 10. April 2018

Tagesübersicht der AHK Russland am 10. April 2018

Diese Meldungen stammen aus dem Morgentelegramm der AHK Russland. Das Morgentelegramm ist ein exklusiver AHK-Newsletter mit einer Nachrichtenübersicht zur Wirtschaft in Russland.


USA verhängen neue Sanktionen gegen russische Personen und Firmen

Das US-Finanzministerium hat am Freitag auf Basis des im vergangen Sommer beschlossen CAATSA-Sanktionsgesetzes Strafmaßnahmen gegen 24 russische Personen (7 „Oligarchen” und 17 Top-Beamte) sowie 15 Unternehmen verhängt. Unter den sanktionierten Personen befinden sich unter anderem Oleg Deripaska (Aluminium-Konzern Rusal, En+ Group und weitere), Gazprom-CEO Alexej Miller, Viktor Vekselberg (Renova Group), Andrej Kostin (Vorstand der VTB-Bank) und Andrej Akimow (Gazprombank). Gelistet sind auch Privatunternehmen unter Kontrolle der Oligarchen: etwa Rusal, die GAZ Group, die En+ Group, Surgutneftegaz oder Renova.

Zudem wurde das staatliche Waffenhandelsunternehmen Rosobornexport und seine Tochter, die RFC Bank, sanktioniert. Die Aktiva der genannten Personen und Firmen in den USA werden eingefroren, US-Bürger und -Unternehmen dürften keine Geschäfte mit den Gelisteten machen, zudem besteht ein Einreiseverbot in die USA. „Zusätzlich könnten auch Sanktionen gegen Nicht-US-Bürger verhängt werden, die wissentlich signifikante Transaktionen für die sanktionierten Individuen und Organisationen (oder in deren Namen) ausführen“, heißt es weiter in der Erklärung des Ministeriums. Unternehmen und Bürger aus anderen Ländern laufen also ebenfalls Gefahr, unter Sanktionen zu fallen.

Die Maßnahmen, die sich vor allem gegen das Umfeld des Kreml richten, das von dessen Politik profitiere, seien nicht von einem einzelnen Ereignis ausgelöst worden: „Die russische Regierung unternimmt weltweit eine Reihe von bösartigen Aktivitäten, darunter die Besetzung der Krim und die Anstiftung zu Gewalt in der Ostukraine. Sie versorgt das syrische Assad-Regime mit Material und Waffen, während es seine eigenen Zivilisten bombardiert und versucht, westliche Demokratien mit bösartigen Cyber-Angriffen zu untergraben“, so US-Finanzminister Steven Mnuchin. Die Aufhebung der Sanktionen ist nur mit Zustimmung des US-Kongresses möglich.

Quellen: Erklärung des US-Finanzministeriums (EN), Liste des US-Finanzministeriums (EN), FAQ des Ministeriums (EN), Vedomosti (RU),Interfax (RU), Kommersant (RU) NZZ, ZEIT, Reuters (EN), NZZ 2


Auswirkungen der Sanktionen auf die russische Wirtschaft

Als Reaktion auf die Sanktionen brachen gestern Rubel und Aktienkurse ein. Der Moskauer Aktienindex RTS verlor gestern rund 12% – der wohl größten Tagesverlust seit etwa 4 Jahren. Der Dollar überschritt die Marke von 60 Rubel, der Euro stieg auf 74 Rubel an.

Quellen: SpiegelBloomberg (EN), FTT-Online

Auf die Firmen auf der Sanktionsliste hatte die Sanktionsankündigung eine deutliche Wirkung.

  • So warnte der Aluminiumkonzern Rusal über das Risiko von Zahlungsausfällen durch die US-Sanktionen. An der Börse Hongkong brachen die Aktien daraufhin um 49% ein. Medienberichten zufolge rechnet die Firma mehr als 60 Prozent ihrer Geschäfte in Dollar ab, will aber auf andere Währungen wechseln. Aluminium verteuerte sich auf dem Weltmarkt. / Handelsblatt, Vedomosti(RU), TASS (EN)
  • Die Aktien der Holding En+, die ebenfalls mit Oleg Deripaska assoziiert wird, wurden am Montag vom Handel an der Moskauer Börse ausgenommen. Am Freitag hatten sie rund 30% verloren. Zwei unabhängige Direktoren verließen den Vorstand des Unternehmens. / Vedomosti (RU), Kommersant (RU), En+ (EN)
  • Der Schweizer Maschinenbauer Sulzer hat rund 5 Mio. seiner Aktien vom russischen Unternehmen Renova, das dem ebenfalls sanktionierten Milliardär Viktor Vekselberg gehört, zurückgekauft. Die Beteiligung Renovas an Sulzer sank von 63,2 auf 48,8%. / Sulzer, Vedomosti (RU)
  • Die Anteile der VTB-Bank haben 10% an Wert verloren, nachdem ihr Vorsitzender Andrej Kostin auf der Sanktionsliste auftauchte. / Kommersant (RU)
  • Obwohl nicht direkt betroffen, verlor die Sberbank-Aktie stellenweise bis zu 20% an Wert. Die Bank erklärte, ihr Gesamtrisiko in Bezug auf die sanktionierten Unternehmen liege bei weniger als 2,5% der Aktiva. / Kommersant(RU), Vedomosti(RU)
  • Auch weitere Unternehmen wie Norilsk Nickel, Mechel, Rosseti, Aeroflot, TMK und Sistema mussten im Laufe des Tages deutliche Einbußen hinnehmen. / NZZ

Das Vermögen der 50 reichsten Russen verringerte sich Medienberichten zufolge innerhalb eines halben Tages um fast 12 Mrd. US-Dollar. Die Geschäftsleute auf der Sanktionsliste, die insgesamt bis zu 30 Mrd. Dollar schwer sein sollen, haben demnach seit Freitag geschätzt 3,3 Mrd. Dollar verloren haben – vor allem Deripaska (-1,3 Mrd. auf 4 Mrd. Dollar) und Vekselberg (-0,96 Mrd. auf 13,6 Mrd.).

Quellen: Meduza(EN), Meduza 2 (EN), TheBell (RU)


Wie die russische Regierung reagierte

Russlands Premierminister Dmitrij Medwedew sagte, die Regierung prüfe bereits mögliche Hilfsmaßnahmen für die betroffenen Branchen und Unternehmen. Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow nannte die neuen US-Sanktionen „ungeheuerlich hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit“. Sie verletzten alle Regeln und Gesetze. Russland werde eine „harte Antwort“ geben. In einer Erklärung des russischen Außenministeriums wurde die “Beschlagnahme von Privateigentum und Geld” mit “Diebstahl” gleichgesetzt. Die neuen Strafmaßnahmen sollten nur darauf abzielen, “Konkurrenten am Weltmarkt zu eliminieren”.

Quellen: Moscow Times(EN),Kommersant(RU), Kommersant 2(RU), Vedomosti(RU), Handelsblatt,Interfax(RU), Tagesschau, RG(RU)