Armenien und Aserbaidschan einigen sich auf Waffenruhe

Nach zwei Tagen schwerer Kämpfe haben sich Armenien und Aserbaidschan auf eine Waffenruhe geeinigt. International steigt die Angst vor einem weiteren Konflikt im postsowjetischen Raum und Armeniens Ministerpräsident Paschinjan gerät unter Druck.

Die Waffen schweigen wieder – vorerst. Seit Mittwoch 20 Uhr Ortszeit gelte die Feuerpause, sagte der Sekretär des armenischen Sicherheitsrates, Armen Grigorjan, im Fernsehen in Erewan. Laut Grigorjan sei die Vereinbarung zur Waffenruhe unter Beteiligung der internationalen Gemeinschaft geschehen. Eine Bestätigung der aserbaidschanischen Seite gab es zunächst nicht. Das armenische Verteidigungsministerium teilte am Abend mit, dass der Beschuss abgeflaut sei. In der Nacht auf Dienstag war die im November 2020 vereinbarte Waffenruhe gebrochen worden: das armenische Verteidigungsministerium hatte Beschuss durch Aserbaidschan gemeldet, die Gegenseite sprach von vorausgegangenen Sabotageakten durch armenische Truppen.

Daraufhin hatten Politiker westlicher Staaten sowie Russland zu einer Deeskalation aufgerufen. „Dieser Konflikt macht keinen Sinn“ sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am Mittwoch in Berlin bei einer Pressekonferenz mit Georgiens Ministerpräsident Irakli Garibaschwili. Armenien hatte angesichts der aserbaidschanischen Angriffe Russland um Hilfe gebeten. Ministerpräsident Nikol Paschinjan bat in einem Telefonat mit Präsident Putin um Unterstützung durch die Militärallianz OVKS (Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit), welches aus den sechs ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Russland und Tadschikistan besteht. Dazu kam es nun aber nicht.

Während in benachbarten Staaten die Angst wächst vor einem weiteren schweren Krieg im postsowjetischen Raum, steigt in Armenien der Druck auf die Regierung. In der Hauptstadt Eriwan forderten tausende Demonstranten am Abend den Rücktritt Paschinjans. Der Vorwurf: Nachgiebigkeit gegenüber Aserbaidschan.

Titelbild
Foto: Wikimedia Commons (CC.3.0). Bearbeitung: Ostexperte.de