Start-up-Gründer: „Russland hat einen großartigen Markt“

Onetrak-Gründer: „Russland hat einen großartigen Markt für E-Health-Produkte“

Egal ob Fitness-Armbänder oder Smartwatches – die sogenannten „Wearables“ werden immer beliebter. Auch in Russland halten die tragbaren Geräte zunehmend Einzug. Michail Prepelitskiy ist Gründer des russischen Start-up-Unternehmens Onetrak, das auf Fitness-Tracker spezialisiert ist. Im Interview spricht er über E-Health, Telemedizin und die Besonderheiten in Russland.

Erleben Sie Michael Prepelitskiy am 21. September auf der RUSummit 2018 in Berlin.

Zur Person
Michael Prepelitskiy ist Gründer des russischen E-Health-Unternehmens ONETRAK, der erste russische Hersteller von Wearebales im Gesundheitsbereich. Der Jungunternehmer ist in Russland geboren und in den USA aufgewachsen. Bereits nach seinem Studium hat Michael ein Unternehmen gegründet, das sich mit der Finanzierung von Start-ups beschäftigt.

Einige Jahre darauf ist er nach Russland zurückgekehrt und gründete sein Herzensprojekt ONETRAK. Zudem leitet er den Sonderausschuss zur Digitalisierung des Medizinwesens im landesweiten Branchenverband “Business Russia”.


Herr Prepelitskiy, womit beschäftigt sich ONETRAK genau?

Das Monitoring des Gesundheitszustandes mit den Fitness-Armbändern von ONETRAK ist Bestandteil der Telemedizin. Die Anwendung kann nicht nur dem Arzt behilflich sein, sondern auch dem Verbraucher selbst. Das Ziel besteht darin, den Nutzer zu animieren, mehr auf die Gesundheit und den Lebensstil zu achten. Dazu gehören Grundelemente wie Bewegung, Ernährung und Schlaf.

Wie ist ONETRAK entstanden?

Die ursprüngliche Idee ist aus meiner persönlichen Lebensgeschichte entstanden. Aufgrund meines Übergewichtes von 150 Kilogramm begann ich, mich mehr um meine Gesundheit zu kümmern. Als mein Freund die Entwicklung sah, hat er mich dazu animiert, ein Unternehmen in diesem Bereich zu gründen. Daraufhin habe ich 2014 dieses Projekt ins Leben gerufen und bin nach Russland gekommen, um es zu realisieren. Ich habe mich auf die Suche nach Programmierern begeben. Wenn es darum geht, kreative Köpfe zu finden, dann ist das Preis-Leistungsverhältnis in Russland unschlagbar.

Wir sind der erste Hersteller der tragbaren Elektronik in Russland und entwickeln uns permanent weiter. Angefangen mit einem einfachen Fitness-Armband bauen wir unsere Produktpalette derzeit aus. Künftig wollen wir eine Reihe an Geräten anbieten, die aufeinander abgestimmt sind. Das Ziel ist es, ein System für die Gesundheitsprävention zu schaffen.

Warum haben Sie Ihr Unternehmen in Russland gegründet ?

Ich bin der Meinung, Russland hat einen großartigen Markt und zur jetzigen Zeit auch eine hervorragende Plattform, um Projekte zu realisieren. Es existieren sehr viele Programme und Stiftungen, die extra dafür erschaffen wurden, um Start-ups aus verschiedenen Bereichen zu unterstützen. Die Unterstützung ist so gut, dass selbst im internationalen Vergleich Moskau als einer der besten Orte zum Gründen bezeichnet wird. Zum heutigen Standpunkt merke ich die Entwicklung auch in anderen Regionen Russlands. Und das Innovationszentrum Skolkowo ist das beste Beispiel dafür, dass sich Technoparks auch in Russland entwickeln.

Wie haben Sie Ihr Produkt auf den russischen Kunden abgestimmt?

Russlands Markt ist sehr universell in jeglicher Hinsicht. Erstens gibt es die Möglichkeit, vor Ort zu entwickeln und zu produzieren. Zweitens bietet Russland 145 Millionen potenzielle Kunden. Und drittens ist die Anzahl der Hersteller, die sich ausschließlich auf den russischen Kunden spezialisieren, sehr gering. Die Big Player in diesem Bereich fokussieren sich in erster Linie auf den US-amerikanischen und europäischen Markt. Daher wollen wir ein Produkt erschaffen, das den Bedürfnissen des russischen Kunden entspricht.

Wenn ein ausländisches Unternehmen Produkte auf dem russischen Markt anbieten möchte, dann müssen nicht nur Formalitäten wie das Steuersystem berücksichtigt werden, sondern auch die Mentalität der Verbraucher. Der Lebensstil, die Kultur und die Werte unterscheiden sich zum Teil sehr stark vom Westen. Ich habe lange Zeit in den USA gelebt. Seitdem ich wieder in Russland bin, habe ich das Gefühl, viele Menschen können die russische Seele nicht verstehen. Es braucht teilweise eine gewisse Härte, um in diesem Land überleben zu können.

Haben Sie Bedenken, von chinesischen Mitbewerbern verdrängt zu werden?

In Vergangenheit haben sich die chinesischen Hersteller auf billige Produkte fokussiert. Unser Ziel ist es, dem Kunden eine hohe Qualität zu bieten und ein Produkt zu entwickeln, das auf den russischen Verbraucher abgestimmt ist. In Zusammenarbeit mit Universitäten arbeiten wir Algorithmen, Parameter und Herangehensweisen aus, die von dem russischen Gesundheitsministerium verifiziert sind. Uns ist es wichtig, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in die Entwicklung einfließen.

Unser Produkt ist auf den russischen Verbraucher abgestimmt. Ein wichtiger Faktor ist die Ernährungsdatenbank, die unser Produkt enthält. Es besteht aus 16 Mio. verschiedenen Kombinationen mit russischen Produkten und Gerichten, die täglich konsumiert werden. Dazu gehören die typischen Gerichte wie Borscht oder Pelmeni, aber auch Produkte aus den Restaurantketten und Supermärkten, die es nur in Russland gibt. Und das kann man nur realisieren, wenn man hier vor Ort ist. Ein chinesischer Billighersteller kann da nicht mithalten.

Wie entwickelt sich das Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise in Russland?

Die Tatsache, dass in letzter Zeit in Russland immer mehr Fitnesscenter entstehen, zeigt bereits, wie stark das Segment wächst. In Russland gibt es ja die Einstellung, dass der Mann niemals krank wird. Also wird die Hilfe des Arztes gar nicht oder zu spät in Anspruch genommen. Unsere Ideologie geht in Richtung der Präventiv-Medizin, wobei auf eine Diagnose die Ausarbeitung eines Lebensstils erfolgen sollte, der einer medikamentösen Behandlung entgegenwirkt. Daher führen wir bereits jetzt Pilotprojekte unter Einbeziehung der Medizinstruktur durch.

Vielen Dank für das Interview Herr Prepelitskiy.

Dieses Interview führte Ostexperte.de-Autorin Elena Schneider.