Niederlande vereiteln russischen Cyber-Angriff auf OPCW

Niederlande vereiteln russischen Cyber-Angriff auf OPCW

Die Niederlande haben laut Eigenangaben einen russischen Angriff auf die Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag vereitelt. Vier russische Spione seien bereits im April des Landes verwiesen worden, erklärte das Verteidigungsministerium.

Laut der niederländischen Verteidigungsministerin Ank Bijleveld hätten die russischen Spione versucht, in das Computernetzwerk der Anti-Chemiewaffen-Organisation OPCW einzudringen. „Russland muss diese Operationen stoppen“, sagte Bijleveld auf einer Pressekonferenz. Die Ermittler vermuten hinter dem Angriff den russischen Militärgeheimdienst GRU.

Die vier Russen waren angeblich am 10. April mit einem Diplomatenausweis in die Niederlande eingereist. Die Verdächtigten hätten an einem Hotel in der Nähe des OPCW-Gebäudes geparkt. Die Spione sollen unter anderem einen Signalverstärker sowie ein Mobiltelefon mit Verbindung zum GRU-Büro in Moskau gehabt haben. Das Verteidigungsministerium veröffentlichte Bilder der Spezialausrüstung auf Twitter.

Angebliche Spionagetätigkeiten in der Schweiz

Bereits im September ist bekannt geworden, dass zwei russische Spione versucht haben sollen, in das Chemielabor der OPCW in der Schweiz einzudringen. Das Schweizer Außenministerium EDA hatte Russland aufgefordert, alle Spionagetätigkeiten auf dem Territorium der Schweiz einzustellen. Die russische Botschaft nannte die Vorwürfe „schlichtweg absurd“.

Der niederländische Militär-Geheimdienst veröffentlichte Fotos und Namen der Verdächtigten. Sie sollen angeblich auch Angriffe in der Schweiz und auf die Untersuchungen zum Abschuss des Passagierflugzeuges MH17 geplant haben.

Russland müsse „wegen seiner unverhohlenen Versuche, internationales Recht und Institutionen zu untergraben“, bloßgestellt werden, erklärte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Die Regierung in Moskau müsse ihr „rücksichtsloses Verhalten stoppen“.

Skripal-Affäre und Chemiewaffen in Syrien

Medienberichten zufolge gibt es mehrere mögliche Motive für einen russischen Angriff auf die OPCW. Zum einen hätten die Chemiewaffen-Experten in jüngster Zeit den Einsatz von Chemiewaffen gegen Zivilisten in Syrien dokumentiert. Der von Russland unterstützte syrische Präsident Baschar al-Assad steht im Verdacht, diese Waffen eingesetzt zu haben.

Zudem stehe der Vorfall möglicherweise in Verbindung mit dem Giftangriff auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien. Die Untersuchungen werden auf Bitten der Regierung in London von OPCW-Experten geleitet. Großbritannien und die Mehrzahl der EU-Länder beschuldigen Russland, mit dem versuchten Mordanschlag in Verbindung zu stehen. Die USA hatten deshalb entsprechende Strafmaßnahmen gegen Moskau verhängt.

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